Die Erben des Terrors (German Edition)
als würden sie sich von einem alten Sheriff und einem jungen Deputy, der sie verhaften will, irgendwie beeindrucken lassen. Nein, Sutter ging wortlos an den Männern vorbei zum nächsten der schwarzen SUVs, stieg ein, startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen los.
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Als das schwere SUV wieder auf das Rollfeld fuhr, scherzte Debbie: „So sieht das also aus, wenn ein Mister West Urlaub macht!“
Es war deutlich zu sehen, dass die sechzehn Cowboys mit den teuren Anzügen und den Uzis unter den Sakkos gerade die letzten in Plastikfolie eingeschwei ßten Pakete mit zwanzig-Dollar-Noten in das Flugzeug luden, und mit ebenso in Plastikfolie eingeschweißten, braungrünen Paketen wieder herauskamen.
Sutter parkte den Wagen an der Stelle, wo er kurz zuvor eingestiegen war, stel lte den Motor ab und stieg aus. Noch bevor er um den Wagen herum war, um Debbie die Tür zu öffnen, war diese ausgestiegen und sah sich das mattschwarze Flugzeug an. „Wow. Ist die neue Cessna Citation Sovereign? Und was ist das für ein Lack? Klaut die CIA bei der Air Force Stealth-Farbe, um besser Drogen schmuggeln zu können?“
„Ich bin nicht bei der CIA.“
„Klar. Und ich war nie bei der Navy.“
„Hey – das war keine Lüge. Ich bin im Ruhestand, ehrlich. Das Flugzeug …“ – Sutter konnte den Satz nicht beenden, denn der Anführer der Cowboys schrie ihn an: „Was bildest du dir eigentlich ein, Postbote, einfach so…“ – weiter kam er nicht, da Sutters Faust seine Nase traf, die mit einem unangenehm klinge nden Knacken brach.
„Also “, setzte er fort, „das Flugzeug gehört meinem Vermieter.“
„Ah, ein Nebenjob also.“, scherzte Debbie. „Wie war das mit dem Krieg gegen die Drogen?“
„Ach“, entgegnete Sutter, während sie das Flugzeug betraten, „ist doch nur Gras. Und sieh das so: Wenn man schnell ein Flugzeug braucht, fragt man halt denjenigen, der eines hat. Und wenn der dann so nett ist, es herzuleihen, kann man ihm doch eine kleine Bitte nicht abschlagen, vor allem, wenn es nur ein paar Pakete sind, die man mitnehmen soll. Oder?“
Debbie sah sich um. Die Cessna war wirklich ein schönes Flugzeug, so ganz anders als die engen Kampfjets der Navy oder die kleine Piper ihres Vaters. Sie bewunderte das glänzende Holzfurnier, den weißen Teppich, die mit weißem Leder bezogenen Ledersitze. Die großen Geldpakete, mit denen das Flugzeug vollgestapelt waren, fielen ihr gar nicht mehr auf. „Ich fliege“, rief sie, stürmte ins Cockpit und setzte sich auf den rechten Sitz.
20. August 2013
18° 05’ 47.28” Nord, 77° 58’ 31.48” West
Romeo Montagues Strandvilla, New Hope, Jamaica
„Das ist aber ein schönes Haus“, stellte Debbie fest, als sie die Villa sah. Sutter nickte, das fand er auch. Und es hatte kaum Mühe gekostet, es zu bekommen – der Immobilienmarkt auf Jamaica war einfacher, als er erwartet hatte. Natürlich war Sutter nicht zu einem Makler gegangen, er wollte ja gleich eine Immobilie, und das möglichst unauffällig. Und wenn man aus Kolumbien kommend mit einer schicken Cessna C172 mit leerem Tank auf einer Schotterpiste in einer Cannabisplantage landet, sind Immobilienmakler auch nicht die ersten Menschen, die man trifft.
Aber der Ü berlebende der beiden Lakaien, die ihn auf der wunderschönen Insel willkommen geheißen hatten, war so freundlich gewesen, ihm den Weg zu Romeo Montagues Anwesen zu erklären, bevor er aufgrund des massiven Blutverlustes aus seinem Oberschenkel das Bewusstsein verlor.
Dort angekommen beschloss der Wachposten am Eingang zu seiner eigenen Sicherheit, dass es eine gute Idee wäre, Sutter mit etwas Abstand mit seiner Uzi zu bedrohen und ihn so zum Boss zu eskortieren, der ihn dann skeptisch, aber noch nicht allzu verärgert fragte, was ihm einfalle.
„Ich bräuchte ein Haus, am besten mit Pool, am Strand“, sagte Sutter darau fhin.
Der schlanke Schwarze mit dem offenbar obligatorischen weißen Anzug und einer dicken Goldkette am Hals lachte laut, und der Lakai mit der Uzi an Su tters Kopf lachte mit. „Du weißt wohl nicht, wer ich bin?“, fragte er.
„Nein“, sagte Sutter. Er war ehrlich.
„Ich bin Romeo Montagu e“, erklärte Montague, so als würde das reichen. Gut, dachte Sutter, dann ist das wohl wirklich der Boss. Das ging einfach, er war hier richtig.
„Dann kannst du mir doch sicher mit meinem Haus helfen?“
„Mir werden die Unverschämtheiten zu viel, Andrew“, entgegnete Montague und machte eine kurze Geste
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