Die Erben des Terrors (German Edition)
er fest, und ging durch die an Flughäfen omnipräsenten Shoppingarkaden. Neben dem großen Duty-Free-Bereich sah er einen dezenten kleinen Schmuckladen von Walker & Hall , von denen er noch nie etwas gehört hatte. Von den Preisen der Schmuckstücke in der Auslage aber hielten sie sich wohl für das neuseeländische Tiffany’s .
Er betrat den Laden und wurde nach wenigen Sekunden von einem aufmer ksamen, aber unaufdringlichen älteren Herrn angesprochen, wie man ihm behilflich sein könnte. Sutter überlegte kurz, warum er den Laden eigentlich betreten hatte, und ihm fiel nur ein einziger Grund ein: Er musste an den Ring denken, den er der toten Frau des tschetschenischen Terroristen abgenommen hatte.
„Ich habe ein… Erbstück, das ich gerne meiner… Nichte in Tahiti schenken würde – denken Sie, dass Sie das vielleicht… aufpolieren könnten?“ , fragte er.
„Selbstverständlich, Sir“, antwortete der ältere Herr und ging hinter einen Tr esen. „Darf ich das gute Stück sehen?“
Sutter stellte, sehr zum Missfallen des Juweliers, seinen schmutzigen, ve rramschten Rucksack auf die Glasplatte über der Auslage, die so sauber war, dass man sie kaum sah – zumindest vorher. Nach kurzem Wühlen hatte er zwischen einem getragenen und einem frischen T-Shirt den Ring gefunden und überreichte ihn dem Mann.
Dessen Augen weiteten sich sofort, als er den schweren Ring vorsichtig zw ischen zwei seiner mit weißem Baumwollstoff behandschuhten Finger nahm. Er sah den Ring lange an, ab und zu den nicht gerade zu diesem Schmuckstück passend angezogenen Sutter musternd.
„Sir“, begann er vorsichtig, „Ihre Nichte wird eine sehr glückliche Frau werden“.
Sutter wusste nicht, ob das nur höflich, oder der Ring wirklich etwas wert war. Fragen aber wollte er nicht, das würde zu sehr auffallen. „Ja, oder? Der Sm aragd funkelt so schön!“
Im Gesicht des Juweliers breitete sich blankes Entsetzen aus. „Sir, wenn Sie erlauben…“ begann er und nahm ein kleines Okular aus einer Schublade. Su tter nickte. Der Juwelier zog am Schwenkarm einer Kaltkathodenröhrenlampe und betrachtete den Stein von allen Seiten. Nach einer Weile atmete er tief durch und begann: „Fünf Karat, i-eff , fancy green, klassischer Brillantschliff. Keine Seriennummer – wo sagten Sie, haben Sie den Ring her?“
„Von meiner… Mutter“, versuchte Sutter. Der Juwelier nickte zufrieden. „Ein sehr seltener Stein, mit fünf Karat sehr großzügig. I-Eff, Sie kennen das vie lleicht als Lupenrein , so gute Stücke finden Sie selten. Perfekter Schliff, wahrscheinlich aus der ehemaligen Sowjetunion – das war ein sehr viel größerer Stein, hier wurde auf Perfektion gearbeitet und nicht aufs Geld geachtet.“
Sutter sah eine Chance. „Sie denken also, das ist ein gutes Geschenk für eine ju nge Dame?“
Der Juwelier atmete tief aus. „Sir, ein Diamant ist immer ein gutes Geschenk für eine Dame. Und in diesem Fall – nun, ich hoffe, sie ist nicht allzu jung und weiß den Stein auch zu schätzen.“
Sutter brauchte etwas, bis ihm ein französischer, weiblicher Vorname einfiel, und mangels eines besseren Einfalls entscheid er sich für Françoise: „Françoise hat ihren sechzehnten Geburtstag.“
Auf dem Gesicht des Juweliers breit ete sich blankes Entsetzen aus.
„Sir, ich hoffe, Ihnen damit nicht zu nahe zu treten, aber dieser Stein…“ – er sah Sutter fragend an.
„Ja?“
„… dieser Stein, exzellent geschliffen, keine sichtbaren Einschlüsse, … wäre er jetzt nicht grün, sondern, sagen wir, Top Wesselton , also fein Weiß, ich würde ihn vielleicht für vier, fünfhunderttausend verkaufen.“
Schade, dachte Sutter. Ihm hatte das Grün gut gefallen. „Uh“, sagte er. Der Juwelier fuhr fort: „Aber nachdem er grün ist… darf ich Ihnen vielleicht für ein so junges Mädchen lieber etwas aus unserer Kollektion empfehlen, wir hätten hier ein sehr schönes Modell, filigranes Platin mit einem Solitaire-Brillanten…“
Der alte Mann legte den Ring auf ein schwarzes Samtkissen und zog eine Schachtel aus seiner Auslage, nahm einen Ring heraus und legte ihn auf ein weiteres schwarzes Samtkissen. „Ein Karat, Top Wesselton, nicht ganz so pe rfekt geschliffen wie der Ihre, aber mit fünfundzwanzigtausend Dollar vielleicht etwas angemessener?“
Sutter sah ihn kurz sprachlos an und fragte dann „Ach, das Grün ist also doch gut?“
Schlagartig wurde dem Juwelier klar, dass der Mann vor ihm wirklich überhaupt
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