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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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wirkte unruhig, wagte es aber nicht, etwas zu sagen. Spasskiy fiel dies auf: „Sprechen Sie, Soldat!“
    „Herr Genosse, wenn ich fragen darf, ist Aluminium nicht ein sehr wertvolles Metall?“
    „Damit haben Sie sehr Recht. Aluminium ist für das sowjetische Militär eines der wichtigsten Materialien. Sie haben das Glück, Ihr Boot vom sowjetischen Militär gebaut zu bekommen, und deswegen konnte auch aus dem besten Material gebaut werden, was zurzeit zur Verfügung steht.“
    Die Soldaten lachten.
    „Im Westen versuchen sie gerade, Boote aus Plastik zu bauen.“
    Die Soldaten lachten noch beherzter.
    „Aber in diesem speziellen Fall wollen wir keine Risiken mit Experimenten ei ngehen, und das klassische Material für eine Yacht, Stahl, würde Ihnen, ganz allein da draußen in der Welt, viel zu viel Arbeit machen. Wenn Sie wollen, erkläre ich Ihnen bei Gelegenheit, was eine solche Yacht kostet, selbst ohne die Atombombe.“
    Diesmal lachte auch Chruschtschow mit.
    „Nachdem Sie ja über den Sommer bereits erste Erfahrungen mit Yachten sammeln konnten, werden Sie den Winter damit verbringen, auch alles Theoretische zu lernen, was Sie wissen müssen, um auf den Weltmeeren alleine zu bestehen. Und Reparaturen am Boot durchzuführen. Zudem werden Sie selbstverständlich mit den Grundlagen der Waffe vertraut gemacht und erhalten die Prozeduren erklärt. Diese sind relativ einfach – sie müssen nur jeden Tag Radio hören.“
    Chruschtschow setzte Spasskiys Ausführungen fort: „Sie werden drei Umschläge erhalten. Einen roten, einen gelben und einen grünen. Diese werden Sie nur dann öffnen, wenn sie im Radio, auf den Kurzwellensender von Voice of Russia, im Wetterbericht abends um zwanzig Uhr Moskauer Zeit, ihr Codewort hören. Ihr Codewort wird jeweils nur Ihnen bekannt sein – und natürlich mir und wenigen anderen Leuten, die es aus militärstrategischen Gründen wissen müssen. Über das Radio erhalten Sie im Einsatzfall nach Ihrem Codewort das Einsatzdatum, versteckt im Wetterbericht für zwölf russische Städte – jeweils eine davon ist Ihre Stadt.“
    Spasskiy war etwas verärgert, dass der Vorsitzende seinen Plan so überschwänglich erzählte, als wäre es sein eigener. Tatsächlich aber hatte sich Spasskiy das Prozedere ausgedacht. In einer Sprechpause Chruschtschows setzte er also fort: „Haben Sie im Radio den Einsatzbefehl erhalten, bestätigen Sie über Kurzwellenfunk – ein entsprechendes Gerät wird Ihnen zur Verfügung stehen – anhand der Codes im grünen Umschlag die Richtigkeit des Einsatzbefehls. Zur Entschlüsselung der Antwort befinden sich Codes im gelben Umschlag.“
    Die Soldaten blickten ihn fasziniert an. Das war weit über allem, was sie sich j emals erwartet hätten. Lebed, der mittlerweile das Gefühl hatte, frei sprechen zu dürfen, fiel zuerst der dritte Umschlag auf. „Und der rote Umschlag?“, fragte er.
    „In dem “, sagten Chruschtschow und Spasskiy fast zeitgleich, „befindet sich der Detonationscode für Ihre Atombombe“.
    Das Wort Detonationscode, im Gegensatz zu einem Zündcode, der einen Countdown einleitet, machte den Männern klar, was von ihnen erwartet wurde. Nach einigen Sekunden Schweigens, in denen die meisten überlegten, dass es sowieso schwierig geworden wäre, sich rechtzeitig ausreichend von der Bombe zu entfernen, lagen sie doch in einem Hafen in einem feindlichen Land, war es Rybak, der als erstes verinnerlicht hatte, welche Ehre ihm und den elf anderen tapferen Soldaten gerade zuteil wurde. „Für Russland!“, sagte er in einem stolzen, lauten Tonfall, schlug seine Hacken zusammen und hob erneut seine Hand zum Salut. Die anderen Soldaten taten es ihm gleich, fast wie damals auf dem Roten Platz. Und auch diesmal salutierte Chruschtschow respektvoll zurück. Sogar Spasskiy erwiderte den Gruß.
    •
    Chruschtschow blickte Spasskiy, Rybak und den anderen Männern nach, während sie die Halle verließen. Er betrachtete stolz die Boote, als ihm am anderen Ende der Halle ein Soldat mit einem Wischmopp auffiel, der versuchte, nicht allzu oft zu ihm herüber zu blicken. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu und sprach ihn an: „Soldat!“
    Der Soldat, ein junger Mann niedrigen Ranges, ein Bootsmann, präsentierte se inen Wischmopp als wäre er ein Gewehr, stellte sich stramm und salutierte. Diesmal erwiderte Chruschtschow den Gruß nicht. „Wie ist ihr Name, Soldat?“, fragte er.
    „Bootsmann Luschkow, Sergei Luschkow“, antwortete der

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