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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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einundzwanzigsten Februar alle zwölf Nikitas ihre Einsatzbefehle bestätigt haben. Das heißt, es fährt gerade jeweils eine Atombombe nach Boston, New York, Philadelphia, Washington, Miami, New Orleans, Houston, San Diego, Los Angeles, San Francisco, Seattle und Anchorage.“
    „Anchorage?“, fragte Lowell kurz verwundert, formulierte aber dann eine sin nvollere Frage: „Wann sollen sie denn zünden, und was ist zu erwarten?“
    „Von der Radiomeldung her – die Skipper bekamen ihren Einsatzbefehl über den Wetterbericht auf Voice of Russia – am vierten Oktober.“
    „Immerhin noch Zeit“, seufzte Chandima.
    „Die Wettermoderatorin, Anna Schein, Sie haben die Akten, ist spurlos ve rschwunden. Sonst könnten wir sie ja fragen, wo sie die Informationen herhat. Momentan haben wir keine Ahnung.“
    Chandima stellte sich eine schmutzige, kalte Folterzelle des KGB, nein, FSB vor. Ihr lief ein Schauer den Rücken hinunter.
    „Und wir sollen jetzt rausfinden, wie man die Boote zurückbeordert? Oder wollen Sie halb Amerika in die Luft jagen?“, fragte Lowell, vollkommen kühl.
    „Das Problem würden wir gerne den Amerikanern überlassen – wir können die Boote nicht zurückbeordern. Die Skipper haben ein klares Protokoll: Wenn das Codewort im Radio kommt, senden sie einen codierten Funkspruch zur Best ätigung. Wenn ihnen das bestätigt wird, machen sie sich auf, eine amerikanische Großstadt in die Luft zu sprengen. Ende.“
    „Und wir machen dann …?“, fragte Lowell.
    „Sie erklären den Amerikanern, wie das passieren konnte, ohne dass ein schlechtes Licht auf uns fällt. Wir müssen wissen, wer das war, wie das passieren konnte. Ja, wir haben uns zwölf Nuklearwaffen entwenden lassen, aber im Gegensatz zu den Amerikanern rüsten wir wenigstens ab, nicht auf. Rüsten wir halt ein bisschen mehr ab und gut.“
    „Puh, dafür brauchen wir aber eine wirklich gute Erklärung!“, sagte Lowell.
    „Verdienen Sie Ihr Geld, Lowell. Sie haben noch knapp über elf Stunden bis zur Landung in Chkalovskyi.“
    „Chkalovskyi?“, fragte Creyghton.
    „Militärflugplatz“, erklärte Zapad einsilbig und verließ den Raum.
    „Scheiße“, meldete sich Lowell als erstes zu Wort. „Chandima, wie viel Unterlagen haben wir?“
    „So fünf Gigabyte, ich schätze mal ein, zwei bis acht Millionen Seiten.“
    „Große Scheiße. Fang mal an zu priorisieren: Anna Schein, das Boot, Protokolle. Ich mach mich an die OTPs – weiß jeder, was ein One-Time-Pad ist?“
    Creyghton schüttelte den Kopf.
    „Alan, frag, für Spielchen haben wir keine Zeit. Lies es auf Wikipedia nach. Frau Oberst, gibt’s hier einen Drucker, dann brauche ich einen Stapel Papier, und noch so einen Tomatensaft.“
    „Ein Drucker ist im Kommunikationsraum...“, fing sie an.
    „Bringen sie ihn her!“
    „Aber der …“
    „Jetzt gleich!“
    Der Oberst verließ den Raum. Sie hätte den Amerikaner gerne erschossen, aber ihr Befehl lautete, das nur zu tun, wenn er die Kammern des Präsidenten betr eten würde. Ansonsten hatte sie zu erledigen, was er ihr auftrug.
    „ Adam, du kannst russisch. Schau dir die Liste der Leute an, die ins Gulag kamen, und die, die da wieder rauskamen. Wobei, das waren sicher mehr, lass das den FSB machen.“
    Oberst Charitonow kam mit einem Tomatensaft und einem Packen Papier zurück. Hinter ihr trug der schweigsame Soldat einen Laserdrucker. Er stellte ihn auf den Tisch und ging wieder.
    „Oberst, wir brauchen ein Telefon für meine Kollegen hier, eine Leitung zum FSB.“
    „In Ihrer Armlehne, sagen Sie einfach dem Kommunikationsoffizier, wen Sie sprechen wollen.“
    Darius klappte die Armlehne auf, hob den Hörer ab und wartete die freundl iche Begrüßung des Mannes in der Leitung nicht ab, bevor er ihm auf Russisch erklärte, wen er sprechen wollte.
    06 . Juni 1964
70° 58’ 59.49” Nord, 94° 35’ 02.88” Ost
Irgendein Gulag in Sibirien, 650 Kilometer nördlich von Turuchansk, Sowjetunion
    Vera Baranskaya konnte es immer noch nicht fassen, was passiert war, als sie die Soldaten von der Ladefläche des Lasters schubsten. Noch vor drei Tagen hatte sie im Vorzimmer des Ministerpräsidenten streng geheime Dokumente abgetippt, und heute war sie hier, im schlimmsten Gulag der Sowjetunion. Sie wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte, um das zu verdienen. Sie war jeden Morgen pünktlich bei der Arbeit, immer ordentlich und adrett angezogen, sie machte nicht einen Tippfehler. Sie bewahrte sogar immer einen

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