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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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von Leuten, die wirklich viel hatten, und denen das wirklich viel wert war, dass davon niemand etwas e rfährt, nach Jersey oder Guernsey. Weil da nur die Queen, und nur die Queen persönlich, was zu bestimmen hat. Und mittlerweile hat da jeder westliche Politiker, der sagen wir mal, etwas auf die Seite geschafft hat, sein Schwarzgeld. Und die Al-Quaeda, und die Geheimdienste, und überhaupt.“
    „Das habe ich in einem Blog gelesen“, bemerkte Dreyer, „hielt es aber für eine zu abstruse Verschwörungstheorie.“
    Chandima grinste. Sie wusste, wer sich das System ausgedacht hatte. Schade, dass er hier nicht helfen könnte – ohne Geld würde er keinen Finger bewegen.
    „Um es kurz zu machen, Julius Bull arbeitet noch wie in den Zwanzigern. Du hast eine Kontonummer und ein Passwort. Ende.“
    Dreyer ließ diesen Satz sinken. Nach einer Weile, in der ihn die beiden Frauen seltsam ansahen – beide kannten sein nachdenkliches Gesicht – fragte er: „Sind die Kontonummern einheitlich?“
    „Sechzehnstellig, damit sich die Angestellten das nicht merken können und auf blöde Ideen kommen, wenn sie sie denn mal zufällig sehen.“
    Dreyer dachte an die feine Handschrift von Walter Bull auf der Rückseite der Visitenkarte, die ihm Alexander nach fast zwei Flaschen Rum gezeigt hatte. Vier Gruppen zu vier Zahlen, wie bei einer Kreditkarte. Er ging im Kopf die Nummern aller Kreditkarten durch, die er je besessen hatte. „Ich glaube, ich kenne die Nummer“, sagte er.
    „Was?“, fragten beide Frauen.
    „Der Schweizer – der Russe – hat mir die Karte gezeigt, die ihm Walter Bull gegeben hat. Ich gehe nicht davon aus, dass sich das ändern lässt, die Kontonummer?“
    „Und du kannst dir eine sechzehnstellige Zahl merken, wenn du sie einmal siehst?“
    „Als ich sechzehn war, wettete ich mit meinem Vater um mein Taschengeld, dass ich mir in einer Minute mehr Stellen vo n π merken kann als er. Und verlor, achtundsiebzig zu einhundertvierzehn.“
    Chandima wirkte etwas beeindruckt, Elena hingegen dachte schon wieder darüber nach, ob der süße Spinner, den sie gefunden hatte, mehr Spinner als süß war.
    „Zwei Monate später brauchte ich Geld und forderte meinen Vater zu einer Revanche. Ich hatte geübt, mit vielen, beliebigen Zahlen. Mein Vater wählte die Wurzel aus drei – und ich gewann einhundertzweiundvierzig zu einhundertzweiundzwanzig.“
    Die beiden Frauen sahen erst Dreyer, dann sich gegenseitig verständnislos an. „Aber selbst wenn du die Zahl kennst, brauchst du das Passwort“, sagte Cha ndima.
    „Ich glaube, das kenne ich auch“, sagte Dreyer.
    Am nächsten Morgen
18° 25’ 27.71” Nord, 64° 37’ 17.67” West
Bankhaus Julius Bull & Cie., Road Town, Tortola, Britische Jungferninseln
    „Also, ich kann sowieso nicht neben dir stehen, wenn wir drin sind, das ist alles streng vertraulich“, erläuterte Chandima vor der Bank. „Sag einfach, du möc htest auf dein Nummernkonto zugreifen.“
    „Und dann?“
    „Dann sind sie sehr nett zu dir, und erklären alles. Den Rest haben wir besprochen. Viel Glück.“
    Dreyer zuckte mit dem Schultern und schnipste seinen Zigarette nstummel in den nächsten Gully, streckte seinen Rücken durch und ging in die Bank.
    „Was kann ich für sie tun?“, fragte eine attraktive junge Frau mit britischem A kzent, die ihn in seiner kurzen, blauen Hose und dem zerknitterten Hemd sehr argwöhnisch beäugte.
    „Ich möchte auf mein Nummernkonto zugreifen“, sagte Dreyer.
    Der Blick der jungen Frau, sie war vielleicht gerade zwanzig, änderte sich schlagartig. „Natürlich, Sir. Ich hole kurz Mister McCash, der sich um Sie kümmern wird.“
    Sie hatte nicht nach seinem Namen gefragt, stellte Dreyer fest. Aber McCash war lustig. Er versuchte, nicht zu lachen.
    „Sir, herzlich Willkommen. Ich bin Anthony McCash, stellvertretender Filialleiter. Wenn Sie mich bitte begleiten würden?“
    Wow, stellte Dreyer fest. Keine Fragen, keine unnötigen Höflichkeiten. Solche Banker wollte man tatsächlich haben: Pures Business, kein Bullshit. Er begleit ete McCash durch eine kleine Tür in einen unnötig großen Raum, in dessen Mitte ein großer Schreibtisch aus Mahagoniholz stand. In die Mitte des Tisches war ein Flachbildschirm eingelassen.
    „Sind Sie mit dem System vertraut?“, fragte der Banker.
    „Nein“, antwortete Dreyer. Er hatte nicht das Gefühl, dass eine nähere Erklärung erwartet worden wäre. Und er hatte Recht, McCash begann sofort, zu

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