Die Erben des Terrors (German Edition)
Also zumindest, wenn sie für die CIA rekrutieren, nicht gegenüber normalen Leuten oder im Einsatz? Er sah Elena eindringlich an und überlegte, was der Produzent mit der wunderschönen Frau mit den Rehaugen hatte anfangen wollen… außer Sex, natürlich. Aber wenn das stimmte… er sprach weiter, bevor irgendwer etwas sagen konnte: „Michael? Michael, Anfang vierzig, drahtig, markantes Gesicht, Bruce-Campbell-Kinn, vor allem aber eine Narbe am linken Schulterblatt?“
Elena sah Malloy verdutzt an. „Ja“, sagte sie leise.
Dreyer sah Elena kritisch an. „So, so. Schulterblatt, ja?“, eifersüchtelte er, aber niemand hörte ihm zu, weil Malloy weitersprach:
„Wow. Wenn das stimmt – also wenn er ans Telefon geht, und wenn er dir hilft, dann, dann wird alles gut. Natürlich nur, wenn das der Michael West ist… aber ich weiß nicht, wie viele Michael Wests ein abgebrochenes Stück Propeller von Chalk Two in die linke Schulter bekommen haben.“
Der Gesichtsausdruck der anderen anwesenden MLCI-Berater änderte sich schlagartig von gelangweilt-skeptisch auf interessiert. Sie starrten einen A ugenblick in die Leere. Danach starrten alle Elena an – außer Dreyer, der sie die ganze Zeit anstarrte, weil er irgendwie das Bedürfnis hatte, das mit dem Schulterblatt erklärt zu bekommen.
„Was ist Chalk Two?“, fragte Elena.
Außer Dreyer, der immer noch etwas sauer war, lachten alle. Dafür erklärte Dreyer ihr, was Chalk Two war: „Chalk One und Chalk Two waren die Codenamen für die beiden Helikopter bei dem Einsatz der Seals zur Gefangennahme von Ibn Ladin.“
Elena sah mit großen Augen in die Runde. „Und Michael West war da dabei? Bei den Seals?“
Malloy lachte weiter. „Nein, Michael West war nicht bei den Seals, der hatte etwas Wichtigeres zu erledigen. Und der Mann heißt Michael Sutter .“
Air America
1 7. August 2013
18° 05’ 47.28” Nord, 77° 58’ 31.48” West
Romeo Montagues Strandvilla, New Hope, Jamaica
Sein Leben war plötzlich so leer. Und vor allem war es langweilig, dachte Su tter, während er auf der Sonnenterrasse am Pool unter einem großen, weißen Baumwollschirm sitzend eine Banane schälte. Er hatte das Gefühl, dass ihm etwas fehlte, während er den schweren Glasverschluss aus der dicken Glasflasche mit der goldenen Aufschrift „Coruba – Jamaica Rum – 25 YO“ herauszog. Nein, beschloss er nach dem ersten Schluck, guter Rum war nicht das, was ihm fehlte.
Er stand auf und ging am Pool vorbei in Richtung Strand, wo ein Teleskop stand – Sutter war sich nicht sicher, wozu, aber man konnte dadurch den Strand des nahegelegenen Fünf-Sterne-Plus-Resorts im Norden der Bucht s ehen. Das Sandals Whitehouse war, wie die meisten Sandals-Resorts in der Karibik, das beste Hotel der Insel. Und wie die meisten Hotels der Kette war es für Pärchen ausgelegt, für junge, reiche, attraktive Pärchen, die Sutter durch das Teleskop beobachten konnte.
Nein, beschloss Sutter, so würde er seinen Ruhestand nicht verbringen, alleine, mit einem Teleskop, einem Glas Rum und einer Banane. Er war erst drei Tage auf Jamaica, und erst den zweiten Tag in diesem Haus. Aber ihm war langweilig, er vermisste einen Zweck in seinem Leben, er fühlte sich… nutzlos?
Er stellte den Rum auf den Tisch, und während er den Rest der Banane aß, lief er durch das feste, trockene Gras zum Strand hinab, die drei Stufen des schmalen Holzstegs hoch und kletterte auf den Jetski, der an der Jetty festgemacht war. Er warf die Leine auf den Steg, drehte den Schlüssel im Zündschloss um und drehte den Handgriff zu sich, was der dreihundert PS starke Motor des schwarzen Renngeräts mit einem lauten Dröhnen quittierte. Hinter Sutter schoss ein dünner Wasserstrahl vier Meter in die Höhe, und unter ihm pumpte der Motor aus einem armdicken Rohr literweise Wasser nach hinten. Nach wenigen Sekunden hatte der Jetski seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Vierzig Sekunden später riss Sutter den Lenker herum, der Jetski rotierte auf der Stelle und trieb noch zwanzig Meter rückwärts, perfekt an die Jetty des Resorts.
Sofort machte sich ein Mitarbeiter des Hotels daran, Sutter zu erklären, dass er hier nicht anlegen dürfe. Der Mann hatte ein blendend weißes Poloshirt und eine ebenso weiße Hose auf seiner fast schwarzen Haut und wirkte aufgeregt, als Sutter vom Jetski auf die Jetty stieg und das Fahrzeug mit einer herumliegenden Leine festmachte. Sutter griff in seine Tasche und hielt dem Mann zweitausend
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