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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Bett.«
    »Du wirst mich also niemals dorthin ausführen«, sagte Latona missmutig.
    »Nein, ganz bestimmt nicht! Lass uns morgen ins Theater gehen oder in die Operette. Wir müssen unbedingt Jacques Offenbachs Orphée aux Enfers sehen - oder Orpheus in der Unterwelt , wie es übersetzt heißt.«
    »Ja, gerne«, sagte Latona, obwohl sie sich des Gefühls nicht erwehren konnte, ihr Onkel verberge noch immer etwas vor ihr und wolle sie mit diesem Angebot nur von ihrer Spur ablenken.
    »Gute Nacht!«, sagte er bestimmt und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Sie erwiderte den Gruß, erhob sich und ging in ihr Schlafzimmer nebenan. Während sie sich auskleidete und unter die dicke Daunendecke schlüpfte, versuchte sie zu ergründen, was sie so irritierte.
    Es ist sein Geruch, dachte sie beim Einschlafen. Er riecht nicht nach Wein und billigem Parfum, wie man es nach dem Besuch eines solchen Etablissements erwarten sollte. Sie roch etwas anderes, Seltsames, das sie nicht bestimmen konnte.
    In dieser Nacht träumte Latona von wilden Tieren und den weiten, kahlen Fluren eines Krankenhauses und seinem unverkennbaren Geruch nach Wunden, fiebernden Menschen und Karbol.

SELTSAME LICHTER IN DER UNTERWELT
    Joanne brachte sie rasch voran. Sie wusste genau, welche Pfade sie einschlagen, welche Gitter öffnen und Leitern sie erklimmen mussten. Die Ratten fanden stets ihren eigenen Weg, waren aber immer in der Nähe und lieferten Ivy erstaunliche Informationen, die sie, so gut es ging, mit Luciano teilte. Er verließ sich ganz auf Ivy, hielt ihre Hand und ließ sich führen. Alisa und Franz Leopold kamen hinter ihnen her, hielten aber ein wenig Abstand. Ivy konnte ihr Geplänkel hören. Dann wieder schwiegen sie einmütig und ließen sich von den Echobildern ihrer Fledermäuse beeindrucken.
    Plötzlich hielt Joanne inne. »Leise, wir müssen mal sehen, ob wir dort vorne durch die Höhle kommen. Vorsichtig jetzt!«
    »Was ist das?«, raunte Ivy. Schon bevor sie den Lichtschimmer bemerkte, der rasch heller wurde, hatten die Ratten ihr den Eindruck einer großen Kaverne gesandt, in der sich Menschen aufhielten. Die Nager konnten sie riechen, zusammen mit einem beißenden, rauchigen Gestank, den weder die Tiere noch Ivy einordnen konnten. Nun, da sie um zwei weitere Ecken gebogen waren, wurde das Licht blendend hell. Ivy kniff die Augen zusammen.
    »Es wird noch schlimmer, passt auf, dass ihr die Augen schließt, wenn der Blitz kommt. Ich sage euch Bescheid«, warnte Joanne.
    Nun konnte sie auch menschliche Stimmen hören und die Männer selbst riechen. Es mussten zwei oder drei sein.
    »Wir ziehen uns lieber zurück«, entschied Joanne, nachdem sie aufmerksam gelauscht hatte, dann fluchte sie. »Das wird ein ganz schöner Umweg. Die anderen Passagen sind vermauert.« Sie verstummte. »Augen zu!«, zischte sie.
    Die anderen gehorchten, ohne zu fragen. Ein Lichtblitz erhellte den Gang, der sie sogar durch die geschlossenen Lider blendete. Der Gestank des Rauches drang ihnen in die Nase.

    »Was war das?«, fragte Ivy und wunderte sich, dass sich Franz Leopold und Luciano nach Alisa umdrehten.
    »Das erinnert mich an etwas«, knurrte Franz Leopold.
    »Oh ja, mich auch«, stimmte ihm Luciano heiter zu. Ivy und Joanne blickten Alisa fragend an. Diese nickte langsam.
    »Ja, so wie es riecht, ist es das gleiche Material. Wenn man dünne Magnesiumstreifen oder auch ein Pulver dieses Metalls verbrennt, gibt es einen solchen Lichtblitz. Es geht unheimlich schnell und das Licht ist für einen Augenblick sehr grell.«
    »Was du so alles weißt«, wunderte sich Ivy.
    Alisa war ein wenig verlegen. »Ja, ich trage immer ein wenig Magnesium bei mir und habe es bereits erfolgreich angewendet.«
    »Ja, den Erfolg könnte man durchschlagend nennen«, grinste Luciano, während Franz Leopold missmutig zu Boden starrte.
    »Da scheint irgendetwas an mir vorbeigegangen zu sein«, meinte Ivy. »Wollt ihr es mir nicht erzählen?«
    »Gerne!«, sagte Luciano. »Es war in Rom, zu Beginn des ersten Akademiejahres …«
    »Vielleicht ein anderes Mal«, widersprach Alisa, während Franz Leopold stumm blieb. Ivy drang nicht länger in sie. Sie fing ein paar Gedanken über die Domus Aurea und einen ungleichen Kampf zwischen zwei Dracas und einem Nosferas auf und konnte sich den Rest zusammenreimen.
    »Ja, und wozu brauchen es die Menschen?«, fragte sie, nachdem J oanne sie vor einem weiteren Lichtblitz gewarnt hatte und sie erneut die Augen schließen

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