Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Karriere zu Ende sei, sollte ich mich weiterhin mit dem Fall befassen! Ja, und dann kam diese aufgebrachte junge Dame zu mir und schlug mir vor, zu Ihnen zu gehen, damit Sie über den Fall schreiben.«
» Ein junge Dame ohne Begleitung, die in der Dunkelheit zu Ihnen kam«, wiederholte Bram und sah den Besucher aufmerksam an.
» Sie war nicht zufällig sehr klein und zierlich und hatte auffällig blasse Haut und silberfarbenes Haar?«
Trench schüttelte den Kopf. » Ganz und gar nicht. Sie war groß gewachsen und schlank mit blondem Haar, das einen leichten Kupferstich zeigte. Auffällig blass war sie allerdings.«
» Alisa«, stieß Bram hervor.
Der Detective nickte. » Ja, so nannte sie sich. Und, werden Sie mir helfen?«
Oscar antwortete an seiner statt. » Aber ja! Natürlich wird er diesen Skandal ins grelle Licht der Öffentlichkeit zerren, bis die Gerechtigkeit siegt. Das ist genau das, was die Leidenschaft in meinem Freund erwachen lässt!«
Bram nickte nur stumm. Was gab es dazu noch zu sagen?
*
Es war zwei Stunden nach Mitternacht, als einer der Vyrad in die Halle geeilt kam. Er hielt kurz inne, ließ den Blick schweifen und lief dann zu Lady Margaret, um ihr etwas zuzuflüstern. Er war sichtlich aufgeregt, und Alisa glaubte, einen frischen Blutfleck an seinem Ärmel ausmachen zu können.
Lord Milton und Lady Margaret hatten die Erben an diesem Abend nach ihrer üblichen Blutration in der Halle zurückgehalten. Bereits in der Nacht vorher hatten sie ihnen Akten über einen Fall verteilt, die sie durcharbeiten sollten. Heute nun würden sie Gericht halten. Lady Margaret verteilte die Rollen des Richters, des Verteidigers und des Anklägers sowie der Zeugen. Sie selbst würde die Angeklagte geben, die verdächtigt wurde, ihren Geliebten vergiftet zu haben, weil er sich hartnäckig geweigert hatte, die von ihr angestrebte Trennung hinzunehmen.
» Und wer sind die Geschworenen?«, wollte Tammo wissen.
» Ihr alle zusammen«, erklärte Lord Milton. » Jeder hat nur den Teil zu lesen bekommen, der zu seiner Rolle gehört. Es ist also wie bei einem echten Verfahren. Erst in der Verhandlung kommen alle Indizien auf den Tisch. Und zum Schluss werdet ihr euch beraten und entscheiden, ob die Angeklagte schuldig oder nicht schuldig ist.«
Der Crown Prosecutor , dessen Rolle Mervyn übernahm, hatte das Verbrechen bereits dargelegt. Dann waren Tammo und Fernand als die Polizisten in den Zeugenstand gerufen worden, die nach Auffinden der Leiche als Erste am Tatort gewesen waren. Alisa übernahm die Rolle des medizinischen Gutachters, der der Obduktion beigewohnt hatte. Sie wollte gerade auf die Details zu sprechen kommen, anhand derer sie die Vergiftung nachgewiesen habe, als die Verhandlung durch den ihr unbekannten Vyrad gestört wurde.
Lady Margaret dankte ihm. Sie zögerte kurz, ihre Miene war nachdenklich, dann wandte sie sich an Leo, der den Richter spielte. » Mylord, ich muss Sie bitten, die Verhandlung zu vertagen.«
Der Dracas griff nach seinem Hammer. » Die Verhandlung ist unterbrochen. Sie wird morgen Nacht fortgesetzt.«
Erwartungsvoll sah er zu Lady Margaret hinüber, die ihre Röcke raffte und die Anklagebank verließ.
» Es hat sich ein neues Verbrechen ereignet, das sich für euch als interessanter Fall erweisen kann. Gerade hat mir mein Neffe Gordon berichtet, dass er in Whitechapel die Leiche einer ermordeten Frau gefunden hat. Das Blut ist noch so frisch, dass die Tat keine Stunde her sein kann. Wir werden uns jetzt sofort zum Tatort begeben und die Arbeit der Polizei aus nächster Nähe beobachten.« Lady Margaret wandte sich zu Gordon um.
» Ist der Mord überhaupt schon gemeldet worden?«
» Als ich den Tatort verließ, noch nicht. Ich war der Erste, der die Tote entdeckte. Ich war dort in der Gegend auf der Jagd und witterte das Blut. Den Mörder habe ich allerdings nicht gesehen. Er hatte sich bereits zurückgezogen. Mir kam die Idee, dass dieses Verbrechen ein vortreffliches Studienobjekt für unsere Teilnehmer der Akademie sein könnte, und so machte ich mich sogleich auf den Weg, um Euch Bescheid zu geben.«
» Du hast nichts angerührt oder verändert?«
» Aber nein, Lady Margaret«, gab er ein wenig gekränkt zurück.
» Gut, dann lasst uns gehen. Folgt mir!«
Sie eilte voran, doch Tammo und den Pyras ging es viel zu langsam. Die Aussicht, einen frischen Tatort aufzusuchen, berauschte sie geradezu. Alisa dagegen war eher besorgt. Menschenblut war vergossen worden. Wie
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