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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Er fühlte sich schuldig, weil er es nicht vorhergesehen hatte und nicht rechtzeitig eingeschritten war.«
    » Dennoch war das seiner nicht würdig!«, beharrte Alisa.
    Leo griff nach ihrer Hand und legte seine Linke über die ihre. » Es kann nicht jeder so beherzt sein wie du und selbst in der schlimmsten Lage noch mit kühlem Kopf das Richtige tun.«
    Es war der Klang seiner Stimme, der sie den Blick senken ließ. » Jemand musste es machen, wenn sie nicht hier auf der Wiese sterben sollte.«
    Leo nickte. » Ja, du hast die Kugel mit unglaublichem Geschick entfernt. Deine Hand hat nicht einmal gezittert!«
    Zaghaft hob sie den Blick. » Weil du an meiner Seite warst und mir geholfen hast. Ich wusste, zusammen werden wir es schaffen.«
    Sie sahen einander in die Augen. Leo drückte Alisas Hand und sie hielt sie fest in der ihren, während nach und nach ein goldenes Schimmern den Nebel durchdrang.
    » Wir sollten gehen«, brach Leo schließlich den Zauber. Alisa nickte, ohne den Blick abzuwenden.
    » Wie?«, erkundigte er sich.
    » Fledermäuse.«
    Und so wandelten sie sich und flatterten Seite an Seite durch den Park und dann über Londons Dächer hinweg. Kurz bevor die Sonne aufging, erreichten sie den Temple Inn Court.
    *
    Das Duell wurde nicht erwähnt, als Lord Milton und Lady Margaret die Erben einige Abende später in der Halle zusammenriefen und sie aufforderten, ihre Ermittlungsergebnisse im Fall Gilchrist beziehungsweise Slater vorzutragen.
    Clarissa hatte sich wieder erholt. Ja, sie war schon am darauffolgenden Abend ohne äußerliche Spuren der Schusswunde erwacht. Die Fähigkeit der Vampire unreinen Blutes, sich zu regenerieren, war schon erstaunlich. Allerdings musste wohl noch ein Rest des Silbers in ihrem Organismus kreisen, denn sie fühlte sich schwach und schwindelig und konnte sich nicht recht auf die Gespräche um sie herum konzentrieren. Luciano wich nicht von ihrer Seite, und Clarissa ließ sich die Fürsorge gefallen. Bis auf Leo sagte niemand etwas dazu, dass Luciano lieber im Temple blieb, statt sich weiter mit der Spurensuche im Mordfall Gilchrist zu befassen. Alisa hätte mit Leo deswegen fast wieder Streit angefangen, doch sie genoss die unerwartet zurückgekehrte Freundschaft zwischen ihnen zu sehr, als dass sie deswegen eine neue Verstimmung riskiert hätte. Wenigstens seine Freundschaft wollte sie sich bewahren.
    » Ich finde ja nur, dass er sie nicht so verhätscheln sollte«, meinte Leo, dem natürlich wieder einmal nicht entgangen war, was sie beschäftigte. » Clarissa ist keine zerbrechliche Porzellanpuppe. Sie ist eine Vampirin, die inzwischen sehr gut auf eigenen Beinen stehen kann.«
    » Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Er zeigt ihr damit doch nur seine Liebe und seine Hingabe.«
    Leo runzelte die Stirn. » Liebe, in Ordnung, aber Hingabe? Ich weiß nicht. Ist das etwas, was man sich wünschen sollte? Ich finde, er macht sie mit seiner erdrückenden Fürsorge unselbstständig und schwach. Oder misstraut er ihr und will sie überwachen?«
    » Aber nein!«, rief Alisa erbost. » Kannst du in allem immer nur etwas Schlechtes sehen?«
    Leo schüttelte den Kopf. » Ich sage ja nicht, dass es schlecht ist. Ich finde es nur nicht klug oder wünschenswert. Wenn ich mir vorstelle, du und ich wären an ihrer Stelle…«
    » Wie könnten wir? Sagtest du nicht, du würdest dich niemals für mich duellieren.«
    » Wenn es die Situation erfordert?«, sagte er, obgleich sich das vor wenigen Nächten noch ganz anders angehört hatte. » Und von dir könnte ich mir durchaus so eine hirnrissige Reaktion vorstellen wie die, sich zwischen die beiden Schützen zu werfen!«
    Alisa war noch zu sehr mit dem ersten Teil seiner Antwort beschäftigt, um sich über die Bemerkung mit der » hirnrissigen Reaktion « zu ereifern.
    Hatte er das nur so dahingesagt, oder was sollte sie davon halten? Immerhin hatte er sich für sie geprügelt, oder um sie. Egal. Jedenfalls war daran nichts Edles gewesen, und es war auch nicht darum gegangen, ihre Ehre zu retten!
    » Es ging auch bei Luciano nicht um Clarissas Ehre, sondern um seine Eifersucht«, kommentierte Leo.
    Verflucht, er hatte sich schon wieder in ihren Geist eingeschlichen.
    » Doch wir waren bei etwas anderem, also lass mich aussprechen. Wenn du an Clarissas Stelle wärst, dann könnte ich mir vorstellen, dass du dich erdrückt fühlen würdest. Vielleicht sogar entmündigt, wenn man solch ein Trara um eine Wunde veranstaltet, die längst

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