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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hätte ich dir nicht so viel Geld gegeben«, entgegnete Latona kühl.
    Er zögerte. »Ich weiß nicht. Wenn der chef de cuisine das merkt, dann bekomme ich Ärger und eine Saftige hinter die Ohren.«
    »Dann musst du halt aufpassen, dass er dich nicht erwischt«, sagte Latona, die nur mühsam ihre Ungeduld bezähmen konnte. Der Küchenjunge zögerte noch immer. Latona unterdrückte einen Seufzer. Dass Jungen immer so schwierig sein mussten! Allerdings funktionierten sie auch alle gleich. Latona zwang sich zu einem strahlenden Lächeln und sah ihn mit einem Wimpernschlag flehend an.
    »Wenn du mir nicht hilfst, wer dann? Ich habe gleich an dich g edacht und wusste, du bist der richtige Mann, der mich nicht im Stich lässt!« Noch einmal spielte sie mit den Wimpern und lächelte, dass ihr Übelkeit in der Kehle brannte. Das war jetzt eben nötig. Sie warf ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu. Ja, es wirkte. Er schmolz und lächelte geschmeichelt. Verlegen senkte der Küchenjunge den Blick.
    »Aber natürlich helfe ich dir. Du hast dich an den Richtigen gewandt. Warte hier, ich bin gleich zurück.« Er drückte kurz ihre Hände,
und Latona musste sich zusammenreißen, um nicht zurückzuzucken.
    »Beeile dich«, hauchte sie.
    Der Junge sauste davon und kam schon bald mit dem Geforderten zurück. In eine alte Zeitung gewickelt, schob er es Latona in die Hand, sah sich aber nervös um, ob keiner den Diebstahl bemerkt hatte.
    »Ich bringe sie dir in ein paar Stunden wieder«, sagte sie und wich nun doch zurück, als er die Hand nach ihr ausstreckte.
    »Du willst sie zurückbringen? Ich verstehe nicht.« Er starrte sie verwirrt an. »Was hast du damit vor?«
    Doch Latona hatte das Päckchen bereits unter ihren Umhang geschoben und war aus der Küche gehuscht. Sie lief durch die abendliche Stadt. Sie musste ihren Schritt immer wieder bewusst zügeln, um in der Menge der umherschlendernden Passanten nicht aufzufallen. Um diese Zeit hatte es hier in dieser Gegend niemand eilig. Latona drängte sich zwischen den Studenten der Sorbonne hindurch, die im Quartier Latin den Abend mit Wein, klugen Reden und ihren Grisetten im Arm genossen. Dann leerten sich die Gassen, und als sie das Krankenhaus erreichte, war kaum mehr jemand unterwegs. In einem einsamen Hof zog sie sich Schürze und Haube über und trat dann mit einem selbstbewussten Lächeln auf den Wachmann am Tor zu.

    Am Abend ging es Hindrik ein wenig besser, sodass er seinen Sarg verlassen konnte. Er stützte sich nur ein wenig auf Alisas Schulter.
    »Du musst noch etwas trinken«, befahl sie ihm.
    Der Servient stöhnte. »Ich kann nicht mehr. Ich glaube, seit meiner Wandlung habe ich in einer Nacht nicht mehr so viel Blut zu mir genommen.«
    »Das tut dir gut und kräftigt dich. Noch wissen wir nicht, woher diese teuflische Heimsuchung kommt.«
    »Vielleicht ist der Spuk bald schon vorbei und vergessen. Seht, den Altehrwürdigen geht es heute Nacht auch besser.«

    Hindrik versuchte sich an einer wegwerfenden Geste, die ihm gänzlich misslang und nur seine Schwäche unterstrich. Dennoch war seine Beobachtung richtig.
    »Unseren Begleitern dagegen geht es zunehmend schlechter«, warf Ivy ein. »Ich fürchte, es ist noch nicht ausgestanden.«
    Alisa saß im Schneidersitz auf ihrem geschlossenen Sarg und blätterte einen Band von Eriks medizinischen Werken durch. Sie hatten all ihre Überredungskünste gebraucht, um ihm die Erlaubnis abzuringen, die Bücher - zumindest für ein oder zwei Nächte - mitnehmen zu dürfen. Schließlich stimmte Erik missmutig zu, holte zwei Säcke und half den beiden Vampiren, seine wertvollen Bücher zu verstauen.
    Nun saßen sie beisammen und blätterten in den Büchern. Sie hatten die Bände nach den Sprachen aufgeteilt, die sie am besten beherrschten. Luciano protestierte, als er den riesigen Stapel lateinischer Werke auf seinem Sarg sah, die er durcharbeiten sollte.
    »Das ist doch Unsinn! Wonach soll ich überhaupt suchen?«
    Alisa warf ihm einen flammenden Blick zu. »Das wissen wir auch nicht genau, doch immerhin besteht eine winzige Chance, dass wir dabei auf etwas stoßen, was uns gegen diese Seuche hilft. Ist das nicht die Mühe wert? Würdest du Francesco retten, wenn er unter den kranken Servienten wäre?«
    »Ist er aber nicht. Francesco ist vernichtet, für immer. Eine silberne Kugel hat sein Herz zerfressen, keine geheimnisvolle Seuche«, widersprach Luciano.
    »Und was, wenn sie auch nach uns greift? Nach Chiara und Maurizio? Noch

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