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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Fledermaus? Ich dachte eben, den Luftzug ihrer Flügel spüren zu können.« Sie tastete mit ihren Gedanken nach dem Tier.
    »Ja, ich konnte drei von ihnen erwischen und hierherlocken«, bestätigte Ivy. »Bist du bereit? Ich überlasse dir eine.«
    Alisa dehnte vorsichtig ihren Geist aus, bis sie Ivy und die Fledermaus spüren konnte. Sie sandte beruhigende Signale an das Tier und die Bitte, es möge seine Sinne mit ihr teilen. Als sie spürte, dass die Fledermaus ihr keinen Widerstand entgegenbrachte, schickte sie sie ein Stück voraus, damit sie den Verlauf des engen Kanals und vor allem die zu Haufen zusammengeschobenen Hindernisse erkennen konnte.
    »Die zweite ist für dich, Leo«, sagte Ivy. »Wenn du möchtest, natürlich nur.«
    Für einen Moment dachte Alisa, er würde das Angebot schroff z urückweisen, doch dann dankte er Ivy knapp und übernahm das Tier.
    »He, und was ist mit mir? Glaubt ihr, es macht mir Spaß, mich
blind durch dieses widerliche Loch zu tasten?«, beschwerte sich Luciano.
    »Du bleibst an meiner Seite und ich teile die Bilder mit dir«, bot Ivy an und griff nach seiner Hand. Alisa spürte, wie er zwischen Freude und Empörung schwankte. Er umklammerte ihre Hand, als fürchte er, sie könne es sich anders überlegen, murrte aber: »Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst eine Fledermaus zu führen.«
    »Das weiß ich doch«, beschwichtigte ihn die Lycana. »Ich dachte nur …«
    Sie verstummte und sah zu Boden. Vermutlich wollte sie ihre Gedanken nicht mit Franz Leopold verbinden oder gar seine Hand nehmen, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war. Wobei Alisa darüber nur Vermutungen anstellen konnte. Sie hätte zu gerne Genaueres gewusst, aber Ivy schwieg sich darüber aus, und die Fähigkeit, unbemerkt in den Geist des Dracas einzudringen, besaß sie leider nicht.
    Und ich hoffe, dass du solch eine Fähigkeit niemals erlangen wirst! Nicht auszudenken, wenn unsereins permanent deiner zügellosen Neugier ausgesetzt wäre.
    »Leo! Raus aus meinem Kopf!«, rief sie und funkelte ihn böse an, obwohl er das in der Dunkelheit natürlich nicht sehen konnte. Dafür war ihr Zorn für ihn sicher mehr als deutlich zu spüren. Sie konzentrierte sich auf dieses Gefühl, um die Verlegenheit zu unterdrücken, die in ihr aufstieg. Was hatte er alles gesehen? Ihre Vorstellung, was zwischen ihm und Ivy passiert sein könnte? Sie musste diese Szenen unter allen Umständen verbannen, solange er noch um ihren Geist herumschwirrte. Doch gerade weil sie so angestrengt nicht daran denken wollte, standen die Bilder ganz deutlich vor ihrem inneren Auge.
    Alisa spürte, wie sich Franz Leopolds Gesicht zu einer Grimasse verzog, als leide er Schmerzen. Sein Ton allerdings klang herablassend, obwohl er die Stimme zu einem Flüstern senkte, dass nur sie ihn hören konnte.
    »Egal was passiert ist, es wird sich nicht wiederholen, das kann ich dir versichern! Und außerdem geht dich das nichts an. Wie wäre es, wenn du dir deine eigene Romanze zulegst, statt von Küssen zu
träumen, die es nie gegeben hat. Schnapp dir Malcolm. Er wartet nur darauf.«
    Alisa schwieg. Sie drängte sich an Ivy und Luciano vorbei und hastete den Kanal entlang, bis sie Fernand und Joanne einholte, die die Führung übernommen hatten. Wieder stellte sie fest, dass die beiden sich völlig sicher in der Dunkelheit bewegten.
    »Wie macht ihr das?«
    »Was?«, wollte Fernand wissen.
    »Im Dunkeln sehen!«
    »Wir sehen nicht direkt«, gab Joanne Auskunft. »Es ist mehr tasten und riechen.«
    »Ich verstehe nicht.« Im Gegensatz zu den anderen Erben und ihren Servienten ließen die Pyras ihre Hände nicht an den Wänden entlanggleiten und setzten dennoch ihre Füße forsch auf, ohne die Beschaffenheit des Grunds zu prüfen.
    »Die Ratten! Wir bedienen uns der Ratten«, erklärte Fernand. »Es funktioniert nicht so gut wie mit den Fledermäusen, die einem ein wirkliches Bild der Umgebung liefern, aber dafür lassen uns die Ratten an den Gerüchen teilhaben, die sie aufnehmen.«
    Alisa rümpfte die Nase. »Darauf kann ich gerne verzichten. Mir reicht schon, was wir Vampire hier unten riechen …«
    Fernand hob die Schultern. »Ja, wir sind gut, aber die Ratten sind besser, und das hilft uns von jeher bei der Orientierung. Hast du etwa geglaubt, wir brauchen in unseren Labyrinthen Fackeln oder Lampen?«
    Eine Ratte sauste quiekend an Alisa vorbei. Vielleicht vermittelte sie Fernand und Joanne gerade einen Eindruck davon, was hinter ihnen vor

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