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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Navarro zu verhandeln?«
    »Sehr einfach«, erwiderte Bricassart. Das Gelächter ließ seinen aufgedunsenen Körper beben, das rote Auge starrte aus seinem talgigen Gesicht. »Ich arbeite mit Navarro zusammen, weil ich auf diese Weise an sein Silber komme. An all sein Silber, denn ich habe nicht vor, es mit ihm zu teilen. Noch während wir hier sprechen, sind zwei meiner Schiffe unterwegs nach Norden, um das erbeutete Silber in New Providence gegen Waffen einzutauschen und um Leute anzuwerben.«
    »Um Leute anzuwerben? Aber es gibt mehr als genug Männer in Port Royal …«
    »Genug Männer wofür?«, fragte Bricassart. »Ich habe die Nase voll davon, ein Pirat zu sein und auf dieser Festung zu sitzen, die mir mehr Gefängnis ist als Versteck. Lange genug war Port Royal unser Schlupfwinkel, nun ist es Zeit für mehr.«
    »Für mehr?« Damian hob die Brauen. »Du planst einen Überfall? Was willst du angreifen? Portobello? Panama? Maracaibo?«
    Der Commodore grinste nur – und Damian dämmerte, dass er den feisten Mann auf dem Podest grob unterschätzt hatte.
    »Cartagena?«, fragte er zweifelnd. »Du willst den Sitz des Vizekönigs angreifen? Aber Cartagena ist stark befestigt, Vater. Die Zufahrt zum Hafen ist so gut wie unpassierbar, die Bucht selbst wird von einer mächtigen Festung beherrscht. Selbst die Leviathan hat nicht genügend Feuerkraft, um …«
    »Zuerst Cartagena«, bestätigte Bricassart, als hätte er die Einwände seines Sohnes nicht gehört. »Von Cartagena aus werden wir Neugrenada erobern, einschließlich Maracaibo. Dann Mexiko und schließlich Peru – und das Reich der Spanier wird uns gehören.«
    »Du planst keinen Überfall«, stellte Damian fest, dem dasganze Ausmaß des Unternehmens allmählich aufging, »du planst einen Krieg!«
    »So ist es. Und dir, meinem Nachkommen und Erben, werde ich den Oberbefehl des Angriffs übertragen.«
    »Den Oberbefehl? Aber … woher sollen all die Männer für ein solches Unternehmen kommen, Vater? Woher die Schiffe?«
    »Schiffe und Männer gibt es mehr als genug, die Häfen sind voll von ihnen. Vergiss nicht, dass die Spanier im Krieg mit den Franzosen liegen, und wo sich zwei Raubtiere um eine Beute streiten, ist bald ein drittes zur Stelle, um sie sich zu schnappen. Was wir bislang erreicht haben, Junge, war erst der Anfang. Wir werden die Kraft des dunklen Zaubers nutzen, um ein Heer aufzustellen und diesen Teil der Welt in unseren Besitz zu bringen. Dank der Macht des Voodoo werden aus freien Männern willenlose Diener, Soldaten, die den Tod nicht fürchten, weil sie nicht mehr zu den Lebenden gehören. Der Schamane nennt sie zomba – nicht lebend, aber auch nicht tot. Ein ganzes Heer solcher Soldaten wird mir den Sieg über die Spanier eintragen, aber dazu brauche ich zunächst Navarros Silber. Verstehst du jetzt, warum ich mich mit ihm arrangiere?«
    Damian nickte nur, während ihm klar wurde, dass er nur ein winziger Stein in einem sehr viel größeren Mosaik war. Sein Vater, der Commodore, strebte nicht mehr und nicht weniger als die Weltherrschaft an, denn wer diesen Teil des Globus regierte und im Besitz all seiner Schätze war, der beherrschte in Wahrheit die Welt …
    »Du willst zu viel, Vater«, flüsterte er.
    »Was sagst du?«
    »Ich sagte, du willst zu viel. Ein Plan wie dieser kann nicht gelingen. Du hast dich blenden lassen von den Versprechungen dieses Mannes.« Damian zeigte auf den Schamanen. »Er vergiftetdeinen Verstand mit geheimnisvollen Worten, benebelt deine Sinne mit elendem Gestank. Du musst ihn loswerden, Vater. Er hat dir lange genug gedient. Wirf ihn den Haien zum Fraß vor und höre nicht länger auf ihn. Sieh nur, was aus dir geworden ist. Du bist geblendet von seinem Zauber und weißt nicht mehr, was du tust.«
    Schweigen kehrte daraufhin im Saal ein. Nur das Knistern der Fackeln war noch zu hören, die zu beiden Seiten des Thrones entzündet worden waren und einen schwachen Schein verbreiteten. Augenblicke lang schien es, als dächte der Commodore über die Worte seines Sohnes nach. Aber dann verzogen sich die wulstigen Lippen zu einem Grinsen, und aus der Tiefe seiner massigen Gestalt brach Gelächter hervor, wie Damian es noch nie zuvor aus dem Mund des Commodore gehört hatte. Bricassarts Stimme überschlug sich und kreischte in wahnhafter Hysterie, während er seinen Spott über den Jüngeren ausgoss. Auch der Schamane, dessen Namen Damian noch nicht einmal kannte, fiel in das Hohnlachen ein.
    »Keine Sorge,

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