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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Unterlagen – das stört dich doch nicht?“
    „Natürlich nicht.“
    •
    James East hatte noch nie in seinen fünfunddreißig Jahren beim Geheimdienst jemanden wie Elena erlebt. Gut, sie war engagiert, fröhlich, sicher loyal, aber derart unorganisiert… und die Protokollbrüche, als gäbe es gar keine Protoko lle. Wobei, dachte er, den Eindruck hatte er von den Amerikanern immer. Die hatten ja nicht mal Waffen dabei. Aber ein Treffen mit einem Agenten in Anwesenheit eines Zivilisten? Sie kann ja ihr Cover kaputtmachen so viel sie will, aber seines?
    Aber gut, der Mann war weitgehend harmlos. Daniel Dreyer, Jahrgang ‘neun undsiebzig, Abitur, bei der Bundeswehr verpflichtet, kurz nach Scheidung der Eltern. Vater mit Kontakten zur Rüstungsindustrie, auch der britischen, völlig sauber. Bei der Bundeswehr studiert, Diplom-Ingenieur in Elektrotechnik, Beförderung zum Leutnant, Promotion an der Universität der Bundeswehr in München zu irgendwelchen Frequenzspielchen. Dabei fiel ein Patent ab, das er zu hundert Prozent selbst hält, und an Diehl Defence lizenziert hat – nachdem es der deutsche Militärgeheimdienst MAD als Geheimsache verschloss. Inhalt – deutlich über James‘ Freigabe, aber der britischen Regierung bekannt. Vor fünf Jahren geheiratet, vor drei Jahren starb die schwangere Frau bei einem Autounfall. Seitdem – nichts, weil auch nicht mehr in Deutschland, sondern einmal rund ums Mittelmeer, dann im letzten Herbst in die Karibik, wohl mit eigenem Boot. Bankkonten nicht beeindruckend voll, aber durch Zahlungen von Diehl Defence auch nie leer. Was soll da schon passieren, der Mann war, wenn es nach James ging, Wissenschaftler und Aussteiger.
    Er blickte auf sein Smartphone, der blaue Punkt, der ihn darstellte, und der rote, der Elenas Handy trackte, waren nur gut fünfzig Meter auseinander. Er steckte das Telefon ein, ging noch ein paar Schritte und sah sie mit Dreyer im Café sitzen. Der junge Mann sah dem in der Militärakte nicht ähnlich, Dreit agebart, die Haut rauer, braungebrannter, die Augen trauriger. Bis auf ein kleines Funkeln, wenn Elena ihn ansah oder etwas sagte. Am Tisch angekommen, begrüßte er Elena mit Küsschen auf beide Wangen und streckte dann seine Hand aus: „Sie müssen Dr. Dreyer sein. James East, sehr erfreut!“
    „Mister East, wenn Sie mich schon nicht Duzen wollen, lassen Sie wenigstens das „Dr.“ weg“, sagte Dreyer, der James‘ Händedruck fest erwiderte. James dachte dreißig Jahre zurück, als er in dem Alter war und für Frauen wie Elena noch int eressant. Er verdrängte den Gedanken.
    „Elena, ich hab deine Unterlagen in diese Mappe, und du hast deinen Pass auf dem Zimmer liegen gelassen – der Concierge hat ihn mir gegeben. Viel Erfolg auf den französischen Inseln, und grüß deinen Vater“, sagte er. „Ich muss le ider meinen Flug erwischen“, log er, verärgert darüber, die Happy Hour im Hotel zu verpassen. „Schön, dich kennen gelernt zu haben, Daniel. Tschüss, Elena“, sagte er und ging.
    „Das war kurz“, sagte Dreyer.
    „James und mein Vater“, improvisierte Elena, „haben von zwanzig Jahren zusammen das Geschäft aufgebaut; Yachten in der Karibik für europäische Kunden – James ist Brite“.
    „Typisch“, sagte Dreyer, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Schluck Rum.
    10. August 2013
14° 04’ 36.25” Nord, 60° 56’ 56.28” West
Rodney Bay Marina, Gros Islet, Sankt Lucia
    „ Die haben tatsächlich vierzig Dollar Aufschlag verlangt, weil Wochenende ist”, schimpfte Dreyer, als er wieder an Bord ging. „Hast du für deine Sachen Platz gefunden?“
    „Viel!“, sagte Elena, immer noch verwundert, wie man mit so wenig zum A nziehen leben kann. Sie kam ihm entgegen und gab ihm ein Küsschen.
    „Na dann“, sagte Dreyer und sah auf die Uhr, „es ist viertel nach acht, wir sol lten losfahren!“
    Elena war aufgeregt.
    „Kannst du die Vorleine losmachen?“, fragte er, während er die leeseitige Achterleine löste.
    Elena blickte sich um. Sie sah gefühlte zwei Dutzend Leinen. Tatsächlich waren es nur siebzehn.
    „Bist du schon mal mit einem Boot rausgefahren?“, fragte Dreyer.
    „Ja“, log Elena. Er sah sie skeptisch an. „Aber ich hab nie was gemacht, ich…“
    „Vorne, am Bug, Backbord, das ist links, an der Klampe, die Leine zum Land. Losmachen. Ja?“, sagte Dreyer, etwas ungeduldig.
    „Klar!“ sagte Elena, und sah, an den Bug gehend, nicht, dass Dreyer wieder den Kopf schüttelte. Dreyer

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