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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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machte er ohne Vorwarnung einen Satz und packte ihn mit beiden Händen. Die Flügel des Vogels flatterten im Griff des Schimpansen, ehe sie still wurden.
    Mit einem Finger begann der Affe den Kopf des Vogels zu streicheln und dessen Nackenfedern zu glätten. Der Vogel zwitscherte einmal und wackelte unter dem zärtlichen Finger des Schimpansen mit dem Kopf. Langsam begann er seine neue Umgebung zu erforschen, indem er sachte gegen die Hand des Schimpansen pickte.
    Auf einmal nahm der Schimpanse den Vogel in die eine Hand, griff mit der anderen nach seinem Kopf und riss ihn ab. Eine Weile sinnierte er über dem abgerissenen Kopf und rieb ihn zwischen den Fingern. Nach einer Weile warf er Kopf und Körper des Vogels weg und lief auf Händen und Füßen in den Wald.
    »Damit ist der Unterricht für heute beendet«, erklärte Sameer.

14

    Skip Jordan schlang sich das Pistolenhalfter um die ausladende Leibesmitte und inspizierte wie schon so oft seine Pistole. Nicht, dass er erwartete, einen Defekt zu finden – bei seiner oberflächlichen Musterung hätte er kaum feststellen können, ob er nicht versehentlich eine Wasserpistole in Händen hielt.
    Es war nichts als reine Routine, dass er die Waffe vor einem »richtigen Einsatz« überprüfte. Erneut sah er an die Wand aus Fernsehbildern im Kontrollraum von BrainStem Therapeutics. Diesmal hatte es nicht der Aufmerksamkeit des Hausmeisters bedurft, um das Problem zu lokalisieren. Die Eindringlinge waren auf mindestens fünf Kameras deutlich zu sehen.
    Skip Jordan griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Am anderen Ende wurde sofort abgenommen. »Diego.«
    »Hör mal, Diego. Es gibt eine Störung am Haupteingang. Leg deine Montur an und wart in fünf Minuten im Atrium auf mich. Alles klar?«
    Kurz bevor es klickte, tönte Diegos knappes »Dann in fünf Minuten, Boss« aus dem Hörer.
    Jordan kippte den Rest seines Kaffees hinunter und stolzierte mit einem letzten Blick auf die Monitore zur Tür hinaus. »Das werden wir gleich haben«, brummte er vor sich hin.
    Er marschierte durch etliche Korridore, bis er am Haupteingang ankam und durch die Glastüren hinausspähen konnte. Draußen standen zehn oder zwölf junge Männer und Frauen. Alle waren leger mit Shorts und Sandalen bekleidet und hielten große Plakate, Poster und Transparente in die Höhe. Einer stand weiter weg und filmte die ganze Szenerie mit einer Videokamera. Ein anderer trug ein Affenkostüm und hatte sich einen zur Schlinge gebundenen Strick um den Hals gelegt.
    Der mit dem Affenkostüm sah aus, als ob ihm besonders unbehaglich sei, obwohl bereits kühlere Abendtemperaturen herrschten. Durch die Tür hörte Jordan einen der Demonstranten in makellosem Englisch ins Megafon plärren: »Lasst die Affen leben! Lasst die Affen leben!«
    Die Poster zeigten klug gewählte Abbildungen von Affen in winzigen Käfigen oder auf Behandlungsliegen, aus deren Körpern mehrere Schläuche und Leitungen kamen wie bei Patienten einer Intensivstation. Parolen wie »Affen haben auch Gefühle«, »Wie viele noch?« oder »Wer ist der Nächste?« zierten die anderen Plakate, auf denen plastische Bilder von Affenjagden in der Wildnis zu sehen waren. Am auffälligsten war eine leuchtend rote Digitalanzeige, die unter der Überschrift »restliche Schimpansen« von zweihundertfünfzigtausend nach unten zählte.
    Jordan wandte sich um, als er Schritte vernahm, und sah Diego auf sich zukommen. »Na schön, Diego«, rief er. »Dann kümmern wir uns mal um die Herrschaften.« Diego nickte, und die beiden verließen das Gebäude. Sofort schwenkte der Kameramann zu den beiden Sicherheitsleuten, und die Parolen wurden lauter und erregter.
    Die Wachleute marschierten auf die Gruppe zu, ohne jedoch zu wissen, was sie tun sollten. Jordan baute sich vor dem Mann im Affenkostüm auf. »Wer ist hier verantwortlich?«, bellte er. Darauf zuckte der Affe die Achseln und zeigte auf die Schlinge um seinen Hals. Jordan sah den Affenmann so verächtlich an, wie er konnte, und ging zu der Frau mit dem Megafon hinüber. »Was wollen Sie eigentlich?«
    Die Frau mit dem Megafon war regelrecht begeistert von dieser Frage und winkte den Kameramann zu sich her, ehe sie in amerikanischem Englisch zu sprechen anhob. »Wir wollen, dass die Schimpansen mit Respekt behandelt werden. Wir wollen, dass ihre Heimat nicht mehr länger ausgeplündert wird, dass die kriminellen Morde an den Affenmüttern aufhören, denen man die Kinder raubt, dass das

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