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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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moderieren.
    Bis dann, Mitte Januar, Timur sie ins Les Menus , dessen Küchenchef im Guide Michelin drei Sterne erhalten hatte, ausführte. Nach dem Hauptgang, Waygu-Rind sous-vide mit einem Walnuß-Süßkartoffelpüree, hatte er gesagt, „Asaal, ich muss dich um etwas bitten“.
    „Alles“, hatte sie geantwortet. Und das meinte sie auch so.
    „Şemşat“, fing er an. Sie freute sich, ihren echten Namen wieder zu hören. Außer Timur kannte ihn niemand, und auch er benutzte ihn nur selten. „Du erinnerst dich, als wir uns kennengelernt haben, damals, im Haus deines Großvaters.“
    „Niemals würde ich den Tag vergessen“, sagte sie, immer noch verliebt wie d amals, als sie den großen, rauen Mann zum ersten Mal gesehen hatte.
    „Und du weißt, ich habe mich mit drei Männern getroffen.“
    „Ja.“
    „Weißt du, wer diese Männer waren?“
    Şemşat wunderte sich. Sie hatte ab und zu versucht, darüber mit ihm zu sprechen, aber er hatte immer abgelenkt. „Nein“, sagte sie, obwohl sie einen davon zu kennen glaubte.
    „Der älteste Mann“, begann Murdalov, „war Scheich Ibn Ladin“.
    Şemşat lächelte. Sie hatte es sich immer gedacht. Ihr Timur war über die Reaktion offensichtlich erfreut. „Der leider von uns gegangen ist“, sagte sie.
    „Der junge war Chalid Sheikh Muhammad, der den Dschihad nach Amerika g ebracht hat.“
    „Kenne ich“, sagte Şemşat, stolz darauf, einem so großen Kämpfer persönlich Tee gebracht zu haben.
    „Der dritte war Aiman az -Ẓ awahiri.“
    „Der neue Anführer der Al- Quaeda?“
    „Schhhhhh. Nicht so laut. Aber: Ja.“
    „Du kennst große Leute, Anatoly… Timur. Mein Timur“, sagte sie und strich über seine Hand. Der Kellner brachte einen Teller mit Quittenpaste und Rübenmousse an Rhabarberschaum. Eine Löffelspitze davon probierend fragte Şemşat: „… und um was wolltest du mich bitten?“
    „Du müsstest in den nächsten Tagen für zwölf Städte Wetterberichte vorlesen, die nicht auf deinem Skript stehen.“
    „Aber, mein Redakteur…“
    „Deinem Redakteur wird das nicht auffallen, und wenn, wird er dich vielleicht entlassen.“
    „Ich mag meinen Beruf. Und meine Kollegen.“
    „Asaal, wir müssen alle Opfer bringen. Wenn du die Meldungen vorgelesen hast, wird sich der Zorn Allahs, des Allmächtigen, über die ungläubigen Imp erialisten ergießen.“
    Şemşat zögerte, aber Allahs Wille war Gesetz. „Werden uns die Amerikaner foltern und töten?“, fragte sie dennoch ängstlich.
    „ Lasst also solche für Allahs Sache kämpfen, die das irdische Leben hinzugeben gewillt sind für das zukünftige. Und wer für Allahs Sache ficht, ob er fällt oder siegt, wir werden ihm bald großen Lohn gewähren“, zitierte Murdalov den Koran. Şemşat wirkte sehr ängstlich, als Murdalov den letzten Löffel Rübenmousse aß.
    „Aber“, fuhr er fort, nahm sein iPhone aus der Tasche und strich ein paar Mal über den Bildschirm, „Scheich az -Ẓ awahiri hat Freunde, die an unsere gemeinsame Sache glauben, überall auf der Welt. Und er hat uns eine neue Unterkunft besorgt.“
    Şemşat mochte ihr vierhundert-Quadratmeter-Apartment mit Blick auf den Park von Patriarshiye Prudy, das mittlerweile sicher einen zweistelligen Millionenbetrag wert war. In Euro. Aber solche Gedanken waren sündig.
    Murdalov drehte sein iPhone so, dass sie es sehen konnte. Es zeigte ein großes Holzhaus an einem weißen Sandstrand, umringt von Palmen und exotischen Büschen, die in allen Farben blühten, wie in der Orangerie der Russischen Akademie der Wissenschaften, nur bunter. Das Haus hatte eine große, hölzerne Terrasse mit zwei Liegen darauf, zwischen denen ein Tisch stand, und eine Sitzgruppe für vier. Es sah aus wie in den Reiseprospekten für die Südsee, die sie so gerne las, obwohl Timur niemals einer Urlaubsreise zugestimmt hatte – oder es würde.
    „ Flores“, sagte Murdalov.
    „Flores?“, fragte Şemşat, als der Kellner das Dessert brachte, fünf kleine Portionen Schokoladenkuchen, Panna Cotta, Pistazienparfait, Mandelcreme mit Gewürznelken, Himbeersorbet.
    „Indonesien.“
    Şemşat konnte es nicht fassen. Südsee. Immer Sommer. Endlich warm. Schade um die schönen Pelzmäntel, war ihr nächster Gedanke, aber als Murdalov etwas später sechs orangefarbene fünftausend-Rubel-Scheine in das weiche Ledermäppchen, das ihm der Kellner gegeben hatte, gelegt hat, erschien ihr das auch egal. Das war deutlich mehr, als Şemşat im Monat verdiente.
    Ihr

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