Die Erben des Terrors (German Edition)
Terminals darauf, Anna Schein zu sehen. Und ihren Kollegen Peter West. Nach einer Weile kamen Anna und ihr attraktiver, gut und teuer angezogener Ehemann aus dem Transferbereich. Sie blieben vor der Anzeigetafel stehen, unterhielten sich kurz und setzten sich dann an den Tisch neben Lili in das Café. Sie versuchte, etwas von der Kommunikation mitzubekommen, aber das war kein Russisch, was die beiden sprachen. Als der Mann Getränke holen ging, nahm sie ihren Trolley und fragte die Frau auf Englisch „Entschuldigung, könnten Sie kurz auf meine Tasche aufpassen; ich muss kurz…“.
„Gerne“, sagte Anna Schein auf fast akzentfreiem Englisch.
Lili West ging in Richtung der Toiletten und drückte zweimal auf den Knopf an ihrem Headset.
„Wir brauchen einen Sprachspezialisten an dem Mikro in meinem Koffer“, sagte sie in das Headset. „Bestätige“, antwortete OPCON ASIA.
Murdalov kam mit einem Tablett wieder, auf dem sich zwei Tassen Tee und eine dampfende Auswahl chinesischer Teigtaschen befanden. „Das ist hier wohl Frühstück“, sagte er und setzte sich. Sofort bemerkte er den Trolley. „Asaal“, fuhr er auf Turkmenisch fort, „was ist das für eine Tasche?“
„Die hat eine junge Chinesin hier abgestellt, weil sie mal wohin musste.“
„Das hast du verstanden?“
„Sie sprach Englisch.“
Murdalov sah sie mit großen Augen an. „Naja, unser Flug nach Kunming geht ja erst kurz nach zwölf.“ Şemşat wollte etwas entgegnen, aber Timur sah sie so an, als solle sie besser schweigen. „Aber heute Abend sind wir in Yangon am Strand.“
Zur gleichen Zeit
38° 57’ 05.25” Nord, 77° 08’ 42.61” West
Central Intelligence Agency, Langley, Virginia, USA
„Turkmenisch“, schrie eine junge Frau, „die sprechen Turkmenisch.“
„Turkmenisch“, schrie ein anderer in ein Telefon.
Kurz darauf rannte Steven Niyazov in den Raum. „Lasst hören.“
Ein Mann an einem Computer spielte das Gespräch wieder ab und Niyazov übersetzte es, Welten besser als der Computer, bei dem es totales Kauderwelsch geworden war.
Als Roger T. Ivey etwas später das Protokoll las, ließ ihn der Gedanke nicht los, dass der Mann etwas zu skeptisch wegen de s Koffers war und Myanmar – er musste Yangon erst mal googlen – eine Finte, aber er beorderte einen Agenten aus Kalkutta in Indien dorthin, das waren nur anderthalb Stunden Flug.
Danach telefonierte er sehr lange mit einem gewissen Ren Long vom chinesischen Ministerium für Staatssicherheit, der nicht verstehen wollte, was für ein bedauerlicher Zufall es war, dass Peter West zufällig Ähnlichkeiten mit einem bekannten CIA-Agenten hatte, der vor Jahren in Kuba aufgefallen war. Sie konnten sich aber darauf einigen, dass Mr. West noch am Abend im Delta Airlines-Flugzeug nach Los Angeles sitzen würde, wenn eine kürzlich versehentlich festgenommene chinesische Xinhua-Journalistin im entgegenkommenden Air China-Flugzeug säße.
Kurz vor Mitternacht
8° 44’ 42.07” Süd, 115° 09’ 58.38” West
Internationaler Flughafen Ngurah Rai, Denpasar, Bali, Indonesien
Xi Fei hatte sich auf dem langen Flug von Hong Kong nach Bali sehr nett mit seinem Sitznachbarn in der Business Class unterhalten, einem freundlichen Briten namens James McIntyre. Mister McIntyre, hatte ihn Ren Long informiert, arbeitete für den britischen Geheimdienst, den die Amerikaner noch gerade rechtzeitig dazu bringen konnten, einzuspringen, nachdem die am Flughafen umher hetzende amerikanische Agentin verzweifelt festgestellt hatte, dass Frau Schein und ihr Mann nach Hong Kong flogen.
Xi hatte sich über das unerwartete Sitzplatzupgrade gefreut, und die Hong Kong Airlines war so nett gewesen, für Herrn McIntyre noch genau einen Sitzplatz freizuhalten. James McIntyre hatte, Scotch trinkend, erzählt, wie gut der Kaffee aus Indonesien sei, den er nach Großbritannien exportiere. Xi hatte kurz erwogen, zu erzählen, er betreibe einen Zwangsprostitutionsring und fliege nur, um neue Mädchen zu kaufen, blieb dann aber doch bei der Geschichte mit dem Reisexport. Die funktionierte so wundervoll international.
Er überließ nach der Landung auch dem Briten das erste Taxi, das Herrn und Frau Schein verfolgte – sein Risiko war recht niedrig, dass der Agent die Verfolgung abbrechen würde, nur weil er selbst verfolgt wird. Als das Pärchen dann ins Bali Hyatt abbog, ärgerte sich Xi – das Hotel war recht isoliert, und während James… ach, beschloss er, Hyatt hat sicher ein Corporate
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