entschlüsselte Nachricht über seeseitigen Angriff auf New York mit Details zu abgehörter russischer Funkübertragung.
Ort: Beijing, Dongdan-Park
Status: Erfolgreich abgeschlossen.
„Was zum Teufel?“, sagte Zhang leise vor sich hin, als seine Armbanduhr ihm die fünfzehn-Minuten-Marke ankündigte. Er nahm sein Notebook unter den Arm und ging in Richtung des Aufzugs, dessen Türen sich pünktlich fünfzehn Sekunden nach dem Piepsen seiner Armbanduhr für ihn öffneten, wie er es vorher programmiert hatte – die Sicherheitsvorkehrungen bei Hausinstallationen waren wirklich lächerlich. Er drückte die Taste für das Untergeschoss, von dem aus er durch einen kurzen Gang direkt zur U-Bahn käme. Er konnte nicht mehr sehen, wie Xi Fei von der Rolltreppe aus in den Sitzbereich des Starbucks sprintete und sich fragend umsah.
Zur gleichen Zeit
15° 55’ 32.53” Nord, 61° 41’ 59.85” West
Drei Kilometer südlich von Vieux Fort, Guadeloupe
„Boah, Mist“, rief Daniel Dreyer völlig unvermittelt, was Ele na sehr erschrak, die sich gemütlich in der Sonne badete, während das schwere Schiff vor dem Wind sanft über die niedrigen Wellen glitt. Sie setzte sich auf uns sah ihn an: „Was denn?“
„Meine Schwägerin hatte gestern Geburtstag.“
„Und deswegen erschreckst du mich so?“
„ Sorry. Erinnerst du mich in Basse-Terre dran, eine eMail zu schicken?“
Elena hob ihre Sonnenbrille an und lehnte ihren Kopf nach hinten, um ihn besser anzusehen. Er stand hinter dem Steuerrad, sein hässliches, in der Sonne verblasstes und mit Salzwasserrändern verschmiertes Baseballcap auf dem Kopf, das kurzärmelige Hemd offen über seiner braungebrannten Brust, dun kle Beine aus einer früher einmal strahlend weißen Bermudashorts schulterbreit auf dem Boden stehend. Sie war immer noch verliebt, sehr sogar. „Sonnencreme?“, fragte sie, quasi als Preis für die Erinnerung.
Über Dreyers Gesicht huschte das gleiche Lächeln, das bei diesem Wort immer über sein Gesicht huschte. Er konnte zwar nicht verstehen, wie Elena den ga nzen Tag in der Sonne liegen und nicht völlig verbrennen konnte, aber solange er alle paar Stunden ihren wundervollen, zarten Körper eincremen durfte, war ihm das auch egal. Er nahm die blaue Flasche aus der Cockpittasche an der Relingsseite und verschmierte eine gute Menge demonstrativ zwischen seinen Händen, als würde er sie wärmen. Das war zwar nicht nötig, die Creme hatte genauso fünfunddreißig Grad wie alles andere im Umkreis von Hunderten von Kilometern, aber Elena schaute immer so schön erwartungsvoll.
Am Abend
15° 59’ 03.11” Nord, 61° 42’ 59.40” West
Marina de Gourbeyre après Marilyn, Basse-Terre, Guadeloupe
„Du wolltest deiner Schwägerin mailen“, sagte Elena nach dem Abendessen in einem netten kleinen Straßenlokal mit Blick auf den weniger netten Hafen von Basse-Terre, als sie wieder auf die Hope stiegen. Dreyer ging unter Deck und holte sein Notebook nach oben, schaltete es ein und wartete zwei Minuten, bis es das WLAN-Netz des Hafens gefunden hatte. Dreißig Minuten kostenlos, verkündete die Login-Seite. Dreyer öffnete seinen eMail-Client und schnell waren zehn neue Nachrichten in seinem Posteingang. Zwei waren Werbung, sechs gescannte Briefe, die seine Mutter für so wichtig hielt, dass sie sie ihm weitergeleitet hatte, und eine von seinem Bruder, dass er den Geburtstag seiner Schwägerin nicht vergessen sollte. Wirklich interessant für Dreyer war aber die neueste, eine Mail von „Weisstdu Schon“. Er öffnete sie:
Von: Weisstdu Schon(
[email protected])
An: Daniel Dreyer (
[email protected])
Betreff: Poker
Nachricht:
MDOLR TOFKN KELQO NVTMF LQFZO XCNNS RNTGB NCCNU RCMHW PQAJJ ZLYXB YCXYG BIUDT LYUJU OQKLD RPXXB PHBBR XCKIK PEJNH UHLWG PWQPP ZGSRP HESSD PEKNZ QOZER LVFFC JKGBZ SUIEE NPDNG TQCQA KNPHG GJKWC KFNHN RKVFR SOQVM PSIQK JHLQV
Dreyer blickte gespannt auf die Nachricht. Weisstdu Schon war ja als Absender durchaus interessant, aber eine verschlüsselte Nachricht konnte eigentlich nur von Jin kommen, wer sonst teilte Dreyers Leidenschaft für Kryptographie – und zudem hatte er sonst nur mit seinem Bruder ein geteiltes Verschlüsselungssystem, aber der hatte das immer für nutzlos und paranoid gehalten. Die vielen „jz“ in der eMail-Adresse deuteten zudem deutlich auf Jin Zhang hin. Und mit so viel Geheimnistuerei wollte ihn sein alter Freund entweder ärgern – die Nachricht war verdammt lang, und es würde Stunden