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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Bildern noch über den normalen BOLD-Kontrast hinaus vergrößern können, nämlich durch die Zugabe magnetischer Nanopartikel.«
    »Ich verstehe nur noch Bahnhof«, seufzte Sameer.
    Stiles sah Jamie und Sameer schuldbewusst an. »Oh, tut mir leid. BOLD steht für ›blood oxygen level dependent‹. Es handelt sich also um einen Kontrast, der vom Sauerstoffgehalt des Bluts abhängt. Wirklich eine erstaunliche Entdeckung. Es hat sich herausgestellt, dass das MRI-Signal eine automatische Empfindlichkeit für den Sauerstoffgehalt im Blut besitzt. Wenn sich das Gehirn von etwas angeregt fühlt, verbrauchen die Gehirnzellen sofort eine Menge Sauerstoff aus den umliegenden Gefäßen. Der veränderte Sauerstoffgehalt des Bluts reicht aus, um einen Unterschied im MRI-Signal zu erkennen. Diese Tatsache hat MRI von reiner Fotografie zu einer Technik gemacht, mit der man an jedem kleinen Fleck im Gehirn Aktivität nachweisen kann.«
    »Sie sehen also nicht nur das Gehirn, sondern auch, was es macht?«, hakte Sameer nach.
    »Nicht direkt, aber man kann sehen, wie intensiv das Gehirn das tut, was es tut. Der Haken ist, dass das Sauerstoffsignal minimal ist und vom Geräusch im Signal übertönt wird. Deshalb verwenden wir so große Magnete und spritzen Kontrastmittel, die das kleine Signal so vergrößern, dass wir es zuverlässiger aufspüren können. Wir haben schon ein paar Schimpansen untersucht und besitzen gute Kontrolldaten. Das hier ist jetzt unsere Jungfernfahrt auf dem neuen Scanner.«
    »Hey! Und was war das gestern?« Jeremy, der gerade den Kontrollraum betrat, gab sich künstlich beleidigt.
    »Ach so, klar. Gestern hatten wir Jeremy auf dem Tisch – leider nicht in Vollnarkose. Manchmal besteht die halbe Arbeit darin, den Patienten zum Schweigen zu bringen. Alles hat wunderbar funktioniert, bis er angefangen hat, sich schmutzige Gedanken zu machen, und sein Gehirn den ganzen Apparat vernebelt hat.«
    »Sehr witzig«, maulte Jeremy. Er schnappte sich einen Filzstift vom Schreibtisch und marschierte wieder in den Raum mit dem Magneten.
    »Ganz schön beeindruckend.« Jamie lehnte sich gegen den Tisch mit den Computern und studierte das Interface, das Stiles benutzt hatte.
    »Tut mir wirklich leid, dass ich das Mittagessen versäumt habe. Übrigens, ich nehme an, Jamie hat es irgendwie geschafft, Kennys drakonische Sicherheitsüberprüfung in Bezug auf das alles hier zu überstehen?«
    »Ach, Sie meinen Nakamura. Ja.« Sameer wischte Stiles’ Bedenken beiseite. »Ich bin schon sehr gespannt darauf zu erfahren, was es mit diesem Schimpansen wirklich auf sich hat. Jamie und ich hatten vorhin eine hochinteressante Diskussion. Offenbar hat sie auch schon einige der unglaublichen Fähigkeiten unseres flauschigen Freundes kennengelernt.«
    »Lassen Sie sich von Sameer nicht anstecken«, sagte Stiles zu Jamie. »Er lässt sich allzu schnell begeistern. Ich sage immer, Schimpanse bleibt Schimpanse, egal wie er seine Banane schält. Schlaue kleine Kerlchen, sicher, und der hier lernt wohl besonders schnell. Es gibt wirklich unterschätzte Schimpansen. Ihre Gehirne ähneln den unseren ganz enorm. Ein bisschen mehr parietaler Kortex und ein bisschen mehr Masse im Oberstübchen, und dieser Schimpanse würde mir hier auf dem Tisch seinen eigenen Reisebericht präsentieren. Wie heißt der Affe eigentlich, Sameer?«
    »Ich habe ihm noch gar keinen Namen gegeben. Vielleicht wäre ja Roger ganz hübsch.«
    »Nur nichts überstürzen.« Stiles warf ihm ein schiefes Lächeln zu, ehe er Befehle in die Tastatur einzugeben begann. Zwischendurch sah er zu dem Schimpansen hinüber. »Für mein Gefühl sieht er eher Kenji ähnlich. Na, wer ist denn dein Papa, hm?«
    Jeremy kam herüber und machte die Lichter aus. Nun lag der Raum im Dunkel, und nur die drei Computerterminals leuchteten noch matt vor sich hin.
    Sameer rieb sich die Augen. »Funktioniert es nicht bei Licht?«
    Stiles zuckte die Achseln. »Wir sind Neurophysiologen. Wir arbeiten immer im Finstern.« Seine Antwort legte nahe, dass weitere Erklärungen überflüssig waren.
    Doch Sameer wollte noch mehr wissen. »Was ist das für ein lautes Klopfen?«
    »Ach, das sind die Gradientenspulen, die sich im Magneten drehen. Die sind nervtötend. Seien Sie froh, dass Sie draußen sind.« Stiles drückte ein paar Knöpfe am Touchscreen-Monitor. »Ich habe einen ersten T1-Scan programmiert, damit wir uns die Anatomie ansehen können, ehe wir zu den funktionalen Abbildungen übergehen. Bald

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