Die Erben des Terrors (German Edition)
glauben.“
„Und was wäre Ihr Vorschlag?“
„Lassen wir es durch die Hintertür laufen. Vor dem MSS kampieren regelmäßig sechs amerikanische Agenten, lassen wir die was aufschnappen.“
„Zu einfach“, konterte Zhang.
„Dann eben die Russen – wenn die das wirklich waren, wissen sie ohnehin mehr als wir, und wenn die erfahren, dass wir es den Amerikanern sagen, müssen sie aktiv werden“, schlug Chen vor.
Die drei Männer sahen ihn kurz an und nickten zustimmend.
„Wie lange brauchen Sie dafür?“, fragte Gao.
„Welche Ressourcen habe ich zur Verfügung“, fragte Chen fordernd.
„Alles, was Sie wollen“, antworteten Mr. Zhang und Mr. Wang fast gleichzeitig.
„Wenn es glaubwürdig sein soll, eine Woche. Aber wir haben ja, wenn das Datum in der Nachricht korrekt ist, noch zehn Wochen Zeit.“
Alle vier Männer ließen ihren Blick durch die Runde schweifen, den Vorschlag überdenkend. Chen war selbstsicher, dass sie ihn gut finden würden.
„ 干 杯 “, sagte Mr. Zhang und hob sein Glas.
Mr. Wang stand auf und wiederholte „ 干 杯 “, ebenfalls sein Glas erhebend.
„ 干 杯 “, rief Gao, stand auf und streckte sein Glas über den Tisch zu den anderen.
„ 干 杯 “, sagte Chen, nachdem auch er aufgestanden war, während die Gläser über dem Tisch aneinanderstießen.
•
Vier Stunden später, es war deutlich nach Mitternacht, hatte jeder der Männer vor dem Karaokeschirm mehr Lieder zum Besten gegeben, als er singen konnte. Vor allem nach den mittlerweile vier Flaschen Baijiu. Obwohl in einem Etablissement wie diesem nie klar war, wie viel davon die anwesenden Damen unauffällig in einer Topfpflanze hatten verschwinden lassen – oder selbst konsumierten.
„Yiyi“, grölte Gao, „sing D u“. Gaos Begleiterin mit dem durchsichtigen silbernen Kleid zierte sich, wie man es erwarten würde, und nahm dann das Mikrofon. „Nur, wenn Du mitsingst“, sagte sie und drückte einige Tasten auf der Fernbedienung. Der Bildschirm zeigte das Filmplakat von The Myth , der Text daneben beschrieb:
無盡的愛
成龙 和 金喜善
Chen sah sich an, wie Yiyi anfing, ihre Hüften im Takt zu bewegen, während der Fernseher Cheng Long, im Westen besser bekannt als Jackie Chan, und Kim Hee-Sun, der Yiyi erstaunlich ähnlich sah, dabei zeigte, wie sie sich Kop fhörer aufsetzten, um den in China enorm erfolgreichen Titelsong des in China ebenso erfolgreichen Martial Arts Schrägstrich Historienfilms einzusingen. Gao hatte natürlich nicht so eine gute Stimme wie Cheng Long, aber es wirkte so, als hätten die beiden dieses Lied schon öfter zusammen gesungen. Und Yiyi konnte wirklich singen.
Als die beiden nach fünf Minuten am Ende ihrer tragisch-traurigen Liebesg eschichte angekommen waren – im Kontext dessen, in dem sie sich befanden, fast lustig – applaudierten alle. Gleichzeitig bot sich damit ein guter Zeitpunkt an, den Abend zu beenden. Und nach seinem eher mäßigen Auftreten im fachlichen Kontext zuvor und den Peinlichkeiten, denen er sich selbst hingegeben hatte, war es für Chen quasi Pflicht, den letzten Song des Abends zu übernehmen. Er flüsterte Linlin, die das schon kannte, etwas ins Ohr, sie nahm Yiyi die Fernbedienung ab und drückte sehr, sehr viele Tasten, bis das unrasierte Gesicht von Joe Cocker neben dem Text auftauchte:
Summer in the City
Joe Cocker
Chen nahm noch einen tiefen Zug von der 小熊 猫 -Zigarette, die in den meisten westlichen Ländern wegen ihres hohen Nikotin- und Teergehalts lange verboten wäre, und spülte mit einem guten Schluc k 水井 坊 hinterher, während das instrumentale Vorspiel lief. Chens Englisch war hervorragend, und der Alkohol und die starken Zigaretten taten das Übrige, um seine tiefe Stimme der von Cocker anzupassen. Linlin übernahm die Zeilen, die eine Frauenstimme übernehmen musste – „in the summer, in the city, in the summer, in the city“. Beim zweiten Mal stieg Lili mit ein, beim dritten auch die anderen Frauen. Die drei Männer fanden es faszinierend und erhoben sofort nach Ende des Songs ihre Gläser zu eine m 干 杯 .
Das leere Glas – Ganbei bedeutet schließlich mehr oder weniger „runter mit dem Glas“ – auf den Tisch stellend, reichte ein kurzer Blick in Linlins Augen, damit sie Chen nicht nachschenkte. „Meine Herren“, sagte er, „ich hoffe sehr, dass ich mich hiermit verabschieden kann?“
Gao sah von seinem Sessel, auf dessen Lehne die immer noch beeindruckend a ttraktive Yiyi saß, halb
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