Die Erben des Terrors (German Edition)
Haare. Vorsichtig schob er sie ein Stück von sich weg, sodass er in ihre schwarzbraunen, mit Tränen erfüllten Augen sehen konnte, und sagte „Je suis désolé“, während er mit einem leichten Ruck ihr dünnes Genick brach.
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Als Sutter zwanzig Minuten später seine Tauchsachen wieder in die Cessna geladen hatte, nahm er ein Sattelitentelefon aus der Ausrüstungstasche und wählte eine Nummer an der amerikanischen Ostküste. Eine junge Frau, die so klang, als würde sie eigentlich Telefonsex anbieten, meldete sich:
„ Public Broadcasting Service, mein Name ist Larlene, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Larlene? So ein Zufall, mein Name ist auch Larlene. Ich würde gerne den Pr oduzenten der Sesamstraße sprechen. Ich bin der Art Director.“
Es klickte ein paar Mal in der Leitung, bis sich die raue, alte Männerstimme des Produzenten meldete. „Status?
Sutter sah aufs offene Meer hinaus, das hier schnell sehr tief wurde. Er sah auf seine Uhr, und in dem Moment, in dem der Sekundenzeiger die Zwölf erreichte, war nur eine kleine Explosion auf Dzerzhinskys Nikita zu erkennen. „Sinkt“, antwortete er.
Der Produzent nahm einen Zettel aus der Ecke seines Schreibtischs. Auf dem Ze ttel stand zwölf Mal das Wort Nikita, zehn davon waren durchgestrichen. Er nahm einen Stift und strich ein weiteres durch. Nur noch eine, dachte er zufrieden und sagte „Gute Arbeit.“
„Ich brauche Urlaub“, erwiderte Sutter.
„Wie lange?“
Sutter überlegte kurz, Célestine ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. „Länger“, sagte er zunächst, atmete einmal tief durch und korrigierte sich: „Für immer.“
Der Produzent antwortete nicht mehr.
Gefährliche Ladung
16. August 2013
15° 59’ 03.11” Nord, 61° 42’ 59.40” West
Marina de Gourbeyre après Marilyn, Basse-Terre, Guadeloupe
Sex mit Elena war jedes Mal aufs Neue faszinierend, verträumt, wild, zärtlich, sanft, hart, ruhig, laut, anstrengend, entspannend . In jedem Fall aber so, dass beide danach sofort einschliefen. In dieser Nacht aber konnte Dreyer nur kurz schlafen, und einige Minuten nach Mitternacht war er hellwach und musste an die eMail von Weisstdu Schon denken. Er streichelte kurz über Elenas unteren Rücken und legte seine Hand auf ihren Po, was zu einer sanften Bewegung ihres Kopfes auf seiner Brust führte. Er sah durch das offene Luk, das als Oberlicht fungierte, in den durch die vielen Lichter des Hafens ungewohnt langweiligen Sternenhimmel und dachte eine Weile nach. Gegen ein Uhr war er immer noch wach und beschloss, dass er die Nachricht entschlüsseln müsste, die er erhalten hatte.
Er gab sich Mühe, Elena möglichst sanft dazu zu bringen, sich von alleine von ihm herunterzudrehen, was nach einigen Versuchen auch gelang. Er nahm ein dünnes, weißes Bettlaken und legte es halb über sie und verließ dann die achterliche Eignerkabine in Richtung Salon. Dort schaltete er die schwache, rote Nachtbeleuchtung an, um durch das helle, weiße Licht der LEDs Elena nicht zu stören. Es hatte über dreißig Grad unter Deck, weswegen er beschloss, nach oben zu gehen, da dort ebenfalls eine düstere Nachtbeleuchtung installiert war. Er nahm sein Notebook, das Kartenspiel, einen alten Einklarierungsbeleg aus Venezuela, dessen Rückseite unbedruckt war und einen Kugelschreiber und ging an Deck.
Nachdem er die Nachricht von Weisstduschon abgeschrieben hatte, nahm er das Kartenspiel in die Hand. Er fächerte es auf, suchte den schwarzen Joker, und verschob ihn eine Karte nach unten. Danach suchte er den bunten Joker, und verschob ihn zwei Karten nach unten. Anschließend fächerte er das Spiel wieder auf und nahm alle Karten links vom ersten Joker und vertauschte sie mit den Karten rechts des zweiten Jokers. Er schob das Kartenspiel wieder zu einem Stapel zusammen, nahm die unterste Karte heraus und sah sie sich an: Eine Herz Dame. Er musste kurz lächeln und an Elena denken, die unter ihm schlief.
Dame ist die zehnte Karte im Spiel, wenn man As, zwo, drei, vier… zehn, Bube zählt. Herz ist die zweite Farbe in der Reihe Karo, Herz, Pik, Kreuz, also kämen davor dreizehn Karo-Karten. Zehn für die Dame plus dreizehn für das fehlende Karo ergeben dreiundzwanzig, und so viele Karten zählte Dreyer von oben ab, legte sie auf die neben ihm platzierte Herz Dame und den Rest der Karten wieder obenauf.
Er sah sich die oberste Karte an, der Herz König. Wollte ihm das Kartenspiel etwas mitteilen, überlegte er kurz, konvertierte dann aber den
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