Die Erben der Schöpfung
nennenswerten Nebenwirkungen. Die Medikamente, die wir einsetzen, um die Eier für das Verfahren zu bekommen, können gelegentlich Übelkeit oder Hitzewallungen auslösen, doch das ist vorübergehend. Das Einzige, worauf wir achten müssten, ist die so genannte ovarielle Hyperstimulation, die problematisch werden kann. Dies kommt allerdings bei nicht einmal einem Prozent unserer Patientinnen vor, und in den wenigen Fällen, in denen es auftritt, lässt es sich meist erfolgreich behandeln, indem man die Medikamentengabe abbricht und entsprechend behandelt, bis es vorüber ist.«
Hiroko hatte offenbar eine drängende Frage auf dem Herzen. »Wenn ein Kind durch In-vitro-Fertilisation geboren wird, besteht dann eine größere Gefahr für genetische Defekte?« Offenbar verursachte es ihr Gewissensbisse, die Frage zu stellen.
Kate antwortete wie aus der Pistole geschossen. »Den Daten zufolge bedeutet IVF kein höheres Risiko für genetische Anomalien, als es aufgrund von Alter und Familiengeschichte des betreffenden Paares ohnehin besteht.« Sie beugte sich vor und gab sich nachdenklich, ehe sie die Fingerspitzen aneinanderstützte und in akademischerem Ton weiterdozierte. »Für Paare, die deswegen besonders besorgt sind, haben wir genetische Diagnosemöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Forschung. Während des frühen Wachstumsstadiums zum Embryo hin besteht die Möglichkeit, den zukünftigen Embryos eine einzelne Zelle zu entnehmen und sie genetisch zu untersuchen. Diese Technologie ist schon sehr ausgereift. Indem wir die DNA einer Zelle vervielfachen, können wir auf über zweitausend verbreitete Mutationen testen, die genetisch vererbbare Krankheiten auslösen.«
»Gibt es nicht irgendwelche Gesetze in Bezug auf die Untersuchung von Embryos?« Richard klang ein wenig abwehrend, woraus Kate schloss, dass er darüber schon einmal nachgedacht hatte.
»Im Grunde nicht. Diese Technologie ist viel zu neu für gesetzliche Bestimmungen. Uns ist ohnehin daran gelegen, die technischen Möglichkeiten auf ethisch vertretbare Weise einzusetzen«, erklärte Kate lächelnd. »Es ist ein Grundsatz unserer Praxis, dass wir dieses Verfahren nicht benutzen, um den Embryo auf Geschlecht oder äußerliche körperliche Eigenschaften zu testen. Wir halten es für besser, eventuelle Bedenken wegen unethischen Vorgehens von vornherein auszuschließen.«
Hiroko und Richard nickten in gottesfürchtiger Einigkeit, doch Hiroko war noch nicht zufrieden. »Und wenn sich nun bei einem Paar herausstellt, dass sämtliche Embryos einen solchen Defekt haben, was passiert dann?«
Kate konnte diese Frage nicht erschüttern. »Wir verfügen über die Technologie, den Defekt zu reparieren und ein normaler Embryo mit dem reparierten Gen heranwachsen zu lassen. Die Labors, mit denen wir zusammenarbeiten, sind weltweit die besten für so komplizierte Eingriffe. Wir haben durchaus die Mittel, um in vitro einzelne Regionen der DNA einer kleinen Gruppe lebender Zellen wie einem Embryo zu korrigieren. Eine schwierigere ethische Frage ist vielleicht, ob die Eltern über eine genetische Prädisposition Bescheid wissen wollen, von deren Vorhandensein bei sich selbst sie nichts ahnen, wie zum Beispiel etwas, das ihr eigenes Risiko für eine frühe Krebserkrankung oder Alzheimer erhöht. Das ist noch problematischer bei Defekten, gegen die die Eltern gar nichts tun können.« Kate machte eine Kunstpause. »Wir verfahren mit solchen Situationen dergestalt, dass wir vor dem ersten genetischen Test fragen, ob die Eltern von einer genetischen Prädisposition wissen möchten, falls eine gefunden und korrigiert wird.«
Richard rutschte beklommen auf dem Stuhl hin und her. »Sie könnten das Baby nicht vielleicht ein bisschen intelligenter machen, wenn Sie schon dabei sind?« Er lachte verlegen.
Ein Anflug von Erstaunen zog über Kates Gesicht. Die Frage hatte sie eindeutig hellhörig werden lassen, doch sie hatte sich schnell wieder in der Gewalt. »Vielleicht eines Tages, Mr. Tate.«
Die Tates hatten keine weiteren Fragen, und so führte Dr. Batori sie in einen Untersuchungsraum. »Bitte machen Sie sich frei, Mrs. Tate«, bat sie freundlich. »Ich bin gleich wieder da.«
Als Kate in ihr Sprechzimmer zurückkehrte, klingelte dort das Telefon. Sie nahm den Hörer ab.
»Dr. Batori.«
»Oh, hallo, Kenji, schön, von Ihnen zu hören.« Kate drehte die Telefonschnur in den Fingern. »Letzte Woche habe ich auf CNN gehört, dass BrainStem an die Börse geht. Das
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