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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Durchschlag jedes Dokuments auf, für den Fall, dass ein wichtiger Brief oder ein offizielles Dokument verlorenging.
    Die Durchschläge der letzten von ihr getippten Schreiben, sinnlose Buchst abenreihen in jeweils zweifacher Ausfertigung, und Einsatzbefehle für den Angriff auf amerikanische Städte sowie ein Memorandum für den Obersten Sowjet und dessen Nachfolger, waren noch in ihrer Aktentasche, dem einzigen Besitz, den sie noch hatte. Die Soldaten hatten sie am Schreibtisch abgeholt und direkt in einen Zug gesetzt. Sie hatte seit zwei Nächten nicht geschlafen. Sie hatte Angst.
    „ Нет карманов!“, schrie sie einer der Soldaten an und riss ihr die Aktentasche aus den Armen. Sie weinte noch schlimmer, als sie es die letzten Stunden getan hatte. Der Soldat warf die Tasche auf einen Haufen hinter ihm und schubste die Frau weiter. Sie fiel hin, weinend. Er schrie sie wieder an, „встать!“, aber sie stand nicht auf, schluchzte nur. Der Offizier hinter ihm, Major Oleg Polevoy, stellte sich neben ihn.
    Polevoy sah die Frau auf dem Boden an, sie sah deutlich besser aus als die übl ichen Ankömmlinge. Ihre Kleidung war gut, teuer sogar, ihre Haare weitgehend gepflegt, nur ungewaschen von der Reise. Und Polevoy brauchte eine neue Haushälterin, die letzte war, nun ja, ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen gewesen und er hatte sie am Vorabend erschießen lassen.
    „Fräulein?“, fragte er, sich zu ihr herunterbeugend. Sie unterbrach ihr Schluchzen kurz, drehte ihren Kopf zur Seite und sah ihn an.
    „Können Sie einen Haushalt führen?“, fragte er.
    Sie riss sich zusammen und versuchte, aufzustehen. Mit dem letzten Stolz, den sie noch hatte, sagte sie „Herr Major, ich konnte das Sekretariat des Ministerpräsidenten führen, ein Haushalt ist das kleinere Übel“.
    Polevoy musste lautstark lachen, eine so dämliche Lüge hatte er noch nie g ehört. Aber die Art der Frau gefiel ihm. Er wies den Soldaten an, sie in die Kammer neben seiner Hütte zu bringen. „Herr Major, meine Tasche“, sagte die Frau.
    „Wie ist Ihr Name, Fräulein?“, fragte Polevoy und unterdrückte den Wunsch, sie zu erschießen. Er brauchte wirklich eine Haushaltshilfe.
    „Vera. Vera Baranskaya.“
    „Nimm Deine Tasche, Vera, und sei still!“

28. Juli 2013
52° 42’ 01.95” Nord, 40° 07’ 47.79” West
Irgendwo über dem Atlantik
    „Das kann doch nicht sein“, fluchte Lowell. Die One-Time-Pads sind alle u nterschiedlich, sagen die FSB-Leute, und alle zufällig. Nicht knackbar.
    Creyghton hatte mittlerweile den Wikipedia-Artikel gelesen. Ein One-Time-Pad ist eine Reihe zufälliger Buchstaben, mit denen nach einem beliebigen Schema ein Text verschlüsselt werden kann. Ohne den Chiffriertext ist eine Entschlüsselung nicht möglich – es sei denn, bei der Erstellung wurden Fehler gemacht, aber das schloss der FSB aus. „Lass mal sehen“, sagte er.
    „Sagt der Mann, der seit drei Stunden weiß, worüber wir reden?“, ätzte Lowell, drehte aber seinen Bildschirm zu Creyghton.
    Creyghton betrachtete den Scan der Dokumente auf dem Bildschirm, altes, fl eckiges weißes Papier. „Warum ist das so fleckig?“, dachte er laut.
    „Fleckig?“, wiederholte Lowell, schlug sich dann mit der flachen Hand vor den Kopf und versuchte, aufzuspringen, während er „Fleckig!“ schrie. Sein Sitzgurt hielt ihn davon ab, was die Situation sehr lächerlich wirken ließ. Chandima konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Zapad stürmte in den Raum. „Haben Sie was?“
    „Haben Sie die Origin albriefe, also die Original-OTPs?“
    „Oberst!“
    Oberst Charitonow, die die vergangenen drei Stunden nur kopfschüttelnd in der Ecke gestanden oder Kaffee für die meisten und Tomatensaft mit Wodka für Lowell geholt hatte ging durch die hintere Tür des Raumes, um eine Minute später mit einer vergilbten, braunen Mappe mit einem gebrochenen Siegel auf der Vorderseite wiederzukommen. Lowell riss sie auf, wühlte in den Unterlagen und fand schnell das Schreiben, was der Bildschirm anzeigte. Er schubste die Mappe zu Chandima: „Ich brauch die alle, nebeneinander, auf dem Tisch. Umgedreht!“
    „Sehen sie das?“, fragte er den erstaunten Zapad, der ein schmuddeliges altes Blatt Papier sah. „Sehen Sie die Flecken?“
    Zapad sah die Flecken.
    „Warum…“, sprach er weiter. Alle, auch der gelangweilte Oberst, hingen an se inen Lippen. „… warum ist ein Dokument, das nie jemand angefasst hat, fleckig?“
    Schweigen.
    Er leckte an

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