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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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vierundsiebzig Jahre Übung.“
    „Und mit Bugstrahlruder würde ich sie niemals bekommen“, schloss Dreyer, ohne selbst sicher sein zu können, ob es nicht eine gute Idee gewesen wäre. Aber der Kiel, mit zwei Metern dreiunddreißig Tiefe nicht unbedingt prädestiniert für die flacheren Reviere dieses Planeten, war riesig. Ein Langkiel, wie man ihn heute kaum noch baut – zu viel Materialaufwand, zu schwer, zu teuer. Und die etwas seltsam anmutende runde Ausbuchtung unten hätte man deutlich modifizieren müssen, um ein Bugstrahlruder einzubauen.
    „Es ist doch nur ein kleiner Propeller und ein kleines bisschen weniger Stahl an der Delle vorne… denk drüber nach“, hakte Gómez nochmals nach. Aber Dreyer, selbst Ingenieur, war sicher, dass der Konstrukteur sich schon etwas dabei gedacht hatte, als er die Delle in den Kiel gebaut hatte. Dreyer war kein Schiffsbauingenieur, und er wollte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn jemand ein paar Spiegel an seinen Laserkonstruktionen verändern würde, durch deren Patentierung er genug Geld für diese Reise hatte, zumindest die kommenden siebzehn Jahre.
    Etwas später
10° 55’ 40.65” Nord, 63° 51’ 09.85” West
Anderthalb Seemeilen südlich von Porlamar, Maragarita, Venezuela
    Wäre das Hafenbecken der Marina Concorde nicht so großzügig, wie es ist, hätte Jorge sich sicher gefreut, einen großen Reparaturauftrag an Land zu ziehen. Die Carolin hatte sich unter Motor zwar behäbig verhalten, war aber steuerbar. Die Hope hingegen verhielt sich mehr wie ein Öltanker – man dreht das Steuerrad, und es passiert erst mal überhaupt nichts. Bis der Ruderdruck die gewaltige Masse der Yacht bewegt, braucht es eben Zeit, aber derart viel? Dreyer ärgerte sich, das nicht einmal durchgerechnet zu haben.
    Zwei Stunden später aber, auf offener See, zeigte das Boot, was sein Vorteil gegenüber Dreyers Kunststoffyacht war: Es war ruhig. Es schaukelte weniger, trotz recht hoher Wellen ließ sich die Hope nicht von ihrem Kurs abbringen. Dreyer beschloss, Segel zu setzen, erst mal nur das neue von Jorge am Besanmast und die Genua. Er zog seine nicht mehr ganz neu aussehenden Slam Scarpa Scirocco-Seglerschuhe an, streifte seine Secumar Alpha 275-Rettungsweste über und klinkte die daran mit einem Sicherheitskarabiner befestigte Lifeline an einen der vielen Stahlrelingspunkte ein, die genau dafür vorgesehen waren. Er war nicht übervorsichtig, die Rettungsweste hatte er seit den Azoren nicht getragen, aber beim Schicksal des ehemaligen Eigners dieses Bootes wolle er kein Risiko eingehen. Zumal es nur für den Besanmast war.
    •
    Die nagelneu aussehenden Instrumente von Raymarine zeigten unter der riesigen Genua und dem erstaunlich einfach zu hissenden Besansegel bereits sechseinhalb Knoten Fahrt, bei gerade einmal zwölf Knoten Wind. Dreyer war zufrieden und verbrachte die nächsten sechs Stunden damit, gegen den Wind anzukreuzen, bis sein Smartphone ihn einen Kilometer nördlich die kleine Bucht in Venezuela zeigte, die er als seinen Ankerplatz auserkoren hatte. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang holte er die Segel ein, immer noch wie ein kleines Kind vom elektrischen Vorsegel begeistert. Überhaupt war das Segeln mit der Hope , er hatte acht Knoten geschafft, kaum Arbeit. Außer das Besansegel eben.
    Am Abend
10° 39’ 25.45” Nord, 63° 26’ 21.88” West
Einsame Bucht, drei Seemeilen westlich von Morro de Leblanche, Venezuela
    Dreyer konnte sehen, wie der schwere Bügelanker in nur fünf Meter Wasserti efe den sandigen Grund berührte und ließ mit der Fernbedienung in seiner Hand noch zehn Meter Kette nach, bevor er wieder ins Cockpit ging, um den Anker festzufahren. Der Anker hielt sofort, und mit Blick auf den Sekundenzeiger seiner Uhr ließ er noch etwa fünfzehn Meter Kette nach. Mangels wirklich gut geeigneter Objekte für eine Ankerpeilung entschloss er sich für einen recht einsamen Baum im Nordosten und ein Stück vertrocknetes Treibgut am Strand im Süden und notierte sich die Position. Sicherheitshalber aktivierte er die „Anker-App“ auf seinem Smartphone, wohl wissend, dass diese ihn nicht schlafen lassen würde.
    Er ging unter Deck, nahm eine Halbliterflasche Wasser aus der Kühlbox und trank sie auf ex aus. Dann nahm er ein Glas aus dem Schapp, füllte es mit Rum aus dem großzügigen Barfach, das den Übergang von der Pantry zum Salon bildete, nahm sich eine Banane und setzte sich an den Salontisch.
    Kurz darauf hörte er das

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