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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sind.«
    Ivy wiegte den Kopf. »Sicher, an körperlicher Kraft und Schnelligkeit sind wir ihnen überlegen, aber ich weiß nicht, wer den größeren
Zwängen unterliegt. Sie können sich Tag und Nacht frei bewegen, wir fallen in eine Todesstarre, die wir nicht durchbrechen können, und verbrennen, wenn uns ein Sonnenstrahl trifft. Sie trinken und essen die unterschiedlichsten Dinge. Uns dürstet nur nach Blut, und wenn wir keines bekommen, werden wir immer stärker von diesem einen Drang beherrscht. Eine freie Wahl haben wir nicht.«
    Luciano hob die Schultern. Er wollte sich auf kein philosophisches Streitgespräch mit Ivy einlassen. Es war ihm lieber, still neben ihr herzulaufen und ihre Hand in der seinen zu spüren.
    Alisa beschleunigte ihre Schritte, bis sie neben Joanne ging, und fragte sie noch ein wenig über Nadar aus. Joanne legte grübelnd die Stirn in Falten.
    »Ich weiß nur, dass er Fotografien von Schauspielern und Malern macht und im Schaufenster seines Ateliers ausstellt und dass er ein Luftgefährt gebaut hat und damit geflogen ist.«
    »Ein Ballon?«, rief Alisa erstaunt. Joanne nickte.
    »Ha!«, rief die Vamalia triumphierend. »Dann habe ich schon von ihm gehört. Nadar hat ein Schraubenluftschiff konstruiert, und man behauptet, er habe damit Jules Vernes zu dem Roman Fünf Wochen im Ballon inspiriert. Er nannte seinen Riesenballon Le Géant und flog mit ihm von Paris bis nach Hannover. Zusammen mit Jules Vernes hat er eine Gesellschaft gegründet, die die Konstruktion von Luftschiffen fördert.«
    Zu Lucianos Erleichterung erreichten sie nun die Seine und mussten sich entscheiden, ob sie die unterirdischen Gänge verlassen oder den Fluss in einem Abwasserkanal unterqueren wollten. Alisa unterbrach ihren Vortrag.
    »Was schlägst du vor?«, fragte sie Joanne.
    Diese überlegte einige Augenblicke. »Es geht beides. Fernand und ich sind schon öfter durch den Kanal gegangen. Das Rohr ist weit genug, dass man sich gut bewegen kann, und schon ist man wieder oben.«
    »Und nur ein wenig nass und mit allem besudelt, was an menschlichen Hinterlassenschaften im Kanal so herumschwimmt«, ergänzte Franz Leopold, erntete von Joanne aber nur ein Schulterzucken.

    »Es wundert mich, dass ihr Pyras bei dieser Einstellung überhaupt noch an Beute herankommt. Riechen die Menschen euch nicht schon über Meilen?«
    Joanne ignorierte seine Bemerkung und wandte sich stattdessen an Ivy. »Was ist mit deinem Wolf. Er muss atmen, nicht wahr?«
    Ivy nickte. »Ja, er ist kein schlechter Taucher, aber wenn es nicht unbedingt notwendig ist, würde ich vorschlagen, wir gehen an die Oberfläche und benutzen eine der Brücken.«
    »Ist mir auch recht. Also dann kommt.« Joanne führte die Freunde zu einer Leiter - die sie Seymour hinaufheben mussten -, schloss das Gitter am Ende auf und trat dann in eine einsame, nächtliche Gasse hinaus, die sie zum Seineufer brachte. Lautlose Schatten huschten über die Brücke und verschwanden am anderen Ufer wieder unter der Erde.
    »Wir sollten an der Stelle anfangen, an der die Spur eures Seigneurs zum letzten Mal aufgenommen werden konnte«, sagte Franz Leopold. Joanne nickte.
    »Wir sind auf dem Weg dorthin.«
    »Kennst du die Stelle denn? Du warst bei der Suche doch nicht dabei«, wunderte sich Luciano.
    »Nein, ich kenne sie nicht«, gab Joanne freimütig zu.
    »Aber wie kannst du dann behaupten …?«, begann Alisa, aber Franz Leopold unterbrach sie.
    »Die Ratten sind unsere Führer, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte, nicht Joanne. Sie folgt ihren Anweisungen.«
    »So ist es«, bestätigte die Pyras und stieg in einen der schmaleren Kanäle ab, in dem zum Glück nur wenig Wasser floss. Dafür häufte sich zu beiden Seiten stinkender Unrat, um den sie, so gut es ging, herumbalancierten.
    »Es ist schon eine erstaunliche Symbiose, die die Pyras mit den Rattenstämmen eingegangen sind«, meinte Ivy, als sie wieder in einen trockenen Gang wechselten, der eher wie ein ausgedehnter Keller oder ein Verlies anmutete.
    »Still!«, stieß Franz Leopold aus. »Spürt ihr es nicht? Dort vor uns ist ein Mensch unterwegs.«

    Die anderen blieben stehen und nahmen die Witterung auf. Es gab hier viele Gerüche. Zu viele. Von Ratten, Vampiren und Menschen. Doch sie alle waren Tage oder zumindest mehrere Stunden alt. D arüber schwebte etwas - ganz frisch -, das zu einem Menschen gehören musste. Hier an dieser Stelle war er allerdings nicht langgekommen.
    »Dort vorn ist eine

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