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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Runde.
    Franz Leopold nickte, aber Alisa war abgelenkt. Sie sah zu Malcolm hinüber, der sich mit Vincent über ein großes Stück Papier beugte. Neugierig trat sie näher. »Was habt ihr denn da?«
    »Ein Beutestück, das ein gewisser Vyrad dazu verwenden will, einen unerlaubten Alleingang zu rechtfertigen«, gab Vincent ein wenig säuerlich zurück. Alisa hob fragend die Brauen.

    »Nun hör aber endlich auf«, rief Malcolm ärgerlich. »Du tust ja gerade so, als wäre ich noch ein Kind oder hätte mich unter den Klingen einer Horde Vampirjäger alleine davongeschlichen.« Malcolm raffte die Karte zusammen. »Da sie dich nicht besonders zu interessieren scheint, macht es dir ja nichts aus, wenn ich sie Alisa schenke!« Er drehte Vincent den Rücken zu. Der mürrische Ausdruck verschwand und wurde von einem strahlenden Lächeln ersetzt. Er reichte Alisa die Karte mit einer Verbeugung. »Du bist doch an solchen Dingen interessiert.«
    Alisa war ein wenig verblüfft. Malcolm hatte in letzter Zeit nicht mehr den Eindruck gemacht, als wäre er an ihrer Gesellschaft interessiert. Viel mehr hatte sich in ihr der Verdacht erhärtet, er würde sich in seine Vernarrtheit in das Mädchen aus Rom hineinsteigern. Warum nun dieses Geschenk? Um Vincent für seine Rüge zu strafen? Vermutlich. Dennoch nahm sie es an.
    »Was ist das?«, fragte Alisa und faltete den Plan auseinander. »Oh, eine Karte der unterirdischen Gänge und Kammern. Sieh mal, das hier ist nicht ganz richtig. Hier kreuzen sich die Wege in einem anderen Winkel. Und diese Kaverne müsste in ihren Abmessungen größer sein.«
    Malcolm beugte sich über die Karte und betrachtete die Stellen, auf die Alisa deutete. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er versuchte, sich die Orte ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie waren im Zuge ihrer Übungen nur einmal dort gewesen. Ob er sich nun erinnerte oder nicht, jedenfalls versicherte er Alisa, dass sie recht habe. Ein wenig erstaunt sah er sie an.
    »Du hast eine fantastische Beobachtungsgabe«, sagte er bewundernd, und sie schlug geschmeichelt die Augen nieder.
    »Danke, ich muss sagen, die Übungen der Pyras haben für einen Durchbruch gesorgt, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Es ist unglaublich, wie sich die Sichtweise ändert, wenn man seine Position stets exakt bestimmen kann. Somit baut sich ganz auto matisch ein genaues, räumliches Bild auf, das man nicht wieder vergisst.«
    Das konnte Malcolm anscheinend nicht ganz nachempfinden, er nickte aber dennoch.

    »Wo hast du diese Karte gefunden?«, fragte Alisa. »Ich kann mir vorstellen, es war eine mühevolle Arbeit für die Menschen, diese Vermessungen durchzuführen und die Ergebnisse zusammenzutragen. Das haben sie nicht in wenigen Tagen gemacht. Ich vermute, das sind Forschungsergebnisse von Jahrzehnten! Vielleicht stammen die Grundlagen sogar noch aus den Zeiten, als die ersten inspecteurs des carrières unterwegs waren und die einsturzgefährdeten Gänge ausbesserten. Man sieht ja an vielen Ecken die Jahreszahlen der Arbeiten eingemeißelt.«
    Malcolm nickte vage. »Kann sein.«
    »Sag schon! Woher hast du das wertvolle Stück?«
    »Aus dem Tiergarten«, nuschelte er.
    »Was?« Alisa dachte erst, er wolle sie auf den Arm nehmen. Was hatte solch eine Karte in einer Menagerie zu suchen? Dann kam ihr eine Idee. »Nicht etwa aus dem Haus, in dem Seigneur Thibaut gefangen gehalten wurde?«
    »Doch.« Malcolm nickte.
    »Und was hast du dort gemacht?«
    Als er nicht sofort antwortete, war ihr alles klar. Wider Willen spürte sie einen schmerzhaften Stich. »Du hast sie gesucht, nicht wahr?«
    »Wen?«, wehrte Malcolm ab, der offensichtlich bereute, sich überhaupt auf dieses Gespräch eingelassen zu haben.
    »He, halte mich nicht für einfältig. Das Mädchen aus Rom mit der roten Maske!«
    »Sie heißt Latona«, sagte Malcolm leise.
    »Sie ist hier in Paris, streite es nicht ab, ich habe ihren Duft im Park bemerkt. Hast du dich mit ihr getroffen?«, fragte Alisa neugierig.
    »Nein!«, sagte er nur, fügte aber vermutlich in Gedanken hinzu: Und das geht dich auch nichts an.
    Alisa musste ihm da recht geben, konnte aber nicht anders, als weiterzubohren, obwohl sie sich der Gefahr, ihn zu erzürnen, bewusst war. Neugierde war eine nicht zu unterschätzende Kraft!
    »Aber du hast es versucht, nicht wahr? Die Maske war für sie bestimmt. Hat Latona sie denn gefunden?«

    Malcolm hob die Arme. »Keine Ahnung. Die Maske ist jedenfalls weg, und ich kann nicht sagen,

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