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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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runzelte ein wenig verwirrt die Stirn.
    »Ja. Wir fangen dort an, wo die ersten Altehrwürdigen zerfielen«, bestätigte Ivy. »Wenn Erik herausgefunden hat, was die Ursache ist, finden wir auch ein Gegenmittel.«
    Seigneur Lucien ließ den Blick über die noch immer zornigen Gesichter um ihn herum schweifen. Hatten sie nicht zugehört, oder waren sie zu dumm, Ivys Worte zu begreifen? Franz Leopold spürte, wie sich sein Körper anspannte.
    »Lasst sie durch«, befahl der Clanführer. »Haltet euch von dem Menschen fern und lasst ihn seine Versuche machen, aber bewacht seine Schritte und sagt mir sofort, wenn er etwas herausgefunden hat.«

FLUCHT
    Ivy neigte den Kopf in Richtung des Clanführers, griff nach Eriks Arm und führte ihn auf die noch immer dichte Mauer der Pyras zu. Sie zögerte nicht und die Vampire ließen sie passieren. Franz Leopold und Alisa folgten mit ihren Kisten. Luciano nahm dem Pyras die dritte Kiste ab und kam ihnen nach. Offensichtlich hatte er sich entschieden, sein Schmollen auf später zu verschieben, wenn es nichts mehr zu versäumen gab. Nun zog er es vor, sie zum Ort des Geschehens zu begleiten.
    Unten an der Treppe angekommen, führte Ivy das Phantom zum anderen Ende der Kaverne, wo in der Vertiefung die Särge der Altehrwürdigen gestanden hatten, die zu den ersten Opfern des heimtückischen Anschlags geworden waren.
    »Hier?«
    Ivy nickte. Erik holte zwei Lampen aus der ersten Kiste, die ein bemerkenswert helles Licht ausstrahlten, und sah sich in der Höhle um. Seine Augen hinter der Maske schienen rötlich zu funkeln wie die eines Vampirs.
    Vielleicht ist er gar kein richtiger Mensch mehr, dachte Franz Leopold. Irgendein Zwitter, halb Mensch, halb Geschöpf der Nacht.
    Erik warf den Pyras, die ihn vom anderen Ende der Höhle beobachteten, einen kurzen Blick zu, dann konzentrierte er sich ganz auf seine Aufgabe. Er ging in der Vertiefung sehr langsam auf und ab und suchte nach Hinweisen, die ihn auf die Spur des tödlichen Angreifers führen würden.
    »Farblos und geruchlos«, sagte er leise vor sich hin. Plötzlich blieb er stehen, beugte sich an der hinteren Wand hinunter und ging dann in die Knie. Sie war zum Teil aus natürlich anstehendem Kalkstein, einige Bereiche aber auch mit behauenen Blöcken vermauert. Erik ließ die Handfläche über den Stein gleiten, ohne ihn zu berühren.
Seine Bewegungen waren ruhig und kontrolliert. Er suchte systematisch die Wand ab, engte den Bereich immer weiter ein und hielt dann über einer Stelle inne. Er drehte den Kopf und sah zu Ivy hinüber, die sofort an seine Seite eilte.
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er hustete. »Sieh dir den Riss dort im Fels an und die kleinen Kristalle, die sich gebildet haben.« Ivy kniete sich neben ihn. Er nahm ihre Hand und hielt sie vor den kaum wahrnehmbaren Spalt, den er ihr gezeigt hatte. Franz Leopold wäre fast vorgestürzt, um ihm ihre Hand zu entreißen. Doch er unterdrückte den Impuls sofort wieder. Er war an Ivy nicht mehr interessiert. Solange dieser Mensch ihr nichts antat, gab es keinen Grund einzuschreiten.
    »Kannst du etwas spüren?«, fragte Erik. »Eure Sinne sind schärfer als meine.« Er schien zu zittern und wieder hustete er.
    »Ein Luftzug«, sagte Ivy nach einer Weile. »Von draußen in die Höhle herein.«
    Das Phantom nickte. Offensichtlich hatte sie ihm die Antwort gegeben, die er hören wollte. Er erhob sich und holte sich die Kiste, die Luciano getragen hatte. Er nahm einige seltsame Apparaturen mit Glaskolben und einer Feuerschale heraus. Dann schabte er die kleinen Kristalle ab. Manche von ihnen waren hell, an einer anderen Stelle hatte sich ein rötlicher Überzug gebildet. Franz Leopold konnte nicht genau sehen, was Erik tat, nur dass er sie mit verschiedenen Flüssigkeiten mischte. In manchen Röhrchen lösten sie sich auf, in anderen nicht. Dann hielt er die Glaskolben über die Flamme und verdampfte die Flüssigkeit. Wieder hustete er, und dieses Mal klang es so gequält, dass Franz Leopold dachte, das Phantom müsse sich gleich übergeben. Für einen Moment presste er die Hand gegen seinen Magen. Offensichtlich war ihm übel. Sein Atem ging schnell, als sei er gerannt, doch er arbeitete unbeirrt weiter.
    Nun nahm Erik ein kleines Stück kupferfarbenen Metalls aus seiner Kiste und tropfte eine der Lösungen darauf. Ein silberner Fleck entstand. Das Phantom nickte langsam. Als Letztes nahm Erik von dem rötlichen Staub und tauchte ihn auf einem

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