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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verirren. Alisa rief in Gedanken die Ratten zurück, die sich sofort leise raschelnd um ihre Füße scharten. Sie ließ sie zwischen den Gitterstäben hindurchschlüpfen und bis zur letzten Abzweigung zurückhuschen.
    Alisa versuchte, sich aus den Sinneseindrücken der Ratten ein Bild zu formen. Da war jemand, eine hochgewachsene Gestalt. Gesichtszüge konnten die Ratten in absoluter Dunkelheit natürlich auch nicht erkennen. Doch sie gaben einen Eindruck der Bewegungen und seinen Geruch wieder, der Alisa sehr bekannt war.
    »Verflucht, Leo, was tust du hier?«, begrüßte sie ihn schroff, als er um die Ecke bog und sich dem geschlossenen Gitter näherte.
    Franz Leopold tat so, als müsse er überlegen. »Mal sehen, dir folgen, damit du in deinem Leichtsinn nicht in eine Gefahr stürzt, die dich Kopf und Kragen kostet? Ja, das könnte es sein.«
    »Ich kann sehr gut alleine auf mich aufpassen«, gab Alisa mürrisch zurück.
    »Was so viel heißt, wie: Ich will dich nicht dabeihaben, weil ich
selbst noch nicht davon überzeugt bin, dass das, was ich tue, mehr ist als ein Hirngespinst, und keiner davon erfahren soll, wenn der Versuch so sinnlos ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.«
    »Blödsinn!«
    »Ja? Dann kannst du mir ja das Gitter öffnen und mit mir zusammen gehen.« Franz Leopolds Gesicht war nun so nah an den Stäben, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spüren konnte.
    »Was ich vorhabe, ist nicht gefährlich. Geh zurück. Die anderen brauchen dich bestimmt dringender.«
    »Um Särge zu schleppen oder sabbernde Altehrwürdige zu füttern? Nein danke! Und nun mach das Gitter auf. Je schneller wir weiterkommen, desto früher sind wir wieder zurück.«
    Die Vamalia zögerte noch immer. »Das war meine Idee und ich werde sie alleine verfolgen.«
    Franz Leopold seufzte. »Wie kann man nur so störrisch sein! Soll ich gegen das Gitter rennen und es aus der Wand herausbrechen oder was willst du?«
    Alisa musste wider Willen lachen. »Nein, das will ich dir nicht zumuten. Du könntest deinen Frack ruinieren. Obwohl die Vorstellung etwas Unterhaltsames hat.« Sie zog den Schlüssel hervor und öffnete das Gitter noch einmal.
    »Besten Dank. Und nun wollen wir zusehen, dass wir das Phantom schnell aufspüren.«
    »Woher weißt du, dass ich zu Erik will?«, fragte Alisa erstaunt.
    »Weil ich dich und deine Sucht nach Büchern kenne und der Einfall gar nicht so schlecht ist. Also los.«
    In einmütigem Schweigen liefen sie nebeneinander her. Sie verließen den Untergrund bei dem schon vertrauten Schacht, eilten über die Brücke, unter der das Wasser der nächtlichen Seine schäumend dahinschoss, und verschwanden auf der anderen Seite wieder unbemerkt in der Tiefe. Sie nahmen den direkten Weg zum unterirdischen See und vertrauten darauf, dass Eriks Warnsystem ihre Ankunft melden würde.
    »Wir brauchen ihn nicht suchen«, sagte Alisa voller Zuversicht. »Er wird uns finden. - Hat uns schon gefunden«, korrigierte sie, als
sie seine Anwesenheit unvermittelt in der Nähe spürte. Wie machte er das nur? Er war für einen Menschen einfach unglaublich! Wie erwartet ließ er den Strahl seiner Laterne aufleuchten. Die beiden Vampire zwangen sich, ruhig stehen zu bleiben, während der Lichtschein über ihre Gesichter strich.
    »Alisa de Vamalia und Franz Leopold de Dracas, welch angenehme Überraschung.« Das Phantom neigte zur Begrüßung den Kopf. »Ist Ivy nicht mitgekommen?« Alisa spürte seine Enttäuschung, als sie verneinte.
    »Nun, was kann ich für euch tun? Ihr wollt doch nicht behaupten, dass euer Besuch in meinem Revier rein zufällig ist.«
    »Nein, wir haben dich gesucht, um dich um Hilfe zu bitten.«
    Erik sah sie einige Augenblicke starr an. »Womit könnte ein einfacher Mensch euch Vampiren helfen. Sucht ihr noch immer nach dem verschollenen Pyras?«
    »Nein - ja - das auch, aber es geht im Augenblick um eine dringlichere Frage, auf die wir uns eine Antwort in deinen Büchern erhoffen.«
    Sie spürte, dass sie das Interesse des Phantoms geweckt hatte. »Dann steigt ins Boot, damit wir alles in Ruhe in meinem Gemach besprechen können.«
    So lange hielt es Alisa nicht aus. Noch während Erik sie über den See ruderte, sprudelte es aus ihr hervor. Sie erzählte ihm alles, was ihr zu der ungewöhnlichen Veränderung der Altehrwürdigen einfiel, die in ihrem endgültigen Zerfall gipfelte, was es so noch nie gegeben hatte, wie sie am Ende betonte.
    Erik schwieg, bis sie sein Domizil erreicht und er die

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