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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sich zurück. Dafür stand Seymour mit aufgerichteten Ohren dabei.
    »Wetten, dass er ihr jedes Wort sofort übermittelt«, raunte Luciano ein wenig neidisch. Alisa nickte.
    »Ihr wart also gestern noch auf diesem Jahrmarkt in Faubourg Saint Antoine vor den Toren draußen?«
    Chloé schien zu überlegen. »Ja, ich glaube, es war gestern. Ich fühlte mich so seltsam, aber ich bin mit den anderen mitgegangen. Henri, Mireille, Martine, André, Éloise und einige andere. Ich weiß es nicht mehr. Es waren auch ein paar der Servienten dabei.« Sie ließ den Blick schweifen, doch er war verschleiert und irrte hin und her, bis er an Jolanda hängen blieb. Chloé hob die zitternde Hand. »Sie war auch mit - denke ich.«
    Seigneur Lucien drehte sich zu der Servientin um. »Stimmt das?«
    Jolanda hob die Schultern. »Wir sind erst gegen drei dort angekommen, da wir ja erst loskamen, nachdem der Unterricht beendet war.
Daher war auf dem Jahrmarkt nichts mehr los. An einem Lagerfeuer saßen noch ein paar Gestalten. Einer führte ein wenig Hokuspokus vor. Man roch schon von Weitem, dass ihr Blut vergoren war wie das Gebräu, das in einem Kessel brodelte. So hielten wir uns an die Schlafenden in den Wagen und Zelten, deren Blut noch rein war - zumindest so rein, dass es uns nicht schaden konnte.«
    Sébastien knurrte abfällig. »Das trifft auf dich zu und die ander en Servienten, die bei euch waren. Unsere Altehrwürdigen scheinen ihre Wahl weniger glücklich getroffen zu haben. Ich kann es nicht glauben, dass sie so in ihrem Urteilsvermögen getrübt sind!« Er ließ den Blick über den desolaten Haufen schweifen und schüttelte den Kopf. »Man sollte wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, abzutreten«, sagte er leise zu Seigneur Lucien, der ihn strafend ansah.
    »Es steht dir nicht zu, so etwas zu sagen!«
    »Vielleicht gibt es etwas Neues, mit dem sich die Menschen berauschen, ihre Sinne trüben und ihre Gesundheit zerstören«, schlug Gaston vor. »Früher tranken sie sich mit Wein und Gebranntem um den Verstand, dann nahmen sie Opium und Absinth. Es gibt immer wieder etwas Neues. Wer weiß, vielleicht hat das wandernde Volk etwas nach Paris gebracht, das auf ungewohnt heftige Weise unsere Sinne betäubt, wenn wir davon trinken. Ich schlage vor, dass ein paar von uns diesen Jahrmarkt und das Blut, das dort kreist, genauer untersuchen.«
    Seigneur Lucien war einverstanden und schickte Gaston mit drei anderen Servienten los.
    »Und warum hat dann Jolanda nichts abbekommen?«, wollte ein kleiner, dürrer Pyras wissen, dessen Name Alisa nicht kannte.
    »Vielleicht hat sie Glück gehabt«, sagte Claude mit einem Schulterzucken.
    »Sie und alle anderen Servienten?«, fasste der Schmächtige nach und hob die Brauen.
    Darüber diskutierten später auch Alisa und die Freunde. »Es hört sich für mich nicht nach einem Zufall an, dass es die Altehrwürdigen getroffen hat, aber keinen der Servienten. Das ist zu unwahrscheinlich.«

    »Was denkst du?«, wollte Luciano wissen. Er sah zwar Alisa an, doch Franz Leopold gab die Antwort.
    »Entweder verfügen die Servienten über feinere Sinne, haben die Gefahr gewittert und vermieden, während die Alten - abgestumpft wie sie sind - das verdorbene Blut getrunken haben. Oder …«
    »… sie haben alle von dem Blut getrunken, aber bei den Altehrwürdigen wirkt es stärker als bei den Servienten«, übernahm Alisa wieder.
    Luciano wiegte den Kopf hin und her. »Von so etwas habe ich noch nie gehört. Haltet ihr das wirklich für möglich?«
    Auch Franz Leopold und Alisa mussten zugeben, dass sie bisher keinen Fall kannten, bei dem Servienten und Reine so verschieden reagierten.
    »Ich frage mich nur, warum es Ghislaine ebenfalls so schlecht geht«, mischte sich Ivy ein, die scheinbar gar nicht zugehört hatte. »Sie war nicht bei den Jahrmarktsleuten, hat sie behauptet?«
    »Vielleicht weiß sie nicht einmal mehr, was sie getan oder wovon sie getrunken hat«, meinte Luciano.
    Ivy war nicht überzeugt. »Es ist jedenfalls sehr, sehr merkwürdig. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »In deinen ganzen einhundert Jahren nicht?«, fragte Franz Leopold ein wenig scharf.
    Ivy zuckte zusammen, sagte aber ruhig: »Nein, in meinen ganzen einhundert Jahren nicht.«
    »Kaum zu glauben, wo doch auf der Insel so viel Whiskey getrunken wird«, scherzte Luciano.
    »Kein Mensch kann so viel Whiskey im Blut haben, dass ein Vampir am nächsten Tag den Sonnenuntergang vergisst!« Ernst sah Ivy in die

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