Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Etwas verwandelt hat, das sich nicht einmal zu schade ist, etwas mit einer Vamalia oder– noch schlimmer– mit einer unreinen Lycana anzufangen. Schande über ihn! Ich scheue mich, ihn überhaupt noch einen Dracas zu nennen.«
Die anderen sahen ihn entsetzt, betreten oder mit Abscheu an.
Leo schüttelte den Kopf. » Offenbar gelingt es dir in deiner Sturheit tatsächlich, erfolgreich jeden positiven Einfluss von außen abzuwehren. Ich würde dir deinen Starrsinn ja ausprügeln, wenn ich nur Hoffnung haben könnte, etwas damit zu erreichen.«
Karl Philipp ballte die Fäuste. » Komm her! Versuche es nur!« Doch Leo schüttelte den Kopf.
» Nein, ich warte lieber ab. Vielleicht passiert ja doch noch etwas, das dir die Augen öffnet.«
» Und was sollte das sein?«, erkundigte sich Karl Philipp in gehässigem Ton.
Leo hob die Schultern. » Ich habe keine Ahnung. Ich will nur hoffen, dass es bald passiert!«
*
Während Franz Leopold, Luciano und der Rest ihrer Gruppe dem Geheimnis im House of Correction auf die Spur gingen, kehrten Alisa, Tammo, Fernand und Marie Luise mit Malcolm zur Kirche St. Dunstan in the West zurück.
Am Morgen waren die vier wieder kläglich bei dem Versuch gescheitert, den Drang der Todesstarre zu überwinden, und wieder hatte Malcolm Alisa zu ihrem Sarg gebracht. An sich war es ein schönes Gefühl, zu wissen, dass ihr keine Gefahr drohte, irgendwo zusammenzubrechen und dort bis zum Abend ungeschützt liegen zu bleiben. Hindrik, dessen Aufgabe wie immer darin bestand, die drei Vamaliaerben zu beschützen, war in diesem Fall leider machtlos, was ihm gar nicht gefiel. Aber es war Alisa schrecklich peinlich, jeden Abend hilflos in die Kammer getragen und in ihren Sarg gebettet zu werden. Sie konnte es kaum erwarten, endlich Fortschritte zu sehen und nach Sonnenaufgang mit erhobenem Haupt und kräftigem Schritt ihre Kammer selbst aufsuchen zu können, statt jedes Mal in Malcolms Armen zusammenzubrechen.
Sie erreichten die Kirche und machten sich auf die Suche nach dem Zugang zum Untergrund. Während Malcolm sich ein wenig im Hintergrund hielt, stürzten sich Tammo und Fernand eifrig in die Suche. Das war genau nach ihrem Geschmack. Marie Luise tat mal wieder so, als gehe sie das Ganze nichts an, war aber immerhin bereit, sie zu begleiten, als Tammo mit einem Freudenschrei eine vermauerte Tür in einer Art Keller fand, in den sie über eine schmale Treppe vom Nebeneingang im Hof aus hinabstiegen. Der hintere Teil des Kellers sah aus wie ein mittelalterliches Gewölbe und war sicher sehr viel älter als der Kirchenneubau darüber. Vielleicht hatte er zur Krypta der alten Kirche gehört oder zu einer größeren Familiengruft im Kirchhof von St. Dunstan. Jedenfalls fanden sie dort in der Wand eine schwere Tür, die auf einen vermauerten Durchgang führte.
Tammo deutete auf die Mauer, die sich in Farbe und Struktur von den Wänden drumherum deutlich unterschied.
» Wollt ihr euch jetzt etwa durch eine Ziegelwand graben, hinter der vermutlich gar nichts zu finden ist?«, fragte Marie Luise abfällig.
» Wenn es sein muss«, gab Fernand zurück. Er klopfte gegen die Wand. » Es ist auf alle Fälle ein Hohlraum dahinter. Ob es der Gang ist, den wir suchen, wissen wir erst, wenn wir durch sind.«
» Es reicht ja, wenn wir erst einmal ein paar Ziegel entfernen«, schlug Tammo vor. » Dann können wir als Fledermäuse hindurchschlüpfen und mit unserem Echosinn erkunden, wie es dahinter weitergeht. Ich glaube kaum, dass es nur eine vermauerte Gruft ist. Seht ihr das kleine Loch hier zwischen den Ziegeln, wo der Zement zerbröckelt ist?«
Tammo hielt seine Hand darüber. Seine Augen funkelten vor Abenteuerlust. » Ich kann einen Luftzug spüren. Also los. Machen wir uns an die Arbeit.« Fernand sah sich bereits nach einem passenden Werkzeug um, während Tammo ein kleines Messer aus der Scheide zog, das er seit einiger Zeit am Gürtel trug. Vermutlich hatte Alisas Diebeswerkzeug ihn auf den Einfall gebracht, dass so manches Menschengerät durchaus praktisch sein konnte.
Tammo wollte sich schon ans Werk machen, als Alisa ihm Einhalt gebot.
» Wir könnten aber auch Malcolm bitten, sich drüben auf der anderen Seite ein wenig umzusehen, und uns zu sagen, ob sich die Mühe lohnt.«
» Und wie sollte das gehen?«
Tammo und Fernand sahen Alisa fragend an. Marie Luise hatte vermutlich nicht zugehört.
Malcolm erwiderte Alisas Blick. » Wie stellst du dir das vor?«
» Ich würde vorschlagen, du
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