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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verließ die Herberge und stapfte in die neblige Nacht davon. Verwirrt folgte Latona ihr die Gasse nach Osten. Zwei Querstraßen weiter wandte sich Annie nach links. Es war eine schmale Straße, die von vierstöckigen Häusern gesäumt wurden. Heruntergekommene Mietshäuser, deren winzige Wohnungen und Kammern niemals leer standen. Wohnraum war knapp und teuer! Selbst an Löchern, die nicht besser als Schweinepferche waren, ließ sich noch etwas verdienen. Die Eingangstüren öffneten sich zwischen den Gebäuden zu schmalen Durchgängen hin, die in den Hinterhof führten, wo vermutlich auch die Latrine jedes Hauses zu finden war.
    Annie bog nach links in die nächste Straße ab. Latona wollte ihr gerade folgen, als ein Prickeln in ihrem Nacken sie innehalten ließ. Sie kannte dieses Zeichen, das so eine Art Instinkt sein musste, der sie schon vor mancher Gefahr gewarnt hatte. Was konnte das bedeuten? Waren die Vampire hier etwa in der Nähe?
    Latona zog sich wieder in den Schatten des unbeleuchteten Durchgangs zurück, aus dem sie gekommen waren, während Annie ein wenig schwankend der Gasse folgte, die sich nach Nordwesten wand.
    Für einige Augenblicke passierte nichts, und Latona fragte sich schon, ob ihre Sinne sie genarrt hatten, als sie von schräg gegenüber ein scharrendes Geräusch hörte. Ein Mann trat aus der Schwärze, hielt inne und ließ den Blick schweifen, bis er an der sich entfernenden Gestalt haften blieb. Langsam folgte er ihr. Latona konnte sein Gesicht nicht sehen, und es war auch nichts Ungewöhnliches an ihm. Er war mittelgroß und unauffällig in dunkle Hosen, Mantel und Hut gekleidet, dennoch stellten sich ihr alle Nackenhaare auf und sie wagte nicht, sich zu rühren. Sie musste sich bemühen, dass ihre Zähne nicht aufeinanderschlugen.
    Was war mit diesem Mann, dass er sie in solche Furcht versetzte? Latona wusste es nicht. Ein Vampir war er jedenfalls nicht, stellte sie fest, als er sich der nächsten Gaslaterne näherte. Ein langer, schwarzer Schatten schied sich von dem in gelbliches Licht getauchten Straßenpflaster. Mit jedem Schritt zog er sich mehr zusammen und eilte ihm dann, als er die Lampe passierte, voraus, während der Mann noch immer Annie Chapman folgte.
    Latona verharrte noch einige Augenblicke reglos im Schutz der Finsternis, dann setzten sich ihre Füße wieder in Bewegung. Sie hätten sich jetzt nach Süden wenden müssen. Weg von dieser dunklen Gasse und dem unheimlichen Mann. Doch unerklärlicherweise schlugen ihre Beine den gleichen Weg ein, den Annie Chapman genommen hatte. Der Abstand war groß. Der Mann konnte sie nicht entdecken. Es bestand keine Gefahr. Aber warum in Gottes Namen folgte sie den beiden überhaupt?
    Darauf wusste Latona keine Antwort.
    *
    Zwei Stunden später waren Malcolm und Alisa wieder zurück, doch die anderen ließen auf sich warten. Ihre Befragung hatte nichts Neues ergeben. Offensichtlich hatten die Zeugen der Polizei alles gesagt und weder absichtlich noch unbeabsichtigt etwas verschwiegen.
    » Wir sind keinen Schritt weitergekommen«, brummte Alisa unzufrieden, während sie ruhelos auf und ab ging und nach den Freunden Ausschau hielt, die sich noch immer nicht blicken ließen.
    » Du nimmst die Geschichte ja sehr ernst«, kommentierte Malcolm und beobachtete sie belustigt.
    Alisa hielt inne und funkelte ihn an. » Ja, das tue ich. Dieser Mörder hat zwei Frauen bestialisch abgeschlachtet und er wird es wieder tun, denn die Art, wie er vor allem Mary Nichols zugerichtet hat, spricht dafür, dass es ihm Befriedigung verschafft. Ein Ventil für seinen Hass oder was immer ihn beherrscht, das ihm zumindest für kurze Zeit Erlösung schenkt, ehe der Drang ihn von Neuem beherrscht.«
    » Du hast dich viel mit der menschlichen Psyche beschäftigt«, bemerkte Malcolm.
    » Mit der kranken, menschlichen Psyche.«
    » Ob mit der kranken oder der gesunden«, befand der Vyrad. » In jedem Fall mit der menschlichen. Entscheidend ist, dass du den Abstand verloren zu haben scheinst. Du legst einen Eifer an den Tag, der klar zeigt, wie wichtig es dir ist, den Mörder zu finden. Wie sehr dich die Fälle aufwühlen!«
    » Ja und?«
    Malcolm griff nach ihren Händen. » Es geht hier um Menschen. Nur um Menschen! Vergiss das nicht. Sie sind unsere Studienobjekte, deren Verhalten und Beweggründe wir untersuchen, bis hin zu den Tiefen ihrer verbrecherischen Leidenschaften. Mehr nicht. Es sind keine Vampire.«
    » Eure Studien sind nur dazu da, die Langeweile

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