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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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nach kurzem Zögern, als sie starr vor Entsetzen beinahe schüchtern seine Hand ergriff. Sie stand auf und strich sich ihre blutverklebten Haare etwas zurecht, schamvoll ihre Brüste bedeckend.
    „Michael“, sagte Sutter und deutete auf seine Brust.
    „Florentine“, sagte Florentine. „Ich lernen Englisch seit Célestine bis Amerika.“
    „Weißt du, wo sie ist?“
    „Nein. Sie immer sagt, sie darf nicht sagen.“
    Gut, dachte Sutter. Sie sprechen miteinander.
    „Wie sprecht ihr miteinander?“
    „Sie mich Telefon. Mobile . Jedes Woche.“
    Perfekt, dachte Sutter.
    „Darf ich das Telefon kurz haben?“, fragte Sutter. Florentine sah ihn ängstlich an, und Sutter schloss kurz und auffällig seine Augen, wie es Raubtiere machen, wenn sie anderen Raubtieren kommunizieren wollen, dass sie keine Angriffsintentionen haben. Die Geste, hatte Sutter vor langem festgestellt, funktionierte bei allen halbwegs intelligenten Spezies. Man riskierte zwar, dass das Gegenüber dennoch Angriffsintentionen hat, aber Florentine war der Inbegriff von Ungefährlich. Als er seine Augen wieder öffnete, nickte sie sanft, drehte sich um und bedeutete Sutter, ihr zu folgen.
    „ Que va devenir?“, fragte Zoé, bevor Sutter den ersten Schritt machte. „Was wird mit den Mädchen“, übersetzte Ouést. Sutter dachte kurz nach – die Prostituierten waren völlig egal. „Der Mann wird irgendwo sein Geld haben. Sag ihnen, sie sollen es nehmen, abhauen und nie wiederkommen.“
    Zoé und das dritte Mädchen sahen Ouést nach der Übersetzung nur für einen Augenblick ängstlich an, machten sich aber dann schnell davon. Sutter folgte Florentine in einen anderen Raum, wo sie unter der Matratze ein altes Siemens-Telefon hervorholte und es Sutter gab.
    „Merci“, sagte Sutter.
    „Du nicht wehtun meiner Schwester, ja?“
    „Nein“, beschwichtigte Sutter. Das war ehrlich, er hatte nicht vor, dem Mä dchen wehzutun. Sutter machte eine Geste mit dem Kopf, dass sie gehen solle, aber sie zögerte. Er sah sie kurz böse an, aber sie blieb stehen. Für was auch immer hier gerade passierte – dafür hatte Sutter keine Zeit. Er griff in seine Hosentasche, in der sich ein kleiner schwarzer Samtbeutel mit dem Logo von Walker & Hall befand. Er öffnete ihn, nahm den glänzenden Ring heraus und gab ihn Florentine. „Geh“, sagte er streng, und sie folgte seiner Anweisung.
    Sutter wählte eine Nummer an der amerikanischen Ostküste, und nach dem ersten Läuten hörte er eine piepsige Frauenstimme:
    „ Public Broadcasting Service, mein Name ist Leanne, wie kann ich Ihnen helfen?“
    „So ein Zufall“, entgegnete Sutter, „mein Name ist auch Leanne. Ich würde gerne eine Pizza bestellen.“
    „Sir, es tut mir leid, wir liefern keine Pizzen aus.“
    „Ich wurde aber auf diesem Anschluss von Ihnen angerufen, dass Sie Pizzen liefern.“
    „Oh, das tut mir Leid, Sir. Ich werde das sofort überprüfen lassen. Mein Supe rvisor meldet sich dann bei Ihnen.“
    Sutter steckte das Telefon in seine Hosentasche und ging wieder in den Flur. Er sah, wie Ouést mit einer großen Sporttasche das Haus betrat, und ging zu ihm, um ihm beim Aufräumen zu helfen.
    •
    Die Frauen hatten bereits seit fünf Minuten mit einem von Hone Teriipaias Mercedes-SUVs das Gelände verlassen, als Sutter und Ouést durch das schwere, eiserne Flügeltor zur Straße fuhren. Sutter sah auf seine Uhr, deren Stoppfunktion aktiviert war. „Vier, Drei, Zwo, Eins“, zählte er herunter. Hinter ihnen hörten sie einen gewaltigen Knall, und wenige Augenblicke später fingen graue Staubteilchen an, die Windschutzscheibe zu verschmutzen.
    „Ist immer erstaunlich, was für schlimme Unfälle mit einer Gasheizung passieren können, nicht wahr?“, scherzte Sutter.
    „Sehr“, sagte Ouést nach einer guten Weile herzlichen Lachens. „Aber hier, wo es weder Heizungen noch eine Gasversorgung gibt, passiert das glücklicherweise recht selten.“
    Beide lachten noch eine Weile, bis die Scheibenwischer die letzten Reste von Teriipaias Haus und Körper von der Windschutzscheibe entfernt hatten. Plötzlich klingelte Florentines Handy. Die CIA war ausnahmsweise mal schnell, es war keine zwanzig Minuten her, seit er den Pizzadienst beauftragt hatte, alle auf dem Handy eingehenden Anrufe zu prüfen. Und sie hatten offensichtlich nur einen Kontakt identifiziert, der sich an einer interessanten Stelle aufhielt.
    „Ja?“, sagte Sutter kurz. Am anderen Ende der Leitung war eine Männersti mme, die

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