Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
hielt sie noch einmal inne.
» Erzsébet wird also wieder die Vampirin an Eurer Seite sein, die Ihr begehrt, vielleicht sogar liebt. Und was bin ich? Euer Werkzeug?«
» Nenn es, wie du willst.«
» Ich will gar nicht«, gab Ivy mit ihrer hellen Stimme zurück. » Ich werde nicht mit Euch kommen und weder meine Magie noch mein Blut für Eure Zwecke zur Verfügung stellen.«
Dracula warf den Kopf in den Nacken und lachte. Es war ein grausames Lachen. » Du meinst, dir bleibt eine Wahl? Du wirst uns dienen, mit deinem Geist, deiner Magie und deinem Körper. Bilde dir nicht ein, dass du mir noch einmal entkommst. Deine Aufgabe wird es sein, starke Nachkommen für mich zu gebären. Alles andere hat dich nicht zu kümmern. Und nun beeile dich und streng dich an. Du musst diese Platte entfernen, damit ich an das Grab herankomme!«
» Wie könnte ich dieser freundlichen Aufforderung widerstehen«, murmelte Ivy, ohne ihn anzusehen. Ihre Arme spannten sich an, während ihr Geist die erwartete Botschaft zu den Erben sandte, die sich draußen vor der Kirche verbargen.
Es ist so weit. Schnell!
Als Ivy die Platte anhob, schob sich lautlos die Tür einen Spalt auf. Mit einem scharrenden Geräusch zog Ivy die Grabplatte ganz langsam zurück.
Die Erben huschten mit Schaufeln und Besen bewaffnet in die Kirche.
Dracula musste spüren, dass hinter seinem Rücken etwas geschah, doch Ivys Geist hielt ihn fest, und er konnte und wollte seinen Blick nicht von dem Grab zu seinen Füßen wenden. Außerdem hielt er sich für stark und mächtig. Und Ivy bestärkte ihn in diesem Glauben. Ihm konnte nichts geschehen, was auch immer die schwächlichen, jungen Vampire hinter ihm vorhaben mochten. Endlich war die Platte entfernt.
» Schnell, mach den Sarg auf«, keuchte Dracula, der sich noch immer nicht von dem Anblick lösen konnte. Auch Ivy hielt den Blick auf den hölzernen Deckel gesenkt. Sie musste nicht nachsehen, ob die Erben ihre Sache gut machten. Sie wusste es. Auf ihre Freunde konnte sie sich verlassen. Bedächtig beugte sich Ivy herab und öffnete den Deckel.
Dracula sah auf Erzsébets toten Körper herab, der so schön und fast unversehrt wirkte. Auch er war überrascht und von dem Anblick überwältigt.
Wieder vergingen einige Augenblicke, die den Erben zugutekamen. Plötzlich stieß Dracula einen Schrei aus, der das Kirchenschiff erzittern ließ.
» Der Kristall– das Elixier, wo ist es?«
Ivy zog an der Kette. » Hier um meinen Hals.«
Für einen Moment war Dracula verwirrt, dann wallte Zorn in ihm auf. » Du hast es gewagt, das Grab schon vorher zu öffnen?«
» Ja, das habe ich. Glaubt Ihr tatsächlich, ich warte hier demütig lächelnd, bis Ihr kommt und mich für Eure Pläne missbraucht?« Ivy sprang mit einem Satz auf den Altar zurück, wo er sie nicht erreichen konnte. Die Zeit war gekommen, die Maske fallen zu lassen.
» Nein, Meister Dracula, so wie Ihr Euch das denkt, wird die Sache nicht laufen. Ihr seid jetzt in meiner Hand. Euer Alter und Eure Kräfte nutzen Euch hier in dieser alten Kirche nichts.«
Für einen Moment ließ sie zu, dass sich seine Aufmerksamkeit von ihr löste. Nur zu deutlich drang ihm ins Bewusstsein, dass hinter ihm etwas geschah, was ihm nicht gefallen konnte. Dracula fuhr herum und starrte die Erben erst erstaunt und dann mit wachsendem Entsetzen an. Sie hatten von der Erdspur vom Kirchenportal aus mehr als fünfzehn Schritte entfernt und schoben seine unheilige Erde, die er von den Karpaten bis hierher hatte transportieren lassen, zu nutzlosen Haufen am Eingang zusammen.
Er zögerte keinen Moment. Mit riesigen Sätzen stürzte er sich auf Alisa und Leo die ihm am nächsten waren, und seinen Erdweg mit jeder Bewegung schrumpfen ließen.
» Zurück!«, schrie Ivy. » Sofort raus hier!«
Leo und die anderen Erben gehorchten augenblicklich, doch Alisa stieß ihre Schaufel noch einmal in die Erde.
» Alisa!«
Der Aufschrei war noch nicht verklungen, da hatte Dracula das Ende der Spur bereits erreicht. Zu spät ließ Alisa die Schaufel fallen. Sie versuchte noch, zurückzuweichen, doch Dracula war schneller. Seine Finger schlossen sich um Alisas Hals. Leo hielt im Lauf inne und wandte sich um. Die anderen hatten sich bereits durch die Tür gedrängt. Mit einem Krachen fiel das Portal zu.
» Lasst sie sofort los!« Mit drohender Miene kam der Dracas zurück. Ivy hatte ihn noch nie so beeindruckend erlebt, dennoch konnte er Dracula damit keine Furcht einjagen.
» Leo, geh,
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