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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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genauso sah, wusste er nicht – sie hatte ihm nach der Landung in Auckland immerhin mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Und ihn danach geküsst. Also fifty-fifty – das war ihm gut genug. Aber wie sollte er Debbie finden? Er konnte schlecht den Pizzadienst anrufen, nachdem er dort nicht mehr arbeitete.
    Und sonst? Er hatte keine Freunde, die er fragen konnte – Freunde waren nicht kompatibel mit seiner Arbeit. Kurz wünschte er sich die sechziger Jahre zurück, als Agenten wie er nicht nur Menschen töteten, sondern vorher richtige G eheimdienstarbeit machten, also die Zielpersonen identifizierten, aufspürten, und erst dann töteten. Verdammte moderne Arbeitsteilung. Aber dafür gab es heute das Internet.
    Greg und Debbie blickten Sutter verwundert nach, als dieser sich wortlos u mdrehte und zu seinem Jetski ging, darauf stieg und mit voller Kraft davonfuhr.

19. August 2013
18° 05’ 47.28” Nord, 77° 58’ 31.48” West
Romeo Montagues Strandvilla, New Hope, Jamaica
    „ Ja, guten Tag“, sagte Sutter, „mein Name ist Michael West. Ich weiß nicht, ob ich bei Ihnen richtig bin, aber – haben Sie eine Verwandte namens Debbie?“ Es war die siebenunddreißigste Mrs. Reed, der er diese Frage in den letzten beiden Tagen gestellt hatte. Nach Auskunft von Facebook gab es mehrere Tausend Debbie Reeds, und davon waren zweiundsiebzig in der Navy. Natürlich hatte er versucht, ihnen allen über die Internet-Plattform eine Nachricht zu schreiben, aber nach der zwölften wurde sein Account gesperrt – er bekam per eMail einen Hinweis, das Stalking illegal sei. Er hasste das Internet.
    „Ja“, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung. Auch diese Antwort hatte Su tter schon siebenunddreißig Mal gehört. „Aber wer sind Sie nochmal?“
    Diese Frage kannte Sutter mittlerweile auch, und hatte schnell gelernt, dass „ein alter Schulfreund“ sich nicht wirklich anbot – offenbar kannten normale Leute die Schulfreunde ihrer Verwandten, vor allem ihrer Kinder. Insofern hatte Sutter beschlossen, ehrlich zu sein: „Ja, wissen Sie, ich habe Debbie neulich im Südpazifik bei einem Einsatz auf der USS George Washington kennen gelernt, und sie geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und ich weiß, dass sie irgendwo im Urlaub ist, aber …“
    „Michael, hatten Sie gesagt, oder?“, unterbrach ihn die Frau.
    „Ja?!“
    „Dann sind Sie der mysteriöse Michael, von dem sie die ganze Zeit spricht… naja, spricht wäre zu viel gesagt, sie erzählt ja nichts, aber – Sie sind der Michael, der bei ihr im Cockpit eingeschlafen ist, richtig? In einem geschraubten Looping? Mein Gott, so schön, endlich eine Stimme zu der Geschichte zu haben – mein Mann wollte das gar nicht glauben, der ist ja selber Flieger und… Moment mal… Debbie!!! Debbie! Da ist wer am Telefon für dich!“
    Leise hörte Sutter im Hintergrund Debbies Stimme: „Wer denn?“
    „Jetzt komm her, ist ein netter Mann mit einer tollen, tiefen Stimme.“
    19. August 2013
30° 46’ 27.28” Nord, 94° 27’ 33.84” West
Tyler County Airport, Woodville, Texas, USA
    Romeo Montagues Cessna Citation Sovereign setzte mit einem ordentlichen Ruck auf dem spröden, ungepflegten Asphalt des verlassenen Flughafens im tiefsten texanischen Hinterland auf. Natürlich kam Debbie aus Texas, nur texanische Mädchen konnten dieses Feuer in sich tragen.
    Sofort näherten sich vier schwarze Dodge RAM dem Jet, während ihn Sutter auf dem kleinen Rollfeld zum Stehen brachte. Aus jedem der Wagen stiegen vier Männer aus, alle in teuren weißen Anzügen, mit weißen Hüten auf dem Kopf – sechzehn schwarze Cowboys. Sutter verließ das Flugzeug über die kurze Klapptreppe und sah sich die Männer an, die sich in einer W-Formation aufg estellt hatten. Die Männer an den Spitzen des W blickten in die Ferne, die rechte Hand unter den Sakkos, wohl an den sich deutlich abdrückenden Uzi-Maschinenpistolen.
    Der Mann, der Sutter am nächsten stand, begrüßte ihn mit starkem jamaikan ischen Akzent: „Du bist also der neue Postbote, eh? Scheiß Location, das Kaff hier! Viel zu weit hinter der Grenze…“ – Sutter ignorierte ihn völlig. Er hatte keine Zeit für Nettigkeiten, und er sollte in spätestens einer Stunde wieder in der Luft sein – dann wäre die DEA oder zumindest das FBI vor Ort. Um die lokalen Cops machte er sich keine Gedanken, die hatten normalerweise zu viel Angst, um sich mit solchen Sachen zu beschäftigen, und zudem wirkten die sechzehn Cowboys nicht so,

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