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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Mannschaftsquartieren und erreichten schließlich eine zweite, weniger trutzige Mauer, die die Garnison von der Festung trennte. Nur zwei Wachen standen am Tor, das Fallgitter war nicht herabgelassen, obwohl Alarm gegeben worden war. Die Spanier schienen sich in ihrer Festung sehr sicher zu fühlen.
    Nick und seine Kameraden verließen ihr Versteck und gingen offen auf das Tor zu – und wie er vermutet hatte, sorgte seine Verkleidung dafür, dass die Wächter völlig arglos blieben. Bis zu dem Augenblick, in dem der Schein der Torfackeln auf Nicks Gesicht fiel und sie seine rußgeschwärzten Züge sahen – aber da war es zu spät, um noch zu handeln. Cutlass und die beiden anderen stürzten sich mit blanken Klingen auf die Wächter und erstachen sie. Dabei grinste der Rothaarige, als genieße er es.
    Wenige Atemzüge später hatten sie das Tor hinter sichgelassen, und vor ihnen lag der Palast des Conde, dessen herrschaftliche Mauern sich in den dunklen Nachthimmel reckten. Der von Fackeln erhellte Innenhof war von Fuhrwerken übersät, die zu dieser späten Stunde Waren in den Palast zu liefern schienen.
    Hinter vielen Fenstern des Palasts brannte Licht – die Explosion in der Bucht hatte nicht nur die Soldaten aus dem Schlaf gerissen. Insgeheim hoffte Nick, dass er Navarro selbst in seiner Nachtruhe gestört hatte. Der Tyrann sollte ruhig wissen, dass jene Tage, in denen er ungesühnt Menschen ausbeuten und zu Tode quälen konnte, unwiderruflich vorüber waren.
    Die Angst vor einem Sklavenaufstand schien bei den Spaniern tief zu sitzen: Die meisten Wachen waren abgezogen worden, um unten im Lager auszuhelfen. Vor dem mächtigen, von Säulen getragenen Eingangsportal des Palasts hatte eine ganze Abteilung Posten bezogen, aber wegen der vielen Fuhrwerke im Hof konnten sie die Eindringlinge nicht sehen.
    Rasch huschten die Bukaniere weiter. In gebückter Haltung umrundeten sie das trutzige Gebäude, um zu seiner Hinterseite zu gelangen. Unerwartet stießen sie dabei auf eine Patrouille.
    Die beiden Wachen waren besser auf der Hut als ihre unvorsichtigen Kameraden am Tor, und im hellen Fackelschein durchschauten sie Nicks Verkleidung sofort. Der Mund des einen öffnete sich zu einem Schrei – und Nick hatte keine Wahl, als sein Entermesser zu werfen. Im Lauf holte er aus und schickte die Klinge auf den Weg, schleuderte sie dem Posten entgegen, der getroffen und zu Boden gerissen wurde. Sein Kamerad jedoch, der Uniform nach ein sargento 12 , hatte eine geladene Pistole im Gürtel, nach der er griff.
    »Verdammt!«, rief Nick, der sein Messer nicht mehr zur Handhatte – und weder Cutlass Joe noch die beiden anderen reagierten rasch genug.
    Im nächsten Augenblick krachte schon der Schuss.
    Die Kugel war hastig und ungenau gezielt, sodass sie die Bukaniere verfehlte. Aber der Knall war ohrenbetäubend und erregte Aufmerksamkeit, auf die Nick lieber verzichtet hätte. Mit einem weiten Satz erreichte er den Spanier, noch eher dieser dazu kam, sein Rapier zu ziehen. Ein harter Faustschlag von Nick traf ihn ins Gesicht und schickte ihn zu Boden – aber es war zu spät.
    »Alarma! Alarma!« , war von der Vorderseite des Gebäudes zu hören – und Nick war klar, dass er seinen Plan ändern musste. Rasch nahm er die Waffen an sich.
    »Verschwindet«, rief er Cutlass und den anderen zu. »Seht zu, dass ihr die Festung verlasst, ehe die Mauern alle besetzt sind.«
    »Was ist mir dir, Käpt’n?«, fragte einer der Bukaniere.
    »Kümmert euch nicht um mich«, schärfte Nick ihnen ein. »Macht, dass ihr verschwindet. Ich komme schon zurecht.«
    »Er ist ein Verräter«, zischte Cutlass Joe panisch. »Er hat uns absichtlich in die Falle gelockt.«
    »Blödsinn, warum sollte ich so etwas tun?«
    »Weil du mit den Spaniern unter einer Decke steckst. Du machst gemeinsame Sache mit ihnen.«
    »Wenn es so wäre, würde ich euch wohl kaum befehlen abzuhauen«, beschied Nick knapp und gestand sich ein, dass es wohl doch ein Fehler gewesen war, den Rothaarigen mitzunehmen. »Und jetzt haut ab, verdammt noch mal, ehe alles verloren ist. Wir sehen uns am Treffpunkt.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Joe misstrauisch.
    »Dann wirst du wieder Kapitän der Seadragon «, entgegnete Nick prompt. »So oder so – du gewinnst auf jeden Fall.«
    Das schien selbst Cutlass Joe einzuleuchten. Er widersprach nicht weiter, sondern flüchtete mit den anderen zur Westmauer. Herbeieilende Soldaten erblickten die Bukaniere und gaben Feuer. Schüsse krachten

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