Die Erben des Terrors (German Edition)
aus seinem Gürtel am Rücken, während er ausstieg, und positionierte sich links neben der Tür. Sutter ging direkt auf die Türe zu und trat dagegen – wie erwartet hielt das feste Holz dem harten Tritt wunderbar stand, nicht aber die mit billigen Schrauben befestigten Scharniere, die sie im Türrahmen hielten. Mit einem lauten Knall fiel sie in das großzügige Foyer, und nach wenigen Sekunden sahen die beiden Agenten zwei weitere schlecht angezogene Männer mit den im kriminellen Milieu omnipräsenten IMI Uzi-Maschinenpistolen.
Die Uzi ist eine wunderbare Waffe auf kurze Distanz, handlich, leicht und vor allem klein. Nicht sonderlich durchschlagskräftig, aber deutlich zu stark für die leichten Leinenhemden, die die beiden Agenten trugen. Es dauerte nicht mehr als ein Augenzwinkern, bis auf der Stirn jedes der beiden Männer ein kleines, von Brandspuren versengtes Loch klaffte, aus dem nach einer Weile Blut trie fte. Als das Blut begann, den glatt polierten Marmorboden rot zu färben, trat aus einer Seitentür am oberen Ende einer protzigen Doppeltreppe in den ersten Stock Hone Teriipaias, vor ihm drei leicht bekleidete und verängstigte Frauen, in jeder seiner Hände eine goldplattierte, ebenfalls von der israelischen IMI gefertigte Desert Eagle. Eine der durchschlagskräftigsten Handfeuerwaffen der Welt, wenngleich schwer und unhandlich. Aber durchaus Eindruck erweckend.
Sutter bedeutete Ouést mit einer unauffälligen Kopfbewegung, ihn nicht zu erschießen.
„ Mais bon sang, pour qui vous prenez-vous?“, brüllte Hone Teriipaias verärgert.
„Er will wissen, was zum Teufel wir…“ begann Ouést zu übersetzten.
„Jaja“, unterbrach ihn Sutter – die Frage war vo m Ton her deutlich rübergekommen. „Sag, wir wollen nur ein paar Fragen stellen.“
„Et pour que tu viennes à…” begann Teriipaias Antwort. Ouést übersetzte simultan: „Und für ein paar Fragen kommt ihr in mein Haus, erschießt meine Männer, …“
Sutter hatte für so was keine Geduld, aber leider keine klare Schusslinie auf Schu ltern oder Knie des Mannes – die drei Mädchen standen im Weg. Also Reden: „Ich habe gehört, dass Du eines deiner Mädchen vermisst, eine Célestine, die mit einem alten Mann auf einem Boot war.“
„Verdammte Schweizer. Haben den Ruf, pünktlich zu sein, und der Arsch hat mir die Nutte jetzt schon drei Monate nicht bezahlt. Und die kleine Schlampe findet das wahrscheinlich auch noch gut, und ihre kleine Schwester hier ziert sich immer noch, meinen Verlust wieder wettzumachen“, beendete Ouést die Übersetzung der Antwort, während Teriipaias dem Mädchen vor seiner rechten Schulter mit dem Griff der Pistole in seiner linken Hand gegen den Kopf schlug. Sie fiel zu Boden.
Was für ein Arschloch, dachte Sutter, und ein dummes noch dazu – er schoss dem Mann in die rechte Schulter, auf die er jetzt eine freie Sc husslinie hatte. Die Wucht der großkalibrigen Pistole ließ den unsympathischen Zuhälter nach hinten torkeln, er fing sich an einem dünnen Vorhang vor der offenen Terrassentür und fluchte. Ouést sparte sich die Übersetzung, während die beiden blitzschnell die Treppe hochstürmten.
„Wie hieß das Boot?“, fragte Sutter.
„Woher soll ich wissen, wie das verdammte Boot hieß? Zoé, wie heißt das Boot von dem alten Sack?“
Zoé war die älteste der drei Damen, vielleicht Ende Zwanzig. Attraktive, hohe Wangenknochen, die vorteilhaft überspielten, dass ihr Gesicht etwas zu breit war. Ihre vielen, langen, schwarzbraunen Haare bedeckten den Großteil ihres Oberkörpers bis zur Taille, um die ein bunter Pareo gebunden war. Der Pareo vermittelte fast den Eindruck, sie würde Kleidung tragen. Alle Blicke waren auf sie gerichtet.
„Nikita“, sagte sie zaghaft.
„Und wo sind sie hin?“, fragte Sutter.
Hone antwortete: „Woher soll ich das wissen? Ihre Schlampe von Schwester faselte was von Amerika. Aber ich sage euch, wenn ich die Hure und den Dieb finde, dann…“
Ouést s Übersetzung wurde durch das leise Plopp – Platsch –Geräusch unterbrochen, das einerseits von der Mündung von Sutters P226, andererseits von Teriipaias Gehirnmasse auf dem Marmorboden verursacht wurde. Der Franzose sah Sutter verwundert an, aber Sutter hatte genug gehört – der Mann wusste nicht mehr. Aber vielleicht die Schwester, die immer noch auf dem Boden kniete, leicht am Kopf blutend. Sutter steckte seine Waffe in seinen Gürtel und hielt ihr seine Hand hin.
„Merci“, sagte sie
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