Die Erben des Terrors (German Edition)
eine dumme britische Pute, die ihn rumkriegt mit Ich bin noch Jungfrau – das glaubt ihr doch kein Schwein.“
„Judy? Ach Gott, die ist doch… aber wenn du schon Schwein sagst – hey, einer hat’s geglaubt“, scherzte Daniel. Chandima sah ihn böse an, musste aber dann auch lachen. „Er hat gesagt, das müsse er prüfen.“
Das Lachen wurde herzlicher. Daniel holte zwei Gläser Sekt.
„Eigentlich“, sinnierte Chandima, „wäre es nur fair, wenn wir beide jetzt im Whirlpool…“
„Sorry“, sagte Daniel. Für den nächsten Abend hatte er im Tantris, dem diskutabel besten, sicher aber teuersten Lokal Münchens einen Tisch gebucht, um seiner Freundin Carolin einen Antrag zu machen.
Chandima schwieg. Und beschloss, jegliche Illusionen aufzugeben. Härter zu werden. Abgebrühter. Vor allem aber besser als Judy. Oder, vielleicht so wie Judy, nur eben besser. Sie war ja schließlich keine britische Jungfrau. Und sie würde das nie behaupten müssen, um einen Kerl dazu zu bringen… In dem Moment tauchte die aufgehende Sonne den Ammersee in ein rötliches Licht. „Schön, nicht?“, sagte sie.
23. August 2013
18° 26’ 26.56” Nord, 64° 32’ 46.70” West
Well Bay, Beef Island, Tortola, Britische Jungferninseln
Das Knattern der Motoren der Cessna 402 mit dem dunkelblauen Heckleitwerk, das sie als Cape Air Flug 449 von San Juan, Puerto Rico nach Tortola auswies, irritierte Dreyer sehr, als er seinen Anker festfuhr. Er konnte den Motor nicht hören und musste auf den Drehzahlmesser sehen. Zweitausendzweihundert, der Anker hielt. Fünf Minuten später war das Dinghy vom Vorschiff ins Wasser gelassen, weitere fünf Minuten später der Motor installiert.
In diesem Moment klingelte das Sattelitentelefon. Wenn nicht sein Vater g estorben war, war das Chandima, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte – nur kurze Kontakte über eMail, einen Anruf zum Geburtstag.
„Wo bist du?“, fragte sie. „Und wo bin ich hier? Meine Güte, das Flugzeug hatte zehn Sitzplätze, und ich musste meinen Handgepäcktrolley aufgeben. Jetzt hat er einen Kratzer.“
„Du bist doch Amerikanerin. Verklag sie einfach“, scherzte Dreyer.
Chandima nahm ihr Handy, machte ein Foto des Trolleys und sendete es als eMail-Anhang an ihren Anwalt – einen Anwalt, der sich um solche Kleinigkeiten kümmerte. „Holst du mich ab?“
„Ich bin siebenhundert Meter westlich von dir“, erklärte Dreyer, und begann, das Starterkabel des Außenborders zu ziehen, das Telefon unter dem Kinn.
„Westlich? Wo ist das? Ich hab hier hinter mir einen Flughafen und vor mir einen Wald.“
„ Rechts. Geh ein Stück nach rechts, wir treffen uns gleich“, schloss Dreyer und legte auf.
Der Motor sprang an, er fuhr die zweihundert Meter zum St rand, zog das Dinghy auf den Sand und verfolgte die parallel zur Landebahn verlaufende Straße keine halbe Zigarette lang, bis er eine schwitzende Chandima sah. Sie fielen sich in die Arme.
Zurück am Strand sah Chandima das Ding hy am Strand liegen und konnte es sich nicht verkneifen: „Das ist schon sportlich, mit so was über den Atlantik zu fahren.“
Dreyer lachte, mehr ehrlich als höflich. „Ne, ne“, sagte er, und zeigte auf das glä nzende weiße Boot in der Bucht.
Chandima sah das Boot an. Groß, schön, aber irgendwo hatte sie das schon mal gesehen. Ihr Gehirn lief eine halbe Sekunde auf Hochtouren und reproduzierte eine alte, russische Blaupause. „Fuck!“, schrie sie fast.
„Ich hab dir doch noch gar nichts erzählt“, sagte Dreyer verwundert.
„Musst du nicht“, sagte sie. „Was weißt du?“
„Wollen wir nicht erst mal an Bord?“
Chandima ging nur Atombombe – Atombombe – Atombombe durch den Kopf. Nein, sie wollte nicht an Bord. „Nein“, sagte sie.
„OK, ich bin jetzt so anständig, dich nicht zu fragen, woher, aber so, wie du schaust, weißt du mehr, als du wissen solltest.“
Daniel war immer noch so schnell wie damals. Aber Chandima hatte die letzten fünf Jahre nichts anderes gemacht, als komplexe Situationen schnell zu erfassen.
„Kann ich dir auch nicht sagen.“
„OK. Also, auf dem Boot ist eine Atombombe…“
„Fuck“, sagte Chandima nochmals. Sie hatte gehofft, es wäre eine andere Story und sie würde sich irren. Immerhin war das hier privat. Aber wie könnte man das lösen? Das war ein Problem, wie MLCI es regelmäßig hatte, aber für einen Priva tkunden?
„… aber die Strahlung ist minimal.“, setzte Dreyer fort.
„Du hast dir doch in
Weitere Kostenlose Bücher