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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Monaten wäre das neue genauso bequem – das Material jedenfalls war einwandfrei. Er verließ den im Erdgeschoss liegenden Raum und schüttelte Jorge Gómez die Hand.
    „B uenos días, Jorge.“
    „B uenos días, Señor Dreyer.“
    „C omo todos los días, Daniel “, korrigierte er ihn.
    Unbeirrt fuhr Gómez auf spanisch fort: „Die letzte Schicht der Farbe wird in zwei Stunden aufgetragen sein, und dann kommt Ihre Yacht zurück ins Wasser, Señor Dreyer. Ich hatte angenommen, dass Sie dabei sein wollen?“
    „Natürlich“, entgegnete Dreyer, der es kaum noch erwarten konnte, die Hope , seine Hope , endlich segeln zu können. So ganz glaubte er es immer noch nicht, aber der deutsche Seglerverband hatte ihm bereits einen Internationalen Bootsschein auf seinen Namen ausgestellt, trotz der nur selbst vermessenen Daten. Die beeindruckend waren: fünfzehn Meter fünfundachtzig lang, genau zweiundfünfzig Fuß. Vier Meter zweiundfünfzig breit, also einen Meter breiter als sein altes Boot, mit dem der Engländer David wohl langsam Florida erreicht haben würde. Aber vor allem die fast fünf Meter mehr Länge gaben ein Raumgefühl, als wäre das Boot mehr als doppelt so groß. Und von der Fläche her war es das auch.
    „ ¿Pitillo?“, fragte Gómez ihn, als er seine Zigaretten aus der Hosentasche nahm. Dreyer ärgerte sich, wieder nicht schneller gewesen zu sein und nahm eine der unerträglich schmeckenden venezuelanischen Zigaretten des Bootsbauers. In den meisten Ländern, auch hier, ist es sehr unhöflich, eine angebotene Zigarette abzulehnen, nur um dann eine eigene zu rauchen. Eine in der EU schon lange verbotene Menge an Nikotin und Teer füllte seine Lunge. Nicht, dass der Teer irgendwie ungesünder wäre als der Schleifstaub, der das Werftgelände füllte, über das die beiden gingen.
    Der Travellift stand schon bereit, während zwei von Gómez‘ Mitarbeitern die letzten Reste des teuren Antifoulings auftrugen. Antifouling ist eine spezielle Farbe, die derart mit Giftstoffen getränkt ist, dass sich unerwünschte Meeresbewohner sich lieber einen Unterwasserfelsen als Heimat suchen als die Unterseite des Schiffs. Es stank erbärmlich, dachte Dreyer, bewunderte aber dann wieder das Schiff.
    •
    Unter dem Tuckern des Dieselgenerators und dem Zischen der Hydraulikanlage fing der Travellift, ein mobiler Bootskran, prinzipiell eine Krankonstruktion mit zwei hydraulisch hochzuziehenden gepolsterten Gurten an einem rechteckigen Gestell auf Rädern, an, seine Arbeit zu verrichten. Langsam legten sich die schweren, gepolsterten Gurte an den Rumpf des Bootes. Gómez und Dreyer standen unter dem Bug, Gomez‘ Mitarbeiter am Heck, die Position kontrollierend. Die Gurte griffen, und das Boot fing an, sich von den Holzklötzen zu heben; die metallenen und hölzernen Stützständer fielen mit lauten Scheppergeräuschen zu Boden. Wenig später schwebte das Boot einen Meter über dem Boden, und der Arbeiter am Travellift deaktivierte die Hydraulik.
    Langsam, fast unmerklich, setzte sich die tonnenschwere Stahlkonstruktion mit ihrer ebenso tonnenschweren, empfindlichen Last in Bewegung. Es ging so lan gsam, dass das Boot kaum in seinen Gurten schaukelte.
    „¿ Pitillo?“, fragte diesmal Dreyer, während er sich eine Zigarette anzündete. Die achtzig Meter zum Slipway, der Stelle, wo das Boot ins Wasser gelassen werden würde, würden eine Weile dauern. Und wenn das Boot jetzt runterfiele – kein vernünftiger Mensch würde versuchen, ein Ferienhaus aufzufangen, und die Hope war deutlich schwerer. Schwer war die Hope sowieso – mit den zweiunddreißig Tonnen, die der Kranführer genannt hatte, war sie sechsmal so schwer wie sein altes Boot, fast doppelt so schwer wie eine moderne Yacht aus glasfaserverstärktem Kunststoff und immer noch fast acht Tonnen schwerer als vergleichbare Aluminiumyachten ihres Alters.
    Qualitätsarbeit eben.
    „Sie haben ein wirklich schönes Boot, Señor Dreyer…“, bemerkte auch Gomez, und kassierte einen kritischen Blick Dreyers, während dieser ihm mit einem Jetflame-Gasfeuerzeug die Zigarette anzündete.
    „Daniel“, korrigierte er sich und setzte fort: „Ich verstehe immer noch nicht, wieso Sie kein Bugstrahlruder wollen“.
    „Hast du einen Kratzer an dem Boot gesehen, Jorge?“
    „Nein, Señor … Daniel .“
    „Wenn ein vierundsiebzig Jahre alter Mann das Boot ohne Bugstrahlruder m anövrieren kann, dann kann ich das auch, oder?“
    „Daniel, Sie … Du hast nicht

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