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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Mann an den Hals und kippte nach vorn. Reglos blieb er im Sand liegen, der sich rot unter ihm färbte.
    »Diable« , wetterte Bricassart, »was, zum …?«
    »Zu Befehl, Käpt’n«, sagte Cutlass Joe grinsend und verbeugte sich – während der lange Huck noch immer unentschlossen dastand, das Messer in der Hand.
    » Que fais-tu? Was hat das zu bedeuten?«
    »Nichts weiter, Sir«, erklärte Cutlass Joe. »Ihr habt einenBefehl erteilt, und ich habe ihn ausgeführt. Ihr wolltet wissen, ob uns Skrupel plagen – ich für mein Teil habe keine.«
    »Verstehe«, sagte Bricassart mit einem undeutbaren Seitenblick auf den Leichnam. »Wie ist dein Name?«
    »Cutlass Joe nennt man mich.«
    »Ich verstehe«, wiederholte der junge Kapitän. Was er von seinem Gegenüber hielt, war seiner ausdruckslosen Miene nicht anzumerken. »Und du willst zu uns gehören?«
    »Aye, Sir. Es gibt nichts, was ich nicht dafür tun würde.«
    »Das habe ich gesehen. Du bist Engländer?«
    »Aye, Sir.«
    »Woher kommst du?«
    Joe zögerte einen Augenblick. Es war unüblich unter Piraten, einander nach der Herkunft zu fragen. So ziemlich jeder, der unter schwarzer Flagge fuhr, hatte einen guten Grund dafür, seine Vergangenheit für sich zu behalten. Aber hier bestimmte Bricassart die Regeln.
    »Aus Tortuga, Sir«, gab Joe deshalb Auskunft.
    »Unter wem bist du gesegelt?«
    »Ich hatte ein eigenes Kommando«, erwiderte Joe nicht ohne Stolz.
    »Weshalb bist du dann hier?«
    Das war eine berechtigte Frage, und Joe schalt sich einen Narren dafür, dass er Bricassart darauf gebracht hatte. Um sich eine passende Lüge auszudenken, fehlte die Zeit. Also blieb er besser bei der Wahrheit.
    »Weil man mich abgesetzt hat«, gab er sauertöpfisch zurück.
    »Bien« , sagte Bricassart mit Blick auf die Leiche, »wenn du mit deinen Leuten so umgesprungen bist, wundert mich das nicht. Welches war dein Schiff?«
    »Die Seadragon .«
    »Nie von ihr gehört.«
    »Es ist nur eine Brigantine, und wir waren weit im Süden unterwegs.«
    »Unter wessen Kommando segelt sie jetzt?«
    »Nick Flanagan«, würgte Joe den Namen seines Erzfeindes wie eine verdorbene Speise hervor.
    »Nick Flanagan?« Bricassarts Reaktion war deutlich zu entnehmen, dass er den Namen kannte.
    »Allerdings, Käpt’n. Ist er Euch bekannt?«
    »Oui.«
    »Ist es erlaubt zu fragen, woher Ihr ihn kennt, Käpt’n?«
    » Non. Sagt dir der Name Elena de Navarro etwas?«
    Cutlass Joe zuckte innerlich zusammen. Wie, bei allen Klabautermännern, konnte Bricassart über die Entführung Bescheid wissen? Hatte der elende Flanagan damit so hohe Wellen geschlagen, dass die Kunde schon bis nach Port Royal gedrungen war?
    Cutlass empfand Neid, aber gleichzeitig erwachte auch seine Vorsicht. Solange unklar war, welche Position Bricassart in der Sache einnahm, war es besser, nicht zu viel zu wissen …
    »Und wenn es so wäre?«, fragte er deshalb vorsichtig.
    »Dann bist du hier an der rechten Stelle, mon ami «, sagte der Franzose mit freudlosem Grinsen.
    »Na schön.« Cutlass wühlte durch sein wirres rotes Haar und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Schätze, in diesem Fall habe ich keine Wahl, was? Also gut, ich gebe es zu: Ich weiß von der Entführung der spanischen Lady.«
    »Durch wen hast du davon erfahren?«
    »Seltsam, dass Ihr fragt, Sir – ich war dabei.« Cutlass klopfte sich auf die breite Brust.
    »Du?«
    »Allerdings, Sir. Ich selbst war es, der in Navarros Festungeingedrungen ist und seine Tochter aus ihren Gemächern verschleppt hat. Ich und kein anderer.«
    »Und dieser Flanagan?«
    »Flanagan ist ein schlechter Witz. Eine verdammte Landratte. Das feige Schwein hat außerhalb der Festung gewartet, bis ich die Arbeit für ihn erledigt hatte.«
    »Was du nicht sagst.«
    »So war es, meinen Eid darauf«, beteuerte Cutlass und hob beschwörend die Pranke.
    »Dann weißt du auch, wo Navarros Tochter versteckt gehalten wird?«
    »Das will ich meinen.«
    »Bon.« Zum ersten Mal lächelte Bricassart tatsächlich – ein dünnes, ausdrucksloses Lächeln in einem aschfahlen Gesicht. »Gratuliere, Kamerad. Du hast gerade eine Heuer erhalten.«
    Und noch ehe Joe etwas erwidern konnte, hatte der Schwarzgekleidete sich bereits abgewandt und ging auf das von Türmen gekrönte Hauptgebäude zu, das sich inmitten der Festungsanlage erhob. Zwei seiner Leute folgten ihm und bedeuteten Cutlass, sie zu begleiten. Die anderen blieben verblüfft zurück, einschließlich des langen Huck, der Bricassarts

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