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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Schwesterchen. Du hast mich schon immer unterschätzt.
    Offensichtlich. Alisa empfand fast so etwas wie Respekt für den kleinen, dummen Bruder, der er längst nicht mehr war. Zum ersten Mal sah sie ihn mit anderen Augen. Er war jetzt dreizehn, wirkte aber älter und reifer. Seltsam. Wie blind man manches Mal gegenüber den Veränderungen in der nächsten Umgebung war.
    Tammo fuhr mit seinen Erläuterungen fort. Alisa zwang sich, ihm weiter zuzuhören. Vielleicht unterlief ihm ja ein Fehler und sie musste korrigierend eingreifen? Doch das war nicht nötig. Er berichtete, wie sie auf den Küster getroffen waren und was er ihnen über den Gestank und das Auffinden der Leichenteile erzählt hatte.
    » Wenn wir davon ausgehen, dass der Küster sich recht erinnert, dann hat der Barbier Sweeney Todd mithilfe seines auf einer Art Falltür befestigten Sessels seine Opfer in den Keller befördert, sie getötet und beraubt und die Körper zerstückelt. Teile landeten in der Fleischerei dieser Frau, deren Namen ich leider vergessen habe, den Rest hat er wohl über die Abwasserkanäle in die Themse entsorgt.«
    Tammo breitete die Arme aus und grinste breit. » Und damit haben wir unseren Fall bereits innerhalb weniger Stunden gelöst.«
    » Das ist nicht fair«, protestierte Luciano. » Der Küster hat euch alles auf dem Silbertablett serviert. Ihr habt überhaupt nicht richtig recherchiert.«
    » Nein?«, widersprach Tammo. » Was ist denn recherchieren? Ist Leute befragen nicht das Wichtigste? Ihr hättet schließlich auch die Wächter in eurem Gefängnis fragen können, ob sie sich an einen außergewöhnlichen Fenierfall erinnern. Und jetzt sagt bloß nicht, das sei nicht möglich, weil ihr keinen Verdacht erwecken dürft. Ihr habt Leo in eurer Gruppe!«
    Luciano öffnete und schloss ein paar Mal den Mund, wusste aber anscheinend nicht, was er darauf erwidern sollte.
    » Aber wenn ihr lieber Berge an Akten durchwühlt«, fügte Tammo mit einem Schulterzucken hinzu und wandte sich dann mit stolzgeschwellter Brust an Lord Milton, wohl in der Hoffnung, das verdiente Lob für die Gruppe entgegenzunehmen.
    Der Lord nickte zwar beifällig, hielt sich aber für Tammos Geschmack mit seiner Anerkennung zu sehr zurück.
    » Das war ein guter Anfang. Und wie gedenkt ihr nun, weiter vorzugehen?«
    Tammo runzelte die Stirn und sah dann hilfesuchend zu Alisa, ehe er sich wieder dem Lord zuwandte.
    » Äh, wir dachten, wir steigen noch einmal in die Gewölbe hinunter, sobald es wieder dunkel ist, und sehen nach, ob es die Gänge noch gibt, die zur Metzgerei im Bell Yard und zu dem Haus in der Fleet Street führen, wo der Laden des Barbiers gewesen sein soll.«
    » Gut, und weiter?«
    Nun sprang Alisa ein. » Und wir werden natürlich nach den Akten des Falls Sweeney Todd suchen, um die Aussage des Küsters zu überprüfen. Seine Geschichte ist ja streng genommen nicht einmal eine Zeugenaussage, da sich der Fall vor fast einhundert Jahren zugetragen hat. Daher kann sie nicht als Beweis herangezogen werden. Aber immerhin hat es uns auf die richtige Spur geführt.«
    Diese Ausführung fand sowohl Lord Miltons als auch Lady Margarets Zustimmung, und so wandten sie sich an die dritte Gruppe, die unter Raymonds Führung unterwegs gewesen war. Es ging um einen Geist, der schon mehr als einhundert Jahre in Covent Garden umgehen sollte. Genauer gesagt um einen schemenhaften, grauen Mann, der durch die Gänge des Theaters in der Drury Lane wandelte. Chiara, Sören, Joanne und Maurizio hatten sich auf die Suche nach einem Verbrechen gemacht, das diese Geistererscheinung erklären konnte, und waren dabei auf zwei Fälle gestoßen, die infrage kamen.
    Vor einigen Jahren waren Arbeiter bei Umbaumaßnahmen links der Bühne auf einen kleinen, vermauerten Raum gestoßen. Chiara ließ den Blick über die in der Halle versammelten Erben schweifen und senkte ihre Stimme, um ihr einen dramatischeren Klang zu geben.
    » In dieser Kammer fanden die Männer eine Leiche, die dort schon beträchtliche Zeit unentdeckt liegen musste. Es war kaum mehr als das Skelett übrig. Doch in der Brust steckte noch immer ein Dolch, den der Arme sich ganz sicher nicht selbst ins Herz gestoßen hat! Niemand weiß, wer er war und wann er gestorben ist, geschweige denn, wer ihn umgebracht und die Kammer anschließend vermauert hatte, um die Entdeckung der Tat möglichst lang hinauszuzögern, was ihm ja auch gelungen war. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, wurde der Fall nie

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