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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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haust.«
    »Ja, das könnte schwierig werden«, stimmt ihm Ivy zu. »Aber auch diese Barriere kann man mit ein wenig Magie überwinden. Geht ihr schon mal weiter. Vielleicht brauchen die anderen meine Hilfe.«
    Ehe Malcolm oder Luciano reagieren konnten, hatte sie sich in
eine Fledermaus verwandelt und schwirrte durch einen Schacht und ein Gitter hinauf in die Nacht.
    Luciano ballte die Fäuste. »Du nicht auch noch!«, schrie er ihr nach. »Das kannst du nicht machen. Verflucht sollt ihr alle sein!«
    Seymour schien seine Meinung zu teilen, denn er kläffte wütend.

    Schwer bepackt kehrten sie zum Quartier der Pyras zurück. Alisa, Franz Leopold und Ivy, die auf halbem Weg zu ihnen gestoßen war, trugen je eine Kiste in den Armen, die viel zu schwer für sie gewesen wäre, hätten sie nur über die Kräfte von Menschen verfügt. Erik hatte sich nur eine Tasche mit einigen Aufzeichnungen umgehängt und übernahm die Aufgabe, mit seinem eigenen Schlüsselbund die Gitter und Türen zu öffnen, die sie passieren mussten. Mit seiner Blendlaterne in den Händen ging er ihnen voraus. Erstaunlicherweise fragte er nur zweimal nach dem Weg, wenn sie eine der unzähligen Abzweigungen erreichten. Ansonsten wählte er zielsicher den richtigen aus, der sie auf schnellstem Weg zu den Pyras bringen würde. Franz Leopold fragte sich, ob das Phantom wusste, wo das Versteck zu finden war. Jedenfalls kannte er sich für einen Menschen viel zu gut in diesem wuchernden Moloch von unterirdischen Gängen aus und strahlte dabei eine solche Ruhe aus, dass der Dracas nur staunen konnte. Franz Leopold hätte nie gedacht, dass er einmal einem Menschen mehr Interesse entgegenbringen würde, als man es für seine nächste Mahlzeit übrig hat. Oder sogar eine gewisse Achtung für ihn empfinden würde! Nun jedoch musste selbst er zugeben, dass das Phantom außergewöhnlich war. Hatte er zu Anfang noch geargwöhnt, dieser Mensch sei einfach nur zu dumm, seine Lage richtig einzuschätzen, und empfinde deshalb keine Angst, so musste er diesen Eindruck nach einem heimlichen Streifzug durch Eriks Geist revidieren. Wobei er nicht einmal sicher war, ob er überhaut unbemerkt geblieben war. Ihm blitzte da ein Gedanke entgegen, fast als hätte das Phantom dieses Verhalten von ihm erwartet.
    Erstaunlich. Ganz erstaunlich.
    Er war nicht dumm und er war sich der Gefahr bewusst. Er schätzte
seine Chancen, dem Ganzen lebendig zu entkommen, eher gering ein, was ihn aber kaltließ. Seine Gedanken folgten logischen Bahnen und suchten ruhig überlegt die Verfahren zusammen, die am schnellsten ein Ergebnis bringen würden. Außerdem dachte er über mögliche Gifte und die entsprechenden Gegenmaßnahmen nach.
    An der nächsten Gittertür blieb Erik stehen, hielt sie den drei Vampiren mit ihrer Last auf und schloss sie dann wieder hinter ihnen.
    Er ließ sich nicht einmal einen Fluchtweg offen. Er war nicht dumm und wusste, dass eine Flucht sein Leben nicht retten würde. Wollte er es gar beenden? Legte er es darauf an, zu sterben oder zu einem Vampir gewandelt zu werden?
    Franz Leopold spürte, wie sich der Blick hinter der weißen Maske auf ihn richtete. Nein, Erik wollte nicht sterben. Was für ein seltsamer Mensch. Argwöhnisch beäugte er Ivy, die nun neben Erik herging und leise zu ihm sprach. Selbst wenn er ein außergewöhnlicher Mensch war, der durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit verdiente, widmete sich Ivy ihm für Franz Leopolds Geschmack mit viel zu großer Leidenschaft. Das nahm langsam Formen an, die man als Schwärmerei bezeichnen konnte. Fast wünschte Franz Leopold, dass diese Nacht mit Eriks Tod endete. Auf keinen Fall wollte er ihn als einen Servienten unter den Vampiren sehen! Nein, das wäre keine gute Lösung.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Erik plötzlich stehen blieb, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Er hob die Hände und presste sie sich wie unter Schmerzen auf beide Schläfen. Sie hatten den Bannkreis der Pyras erreicht.
    Erik machte noch einen beherzten Schritt nach vorn, stöhnte auf und taumelte wieder zurück. Ivy trat noch näher zu ihm und hauchte ihm Worte ins Ohr, unter denen die Anspannung seines Körpers nachließ.
    Eine Woge des Zorns überschwemmte Franz Leopold, die ihn selbst überraschte. Verflucht! Sie war nur eine Unreine. Er war darüber hinweg! Und überhaupt. Erik war ein Mensch. Ein dummer, zerbrechlicher Mensch mit einer Lebensspanne kaum länger als eine Ratte. Und genauso unwichtig wie die

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