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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Bildschirm aufgestellt, auf dem Karaoke-Musikvideos liefen, die keiner zu beachten schien. Es war angenehm leise.
    Auf dem Sofa mit Blick zur Tür saß Mr. Wang, der Finanzpolitiker, und zwei Frauen, beide in kurzen, grünen Kleidern, eine mit blond gefärbten Haaren. Auf dem rechten Sofa saß Mr. Zhang mit nur einer jungen, attraktiven Frau neben sich. Sie interessiere Chen nicht nur wegen ihres silbrig glänzenden Kleides, das sogar in der Dunkelheit des Raumes halb durchsichtig war, so ndern auch wegen ihrer ungewöhnlich langen Haare, der faszinierend großen Augen und der breiten Lippen – sie könnte sicher in Hong Kong beim Film Karriere machen mit diesem Aussehen. In Hollywood könnte das sowieso jede der anwesenden Damen.
    Mr. Zhang machte eine einladende Handbewegung und spulte gekonnt, nicht gelangweilt und durchaus ehrlich wirkend die üblichen Begrüßungsfloskeln ab, auf die Chen, nachdem er am Tisch war, adäquat antwortete.
    „Setzen Sie sich doch bitte, mein Freund“, sagte Mr. Zhang, und ohne Chens Reaktion abzuwarten, fuhr er fort: „Das ist mein geschätzter Kollege Mr. Wang vom Finanzministerium. Ich hoffe, Sie nehmen noch einen Drink mit uns, da sich Mr. Li von der Volksbank etwas verspäten wird?“
    Chen nahm Platz und seine Gedanken kreisten darum, dass Mr. Li von der Volksbank bitte, bitte nicht Zhou Xiaochuan, der Präsident der chinesischen Zentralbank, sein würde. „Gerne“, sagte er und nahm die Flasch e 水井 坊 , ein chinesischer Baijiu, in diesem Fall ein spezieller Kornbrand mit einem Ladenpreis von etwas über eintausend Yuan die Flasche. „Gute Wahl“, sagte er, während Lili ihm die Flasche abnahm und Linlin aus einem Fach unter dem Fernseher ein gekühltes Glas hervorholte.
    •
    Als sich etwa zehn Minuten später die Türe erneut öffnete und eine sogar im Vergleich zu derjenigen mit dem durchsichtigen silbernen Kleid atemberaubende junge Frau den Raum betrat, hielt Chen kurz den Atem an, als ein ihm aus Akten bekannter junger Mann hinter ihr sichtbar wurde. Es war Gao Xi, bei der Zentralbank zuständig für die Kontrolle der CIC, der China Investment Corporation, welche die chinesischen Auslandsinvestments verwaltete. Investments im Wert von etwa einer Billion US-Dollar, ein Betrag, für den man durchaus ein kleines Land kaufen könnte. Wäre die CIC ein Unternehmen und kein Staatsbetrieb, wäre sie das wertvollste Unternehmen der Welt. Mit großem Abstand.
    Gao war nicht beruhigender als es Zhou gewesen wäre, beschloss Chen und realisierte, dass er der mit Abstand am wenigsten einflussreiche Mann in diesem Raum war. Warum also war er hier?
    „ 高朋 友 “, begrüßte zuerst Mr. Zhang den Neuankömmling, mehr auf dessen Begleiterin achtend. Mr. Wang ging es ähnlich, nur Chen riss sich zusammen. Sehr unprofessionell, diese Investoren, dachte er. Attraktive Frauen für Meetings sind ja durchaus akzeptabel, aber derart… das lenkt ab. Gao hingegen war offenbar weder von seiner Begleitung noch von irgendeiner anderen Person im Raum beeindruckt. Kapitalismus funktioniert eben.
    „Mr. Gao“, begann Mr. Zhang die Unterhaltung, „es freut mich sehr, dass sie zu diesem informellen Treffen kommen konnten.“
    „Gerne“, antwortete Gao höflich. „Aber lassen Sie uns zur Sache kommen, ich habe heute Abend noch etwas vor“, setzte er sofort dahinter und bewegte seine Augen, nur seine Augen, kurz in Richtung seiner Begleiterin. Mr. Zhang und Mr. Wang fingen herzlich an, zu lachen. Chen fiel etwas zu spät mit ein.
    „In dem Fall“, setzte Mr. Wang die Unterhaltung fort, „sollte mein Freund vom MSS hier beginnen.“
    Chen stellte seinen Baijiu auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Er blies den ersten Zug Rauch in die Luft, die von der Klimaanlage so heruntergekühlt war, dass es den Männern in ihren Anzügen angenehm vorkam und man die Nippel der Frauen durch ihre engen, dünnen Kleider sehen konnte. Er begann:
    „Sie wissen alle, dass wir herausgefunden haben, dass eine offenbar russische Einheit in der Karibik vor sechs Monaten eine Bestätigung für einen Einsatzb efehl angefordert hat, die aus einem Waldstück in der russischen Provinz Wolgograd bestätigt wurde. In dem Waldstück befindet sich sowohl nach unserer Satellitenauswertung wie auch auf Basis der Bodenaufklärung überhaupt nichts. Der Schlüssel für die Nachricht kam vor etwa zwei Wochen per eMail von einem deutschen Segler an einen Mitarbeiter der 61398, der ebenfalls verschwunden

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