Die Erben des Terrors (German Edition)
der Karibik keinen Geigerzähler gekauft, oder?“, scherzte Chandima.
„Ne“, sagte er stolz und nahm sein Handy aus der Oberschenkeltasche, weiter auf das Boot zusteuernd, das Chandima immer noch nicht betreten wollte. Er gab ihr das Telefon.
Sie sah es sich an. Ein veraltetes, nein, der Vorgänger eines veralteten Modells von Samsung. Es wirkte so, als hätte man es hauptsächlich dazu benutzt, es verärgert gegen Wände zu werfen. Auf der Rückseite stellte sie einen schwarzen Klebestreifen über der Kameralinse fest.
„Es gibt eine Geigerzähler-App“, erklärte Dreyer.
„Du verarschst mich.“
„Nein. Ernst jetzt. Und auf dem Boot ist die Strahlung deutlich geringer als be ispielsweise in einem Flugzeug.“
„Das funktioniert? Also die Kamera zukleben und Strahlung messen?“
„Willst du wissen, wie?“
„Nein. Aber ich vertraue dir und gehe auf das Boot.“ Chandima war dennoch etwas unsicher, als sie am Heck der Yacht hochkletterte.
•
Zwanzig Minuten später, im Salon der Hope , hatten Dreyer und Elena die Situation erklärt, so gut sie konnten. Nach einer Weile Nachdenkens begann Chandima ihr Resümee.
„Ok, du hast diesen netten Russen – Schweizer – zufällig kennen gelernt, und dann findest du sein Boot ein paar Wochen später herrenlos treibend in ven ezuelanischen Gewässern. Nach nicht einmal drei Monaten spricht dir eine ebenso venezuelanische Richterin das Boot zu, und du segelst los. Findest dann einen Tresor, den dir ein, natürlich, venezuelanischer Drogenboss öffnet – die Story dahinter interessiert mich übrigens noch – und du schickst das an Jin in China. Jin mailt dir von einer 10MinuteMail-Adresse, dass dein Boot eine Atombombe ist, und vier Tage später schießt ihr beiden Turteltäubchen einen chinesischen Agenten an.“
„Genau“, sagten Elena und Dreyer gleichzeitig.
„Oh-kei“, fuhr Chandima überbetonend fort, „das glaubt euch kein Schwein.“
„Du auch nicht?“, fragte Elena.
„Ich habe Erfahrung mit Schweinen“, scherzte Chandima und sah Dreyer an, der kurz verhalten lachte. Elena sah ihn eifersüchtig an.
„Nein, nicht, was du denkst“, ergänzte Chandima. „Ich glaube euch das, aber das zu verkaufen… also, dass ihr da schadlos rauskommt… puh… mit einem Team könnte ich so was lösen, aber alleine?“
„Kannst du es nicht versuchen?“, fragte Dreyer.
„Du, auch wenn die Gerüchte nicht totzukriegen sind, dass Consultants nur deswegen immer zu mehreren sind, weil sie dann mehr berechnen können – das hat schon alles seinen Sinn.“
„Und kann man die nicht fragen?“
„Wenn du nicht mit der Yacht auch noch das Schweizer Nummernkonto des Vorbesitzers bekommen hast?“, verplapperte sich Chandima. Sofort ärgerte sie sich – das hätte sie nicht wissen dürfen. Aber Dreyer war sofort interessiert.
„Schweizer Nummernkonto?“
„Ich habe das nicht gesagt.“
„Verstehe. Aber rein hypothetisch, wenn diese Schweizer Nummernkonten etwas wert wären…“ – Chandimas Augen wurden größer. Eine Tonne Gold pro Skipper, war in den Unterlagen gestanden. Das wären heute fünfzig Milli onen Dollar, und damals, in den Sechzigern, war es etwa das gleiche wert gewesen. Zu viel Geld, um es auszugeben.
„Ja?“
„… was braucht man denn, um das zu bekommen?“
„Bei welcher Bank?“, fragte Chandima. Das wusste sie wirklich nicht.
„Julius Bull und Compagnie.“
„Ach, die ehrwürdigen Schweizer Privatbankiers Julius Bull und Compagnie. Keine Chance. Die sind mittlerweile nicht mehr in der Schweiz – zu lasche Bankengesetze. Da haben sie noch ein Schaufenster und einen Kundenbetreuer, aber der verweist alle nach Guernsey.“
„Guernsey? Klingt nach England.“
„Ist es aber nicht. Die Kanalinseln, also die im Ärmelkanal, sind keine britischen Dependancen, sondern Her Majesty’s sehr eigene Dependancen.“
Elena blickte frag end. Dreyer auch.
„Schau, wenn du viel Geld hast – wie die Queen – dann willst du das irgendwo sicher unterbringen.“
„Macht Sinn.“
„Und die Schweiz war immer der Zufluchtsort für alle, Nazis, Kommunisten, Te rroristen.“
„Ja, aber die verkaufen ja jetzt CDs mit Daten an die deutsche Steuer.“, scherzte Dreyer.
„ Vor allem aber geben sie der CIA die Daten der Russen“, ergänzte Elena. Die beiden anderen blickten sie verwundert an, vor allem Chandima. Ein derartiger Vertrauensbruch… aber gut, das war privat, hier.
„Und deswegen zogen die Banken mit dem Geld
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