Die Erben des Terrors (German Edition)
Stunde… egal.
Oben an der Treppe stand ein drahtiger Mann Anfang vierzig, einen leichten grauen Sommermantel über einem teuer wirkenden Anzug. Er sah nicht aus wie ein Steward, ihm fehlten aber auch die Schulterklappen eines Kapitäns. Lowell hatte ihn schon erreicht, als Chandima die Treppe betrat, und der Mann schütte lte ihm die Hand, kräftig und so lange, bis Chandima oben ankam.
„Ich darf Ihnen mein Team vorstellen?“, fing er an. „Meine Kollegin hier ist Chandima Rajapatirana, unsere Storyline-Spezialistin. Sie sorgt dafür, dass der Plan funktioniert“, scherzte er, aber der Mann verstand die Anspielung nicht. Er streckte ihr seine Hand entgegen: „Anatoli Zapad. Sehr erfreut.“
„Mein Partner Alan Creyghton, Marketing und Policy“, stellte er als nächstes Alan vor, während sich die Plattform am oberen Ende der Gangway langsam füllte. „Und einer der brillantesten jungen Köpfe in unserer Firma, Adam Darius, Policy-Making Eurasien“, komplettierte Lowell seine Vorstellung. „Доброе утро!“, sagte Darius, ohne dass Zapad einen Akzent bemerken konnte. „Анатолий Дашков“, stellte er sich vor.
„Bevor wir hineingehen“, setzte Zapad auf Englisch fort, nahm ein Klemmbrett, das er unter seinem linken Arm hatte, in die rechte Hand und zog mit der linken einen schweren, schwarzgoldenen Montblanc-Füller aus seiner Sakkotasche, „darf ich Sie alle bitten, die Vertraulichkeitserklärungen zu unterzeichnen?“. Er hielt das Klemmbrett vor sich und reichte Lowell den Füller. Lowell musterte das Formular kurz, was wenig hilfreich war; es war kyrillisch. Bei welchem Tagessatz auch immer, niemals würde er ein Dokument unterschreiben, was er nicht verstand.
„Adam?“, forderte er den jungen Kollegen auf, der das Dokument fast ohne Sprechpausen übersetzte, so, als würde er nur Text vorlesen. Nichts allzu Extravagantes, beschloss Lowell kurz darauf, nur die Klausel mit der Vertragsstrafe bei Bruch der Verschwiegenheit war etwas ungewöhnlich. Er unterschrieb auf der dünnen schwarzen Linie unten rechts.
„Bei Bruch der Verschwiegenheitsverpflichtung ist dem Unterzeichnenden klar, dass der Verrat von Staatsgeheimnissen mit dem Tode bestraft wird“, gingen die Worte von Adam Darius durch Chandimas Kopf. Auch nicht schlimmer als l ebenslange Haft, wie es auf den Formularen der US-Regierung stand, beschloss Chandima und unterschrieb auf dem zweiten Formular. Nachdem Darius und Creyghton ihrerseits ein Formular unterschrieben hatten, ging Zapad in das Flugzeug und gab das Klemmbrett nach rechts, wo es ihm offenbar jemand abnahm. Er gestikulierte den vier Consultants zu, herein zu kommen.
Chandimas erster Eindruck der Maschine war das komplette Gegenteil davon, was sie von der Aeroflot erwartet hatte. Im ersten Abteil, in dem sie standen, befand sich gegenüber der Tür eine Bar, gut sortiert mit den feinsten Spiritu osen dieses Planeten, die sie aus dem Stand hätte nennen können, und Dutzenden Flaschen mit kyrillischen, chinesischen und anderen fremdländischen Schriftzeichen darauf, die sämtlich nicht gerade billig aussahen. Zu ihrer Rechten stand ein schwarzes, tiefes Ledersofa an der Kabinenwand, darüber einige Fenster; die gegenüberliegende Wand bei der Bar hatte eine Sitzecke für vier Personen, ebenso schwarze, dicke Ledersessel, die aussahen, als hätte man sie aus den Sechzigern direkt fabrikneu hier eingebaut. Zwischen den Stühlen war ein Holztisch, irgendein tropisches Wurzelnussholz, dass sie an das Armaturenbrett ihres Jaguar Cabrios erinnerte.
Vor dem Sofa stand ein junger Soldat, vielleicht gerade zwanzig Jahre alt, in russischer Uniform. Er stand stramm und blickte an die Kabinenwand gege nüber. Skeptisch beäugte sie die Pistole im Halfter an seinem rechten Oberschenkel. Zapad bemerkte ihren Blick und begann zu erklären:
„Ich bitte um Entschuldigung für die Geheimhaltung bis jetzt, aber dieses Pr ojekt hat für unsere große Nation oberste Priorität. Der Präsident selbst hat mich gestern Abend informiert, dass Sie“, er blickte zu Lowell, „nach Angaben unserer Experten der beste sind, wenn man schwierige Probleme hat“. Lowell lächelte; er wusste, dass das stimmt.
„Ich bitte die äußere Aufmachung der Maschine zu entschuldigen, ich vers ichere Ihnen, die Ilyushin Il-96 ist ein Meisterstück russischer Ingenieurskunst, und dieses Exemplar ist eines der vier Flugzeuge, die der Präsident für seine eigenen Reisen benutzt. Die
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