Die Erben des Terrors (German Edition)
Soldat.
„Sie haben gehört, was gerade passiert ist?“, fragte Chruschtschow.
„Jawohl, Genosse Vorsitzender“, sagte Luschkow kleinlaut.
„Und, Bootsmann Luschkow, haben Sie eine Meinung zu den neuesten, streng geheimen Militärstrategie unseres großartigen Landes?“
Luschkow blickte stark verunsichert.
Chruschtschow sprach weiter: „Sie brauchen keine Angst zu haben, Soldat.“
„Es ist ein großartiger Plan, Genosse Vorsitzender!“
Chruschtschow lächelte. Er griff in die Innentasche seines Jacketts nahm einen Notizblock heraus. „Luschkow, hatten Sie gesagt“, versicherte sich der Vorsitzende. „Sergei Luschkow“, wiederholte er, während er sich den Namen notierte.
„Genosse Vorsitzender, ich bin nur ein einfacher Fischerssohn, der die Aufgabe hat, hier am Sonntag zu säubern“, sagte Luschkow verängstigt, langsam das G efühl bekommend, dass es nicht gut war, dass er das Gespräch mitbekommen hatte.
„Fischerssohn?“, Fragte Chruschtschow in einem für Luschkow ungewöhnlich interessiert klingenden Todesfall. „Hier am Schwarzen Meer?“, setzte er fort.
„Jawohl, Genosse Vorsitzender“, sagte Luschkow.
„Und Ihr Vater, Soldat Luschkow, hatte er ein modernes Fischerboot, oder eines der klassischen, noch eines mit Segeln?“
„Ein Boot mit Segeln.“
„Dann hätten sie sicher auch gerne eines der Boote, die hier gebaut werden, nicht wahr?“
„Wenn es meinem Land dienen würde, Genosse Vorsitzender!“
„Soldat! Sie dienen Ihrem Land genau so, wie es Ihre Vorgesetzten Ihnen befehlen!“, sagte Chruschtschow, lauter werdend. “ Und Ihnen ist klar, dass dieses Gespräch, meine Unterhaltung mit den zwölf ausgewählten Patrioten, die die unvergleichlich wichtige Aufgabe zur Sicherung der Souveränität der Sowjetunion für die nächsten fünfzig Jahre übernehmen und dafür größtmögliche persönliche Opfer erbringen, höchster Geheimhaltungsstufe unterliegt!“
Luschkow blickte zu Boden. „Ich habe nichts gehört, Genosse Vorsitzender!“, versuchte er, seine Neugierde zu vertuschen.
Chruschtschow konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Machen Sie sich keine Sorgen, Soldat“, sagte in einem beruhigenden Tonfall und nickte den jungen Mann zu, drehte sich von ihm ab und ging zur Tür.
•
Am gleichen Abend besuchte eine Abordnung des Kommandeurs der fünften Flotte der sowjetischen Kriegsmarine Sergei Luschkows Eltern bei ihnen zuhause. Seine Mutter, Martha, wusste schon beim Anblick der uniformierten Offiziere, dass sie keine guten Nachrichten überbringen würden. Und tatsächlich war es so. Ihr Sohn, Sergei, hatte während seiner Arbeit auf der Werft einen bedauerlichen Unfall gehabt. Sie fing an, zu weinen.
Hope
22 . Juni 2013
10° 57’ 13.15” Nord, 63° 49’ 35.89” West
Marina Concorde, Porlamar, Maragarita, Venezuela
Eine Woche war die Nikita , nein, die Hope , jetzt schon außer Wasser, und Dreyer hatte sich immer noch nicht an die ungewöhnliche Form des Unterwasserschiffes gewöhnt. In dem großzügigen, aber nicht klimatisierten Gästezimmer, das ihm Jorge zur Verfügung gestellt hatte, bis die Reparaturarbeiten abgeschlossen waren, hatte er sich durch die Unterlagen seines neuen Bootes gewälzt. Alexander hatte jede einzelne Rechnung fein säuberlich aufbewahrt, neunundvierzig Jahre lang. Nur Bauunterlagen oder Quittungen gab es nicht, verwunderlicher Weise auch keine ordentlichen Diagramme für die Elektrik, was Dreyer etwas beunruhigte – die Schaltpaneele sagen zwar ordentlich aus, alle Beschriftungen waren eingraviert und gut geweißelt, aber eben Uralt.
Dreyer machte sich nicht die Mühe, alles Ausgaben zusammenzurechnen, jedes Jahr sind mehrere Tausend Dollar oder ein vergleichbarere Betrag in anderer Währung in das Boot investiert worden, erst im Vorjahr war die Navigation selektronik erneuert worden, für mehr als zwölftausend Euro in Guadeloupe, etwas über dreihundert Seemeilen nordwestlich von hier. Überhaupt schien Alexander die Marina Bas du Fort bei Pointe-à-Pitre fast genauso oft besucht zu haben wie die in Rodney Bay auf St. Lucia, in der er sich mit dem alten Mann verabredet hatte.
„ ¿Señor Dreyer?“, klopfte es an der Tür.
„ Voy a estar bien.“, entgegnete Dreyer, und packte die letzten Unterlagen in eine der Klappboxen aus dunkelgrünem Plastik. Er setzte sich ein wahrscheinlich gefälschtes Oakley-Baseballcap auf und ärgerte sich, dass er sein altes auf der Carolin vergessen hatte. Aber in ein, zwei
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