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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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machte ihn hellhörig. »Es ist noch viel zu früh, um die Funktionsweise des Gehirns dieses Schimpansen zu beurteilen. Anatomisch betrachtet ist sein Gehirn dem menschlichen Gehirn in Größe und Komplexität vergleichbar. Angesichts jüngst beobachteter Verhaltensweisen kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Objekt zu einer Verhaltenskomplexität fähig ist, die der eines Jugendlichen nicht nachsteht oder sie sogar übertrifft.«
    Carlos grinste breit, machte rasch ein paar Fotos und legte alles wieder in den Ordner. Dann holte er ein kleines Gerät aus der Tasche, musterte es und betätigte mit dem Fingernagel einen kleinen Schalter, ehe er es in einen winzigen Spalt an der Unterseite von Nakamuras Schreibtisch schob. Zufrieden damit, dass er sein Ziel erreicht hatte, schloss er die Schublade und wollte soeben den Rückweg antreten, als er einen animalischen Schrei aus dem Nebenraum vernahm. Langsam ging er auf die Tür zu und versuchte, dabei möglichst geräuschlos aufzutreten.
    Die Tür war abgeschlossen. Neben dem Türrahmen summte leise ein Kartenlesegerät mit einer roten Leuchtdiode. Carlos konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Eher brachte man einem Politiker Teilchenphysik bei als einem Wissenschaftler Sicherheitsmaßnahmen. Das war einer der denkwürdigen Merksätze seines Ausbilders bei der CIA gewesen. Carlos trat erneut an den Schreibtisch, holte Nakamuras Namensschild und schob es durch das Lesegerät. Die Tür klickte, und die Leuchtdiode wurde grün. Carlos machte die Tür auf, steckte das Namensschild ein und spähte in den Nebenraum.
    Der Raum war groß, nur matt erleuchtet und relativ leer. Es gab ein paar lange schwarze Tische, über denen Hängeschränke voller kleiner Behälter und Gläser angebracht waren. Auf der anderen Seite standen reihenweise Tierkäfige, in denen jeweils ein Schimpanse saß. Carlos ging hinein.
    Er schluckte schwer, als er auf die Käfige zuging, und staunte über die massigen, starken Arme der Schimpansen. Die Affen in der ersten Reihe an der Wand gegenüber beachteten Carlos fast überhaupt nicht, während sich die Tiere in den beiden anderen Reihen gleich bei seinem Eintreten interessiert zeigten, indem sie in den Käfigen nach vorn kamen und ihn beobachteten.
    Carlos betrachtete die Tiere in der ersten Reihe genauer. Irgendetwas an ihrem Verhalten stimmte nicht. Keines von ihnen regte sich, alle wirkten irgendwie betäubt. Er musterte sie erneut und suchte nach irgendwelchen Merkmalen. Es waren ausschließlich Weibchen, und bei genauerem Hinsehen bemerkte Carlos, dass sie alle eine kleine blaue Plastikkappe an der Schulter hatten, die aussah wie der Anschluss für eine Infusion.
    Mit zunehmender Neugier schlenderte er zu einem Schränkchen neben den Käfigen. Darin lagen zwei große gepolsterte Handschuhe, zwei Betäubungspistolen und zahlreiche Pillenfläschchen. An der Wand über dem Schränkchen hing ein Zettel. Darauf stand: »Dosierungen: 60 mg Prednison morgens, 500 mg Levofloxacin morgens, 200 mg Diflucan morgens, 1 g Folsäure morgens, 1 g Mycophenolat morgens und abends – aber bitte nicht für Käfig 5«. Neben dem Schränkchen stand ein kleiner Kühlschrank voller großer Obsttüten. Auf dem Schreibtisch lagen neben dem Telefon ein Dienstbuch und ein Schlüsselbund.
    Carlos blätterte das Dienstbuch durch. Jede Seite war mit einer Käfignummer und einer Reihe datierter Einträge beschrieben. Er las die letzten Einträge auf der ersten Seite. »15. Nov. 23 Wochen 3 Tage: Fetale Herztöne 160. Medikamente in Banane verabreicht. Fieberfrei.« Auf einmal dämmerte ihm etwas, und er sah sich erneut nach den Tieren um. Wie hatte er das nur übersehen können? Fast die Hälfte von ihnen war eindeutig trächtig.
    Carlos blätterte die restlichen Seiten durch. Auf der letzten Seite standen mehrere Telefonnummern.

    Nakamura 5317
    O. R. 4173
    Batori 2315
    Labor 4175
    Assistent 2781

    Er schlug das Buch zu und legte es wieder auf den Tisch. Als Nächstes wandte er sich den zwei anderen Reihen mit Schimpansenkäfigen zu, als ihn erneut ein Gefühl der Beklemmung überkam. Auf einmal begriff er. Die Laute, die die Tiere von sich gaben, waren keine willkürlichen Laute, wie man sie bei Affen im Zoo hörte.
    Carlos lauschte.
    Aus einem Käfig in der mittleren Reihe war ein leises, kehliges Geräusch zu vernehmen. Kurz darauf wiederholten die etwa zwei Dutzend anderen Schimpansen den Laut. Schließlich wandten sich mehrere Schimpansen um und stießen leise,

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