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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mit dir?« Vorsichtig trat Alisa näher,
ohne den Fremden aus den Augen zu lassen, der nun eher verwirrt als angriffslustig wirkte.
    »Ja, warum?«
    »Er hat sie doch nur umarmt«, prustete Hindrik, der noch immer nicht aufhören konnte zu lachen.
    »Was?«
    »Zur Begrüßung!«
    Alisa starrte den massigen Kerl mit dem krummen Rücken an, der nun seine Reißzähne zu einem eher grimmigen als freundlichen Lächeln entblößte, und wusste nicht, ob sie nun stöhnen oder ebenfalls lachen sollte.
    »Ihr kennt ihn? Er ist ein Pyras?«
    Fernand grinste. »Du dachtest, er greift uns an, und wolltest uns vor ihm beschützen? Sehr nett von dir, aber nicht nötig. Das ist unser Oheim Sébastien.«
    Die Grimasse sollte wohl wirklich ein Lächeln sein. Der Pyras nickte und brummte. »So eine Überraschung. Lucien hat gesagt, ihr kommt erst im Sommer wieder und seid so lange bei den Deutschen drüben in Hamburg, um irgendwelche nützlichen Sachen zu lernen.«
    »Tja, manches Mal läuft es nicht so, wie man denkt«, meinte Joanne und lächelte verschmitzt. »Das sind übrigens Alisa und Hindrik von den Vamalia.«
    Neugierig traten nun auch die anderen Erben und ihre Begleiter in die Höhle. Sébastien musterte sie verdutzt.
    »Die habt ihr alle mitgebracht?« Fernand nickte. »Wer sind die und was wollen sie hier?«
    »Das, lieber Oheim, sind die Erben der Vamalia, der Dracas, der Nosferas, der Lycana und der Vyrad mit ihren Servienten, und sie sind gekommen, um das Akademiejahr bei uns zu verbringen und von unseren Fähigkeiten zu lernen!«
    Diese lange Rede seiner Nichte musste Sébastien erst einmal verdauen. Er sah von einem zum anderen.
    »Seltsam«, sagte er schließlich, »Lucien und Thibaut haben uns gar nichts davon gesagt.«

    Fernands Grinsen wurde noch breiter. »Das liegt vermutlich daran, dass sie selbst noch nichts von ihrem Glück wissen.«
    »Ihr wollt sie damit überraschen?« Der Oheim wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das ein guter Einfall ist. Unsere Seigneurs lieben Überraschungen nicht besonders.«
    Joanne machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, was soll’s. Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Dann müssen sie sich eben später an den Gedanken gewöhnen. Jetzt wird es erst einmal Zeit, dass wir einen Platz zum Schlafen für alle finden.« Sie gähnte herzhaft. »Wenn ich mich nicht täusche, dann geht die Sonne in ein paar Minuten auf.«
    Sébastien grinste, was ihn noch wilder aussehen ließ. Er hieb Joanne auf den Rücken, dass sie einen Satz nach vorn machte und fast der Länge nach im Schmutz gelandet wäre, hätte Alisa sie nicht aufgefangen.
    »Ich habe dein freches Mundwerk vermisst, kleine Nichte. Wie schön, dass ihr wieder da seid. Und nun folgt mir. Wollen mal sehen, wo wir euch unterbringen.«
    Flinker, als Alisa es diesem massigen Vampir zugetraut hätte, durchquerte er die Höhle und verschwand in einem Gang auf der anderen Seite. Eine Schar Ratten wuselte um seine Füße.

NEUE SÄRGE
    Ivy erwachte in einem fremden Sarg. Wie üblich war sie vom ersten Augenblick an hellwach. Sie befanden sich in Paris bei den Pyras, und dies war eigentlich die Ruhestatt einer ihrer Servienten, den Seigneur Lucien am Morgen kurzerhand vertrieben und dazu verdammt hatte, irgendwo auf dem Boden zwischen Schutt und Kalksteinblöcken den Tag in seiner Todesstarre zu überdauern. Er und mehr als ein Dutzend andere, darunter auch einige jüngere Pyras reinen Blutes, wurden ihrer Schlafplätze beraubt, um in der Kürze der Zeit, die bis Sonnenaufgang verblieb, Särge für die Erben zu haben. Ihre Begleiter suchten sich wie die vertriebenen Pyras eine Ecke, wo sie sich niederlegen konnten. Ivy beobachtete interessiert, dass der Seigneur bei seiner Auswahl nur nach Alter und Erfahrung seiner Clanmitglieder entschied, soweit sie das bei den Servienten feststellen konnte. Die Pyras schienen der einzige Clan zu sein, bei denen gar kein Unterschied zwischen Reinen und Schatten gemacht wurde. Auch Joanne und Fernand mussten als die Jüngsten ohne Sarg auskommen. Wenigstens brauchten sie hier unten weder die Sonne noch eine unerwartete Störung durch Menschen zu befürchten, versicherte ihnen der Ältere der beiden Brüder, die den Clan der Pyras anführten. Den Zweiten, Seigneur Thibaut, bekamen sie nicht zu Gesicht.
    Obwohl Sébastien behauptet hatte, die Brüder würden Überraschungen nicht mögen, hatte Lucien eher verwirrt und abwesend gewirkt, denn verstimmt. Ivy dachte über seine seltsame

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