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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Scheiterhaufen verbrannt. Das sollte die Königin ruhig wieder einführen!«
    » Der Fall«, erinnerte ihn Franz Leopold sanft.
    » Ach so, ja. Es war am 13. Dezember 1867, als eine Handvoll dieser Fenier versuchte, zwei ihrer Kumpane zu befreien. Casey und Burke hießen die beiden, die bei den Aufständen in Irland verhaftet worden waren. Jedenfalls hatten sie den Plan, während der täglichen Hofstunde ein Loch in die Mauer zu sprengen. Dazu haben sie sich Schwarzpulver besorgt. Eine Menge Schwarzpulver!« Der Wächter kratzte sich am Kopf. » Ich weiß nicht mehr ganz genau, wie das war, aber mein Kumpel Brian hat am Morgen verdächtige Gestalten herumlungern sehen, als er zum Dienst kam, und den Direktor verständigt. Der hat dann angeordnet, dass die Exerzierstunde im Hof an diesem Tag ausfällt, bis die Sache geklärt ist. Aber irgendwie ist es den Feniern trotzdem gelungen, den Karren mit dem Schwarzpulver von der Corporation Lane drüben hierher zu fahren und vor der Mauer in Position zu bringen. Doch als sie die Lunte entzünden wollten, mussten sie feststellen, dass keiner ein Streichholz bei sich hatte.« Der Wächter lachte. » Schöne Revolutionäre, nicht?«
    » Dann scheiterte ihr Plan?«, drängte Luciano.
    Der Mann wurde wieder mürrisch. » Das kann man so oder so sehen. Sie sprachen einen jungen Burschen an, der an der Ecke zum Clerkenwell Close stand und rauchte, um ihn um Feuer zu bitten. Ja, und dann entzündeten sie die Lunte.« Der Wächter schwieg betreten. Erinnerungen durchfluteten seinen Geist. Eigentlich brauchten Luciano und Franz Leopold nicht mehr zu fragen, dennoch sprach der Nosferas die Worte aus:
    » Ist es ihnen gelungen, ein Loch in die Mauer zu sprengen?«
    » Es war wirklich verdammt viel Schwarzpulver«, sagte der Wächter und schüttelte, von der Erinnerung gefangen, noch immer fassungslos den Kopf. » Wie konnte das nur passieren?« Er hob den Kopf mit einem Ruck und starrte die beiden Vampire an. » Ein Loch, sagt ihr? Die verdammte Explosion riss die gesamte Mauer in Stücke, das erste Haus hier drüben, wo jetzt das neue steht, und mehrere Nachbarhäuser auf der anderen Straßenseite. Neun Leute waren sofort tot, mehr als einhundert wurden verletzt. Arme und Beine wurden von der Wucht abgerissen, einige verloren ihr Augenlicht. Ich glaube, sechs der Verletzten sind später im Spital gestorben. Brian und ich kamen noch recht gut davon. Wir hatten nur ein paar Schnittwunden von den herumfliegenden Glassplittern.«
    » Und die Attentäter?«, fragte Luciano, der sich wider Willen von den Gefühlen des Mannes berührt fühlte.
    » Man hat sie gefasst, nur wenige Tage später. Da haben die Detektive von Scotland Yard tatsächlich mal was hinbekommen. Der Anführer Michael Barratt wurde aufgeknüpft. Es war übrigens der letzte zum Tode Verurteilte, der öffentlich vor dem Newgate gehenkt wurde. Die anderen drei– eine Frau war auch darunter– bekamen lebenslange Haft und sitzen vermutlich noch im Newgate. Na ja, die wussten schon, warum sie die nicht zu uns geschickt haben. Hier hätten sie unter uns Wächtern keine Freunde gefunden und sich vermutlich schon bald zu ihrem Anführer gesellt!« Zur Bekräftigung spuckte der Wächter den beiden Vampiren vor die Füße.
    Luciano ließ den Blick schweifen. Nun, nachdem er wusste, wonach er Ausschau hielt, konnte er sich die Macht der Zerstörung vorstellen, die nicht nur die Mauer des Gefängnisses wie die Stadtmauer von Jericho in sich hatte zusammenstürzen lassen. Er sah die Schäden an den Gebäuden etwas weiter weg, die notdürftig geflickt, und die neuen Häuser, die an der Stelle der völlig zerstörten errichtet worden waren.
    Die beiden Vampire sahen einander an. » Und? Bringen wir es zu Ende?«, erkundigte sich Franz Leopold in der alten Sprache der Vampire. » Eigentlich haben wir alles erfahren, was wir herausfinden sollten.«
    » Dann müssen wir nur noch dafür sorgen, dass unser Informant uns ganz schnell wieder vergisst.«
    » Soll ich dir helfen oder willst du es alleine versuchen?«, fragte Leo, und wieder fiel Luciano auf, wie sehr sich der Dracas verändert hatte. Früher hätte es seine Unterstützung nur auf Kosten von Verachtung und Kränkungen gegeben.
    » Danke, ich versuche es allein, aber wenn du bitte eingreifen würdest, falls ich es nicht hinbekomme?« Leo nickte ohne einen Kommentar abzugeben.
    Der Wächter sah verdutzt von einem der jungen Herren zum anderen. Er hörte zwar ihre Worte, konnte sie

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