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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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er ist an die Tafel gegangen und hat die Wörter für die Begriffe aus dem Buch aufgeschrieben. Seit letztem Monat kann er die Zahlen von eins bis zwanzig nacheinander an die Tafel schreiben, und er hat sich sogar ein paar einfache Rechenoperationen gemerkt. Ich habe langsam Angst, ich verliere den Verstand, wenn ich nie mit jemandem darüber reden kann.«
    »Sameer, dieser Schimpanse ist mir schon einmal begegnet.« Jamie erzählte ihm von ihrer Begegnung im Regenwald.
    »Erstaunlich! Wahrscheinlich war Nakamura deshalb so erpicht darauf, Sie in das Projekt zu holen.« Rasch ruderte Sameer zurück. »Damit will ich aber nicht gesagt haben, dass Ihr wissenschaftlicher Beitrag nicht wertvoll wäre…«
    »Sameer, wer weiß über diesen Schimpansen Bescheid?«
    »Meines Wissens nur Nakamura, Sie, Mercer, ein paar meiner Mitarbeiter in groben Zügen und Roger und sein Partner.«
    »Roger?«
    »Er ist erst seit ein paar Wochen hier. Roger Stiles, ein ziemlich renommierter Neurophysiologe, den Nakamura engagiert hat, damit er den Schimpansen untersucht.«
    »Können wir mit ihm sprechen?«
    »Ich glaube, er wollte sowieso heute mit uns zu Mittag essen. Soweit ich weiß, hat er ein paar Experimente geplant, mit denen er heute beginnen will. Danach können Sie ihn ja gleich fragen. Ich bin auch noch nicht dazu gekommen, mehr als ein paar Begrüßungsfloskeln mit ihm zu wechseln.«
    »Sameer, was hat Ihnen Nakamura über diesen Schimpansen gesagt?«
    »Er meinte, er sei das Produkt eines kleinen gentechnischen Eingriffs – nur zwei oder drei kleine genetische Veränderungen. Kaum eine hinreichende Erklärung für ein derart sagenhaftes Verhalten.«
    »Irgendetwas an ihm beunruhigt mich. Etwas wahnsinnig Wichtiges, das ich einfach nicht…« Jamie sah einen Moment lang nachdenklich drein, ehe sie das Thema wechselte. »Ich glaube, ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit vor dem Mittagessen. Ich würde mir gern einige der Schimpansen im Freien ansehen.«
    Sameer lächelte sie an. »Ich versichere Ihnen, Sie werden nicht enttäuscht sein.«

    Ein Kleinflugzeug setzte glatt auf der Rollbahn des Flughafens von Manaus auf. Es fuhr langsam zu einem Terminal, und kurz darauf verließen die Passagiere die Maschine.
    Im Inneren des Terminals steuerten einige der Passagiere gleich auf wartende Verwandte oder Freunde zu. Andere eilten direkt zur Gepäckausgabe oder zu einem der verschiedenen Schalter. Eine Touristengruppe mit identischen T-Shirts sammelte sich in der Mitte der Halle und plapperte drauflos, was das Zeug hielt.
    Ein Mann in kariertem Hemd und Freizeithose trat aus dem Sonnenschein ins Terminal und setzte die Sonnenbrille ab. Er war gut gebaut – etwa eins achtundsiebzig groß, mit einem markanten Kinn und kurzen, dunklen Locken. Auf einen Blick erfasste er seine neue Umgebung, drängte sich durch die Menschenmenge und trat an den Informationsschalter. »Wo finde ich eine Transportmöglichkeit zu einem Forschungscamp etwa hundert Meilen flussaufwärts?«
    »Am Rio Negro oder am Amazonas?«, fragte die Dame am Schalter zurück.
    »Am Amazonas.«
    Sie zog ein abgegriffenes, verblichenes Blatt hervor und kritzelte ein paar Daten auf einen Zettel, ehe sie ihn dem Mann reichte. Er nahm ihn und marschierte ans andere Ende des Terminals, wo zwei Angestellte Gepäck von einem Karren auf den Boden luden. Sowie er einen Kleidersack und einen schwarzen Koffer als sein Eigentum erkannt hatte, nahm er sich die beiden Gepäckteile und hielt den Flughafenmitarbeitern seine Abholscheine hin, doch die beiden wollten sie gar nicht sehen. Er verließ das Terminal, winkte einem Taxi und setzte sich auf den Rücksitz. »Zur Amazonas-Universität, bitte.«
    Carlos Escalante ließ sich bequem in die Polster sinken und schloss die Augen, während das Taxi losfuhr.

7

    »Jetzt piekst es gleich ein bisschen, Kumpel«, warnte Jeremy Evans, ehe er dem Schimpansen gekonnt eine dünne Injektionsnadel in die linke Hinterbacke stach. Er zog den mit einem langen Affenhandschuh geschützten Arm aus dem Käfig und verriegelte die Käfigtür. »Alles klar, Rog. Er hat jetzt eine Dreihunderterdosis Ketamin intus. In ein paar Minuten können wir ihn intubieren.«
    Der Schimpanse stieß einen Schrei aus, während Jeremy an den Narkosewagen trat und die Utensilien herrichtete.
    Nach kurzer Pause sah Roger Stiles von seinem Arbeitsplatz auf. »Prima, Jeremy«, sagte er. »Ich kontrolliere die Pulsfrequenz, und der Magnet

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