Die Erben des Terrors (German Edition)
James gesehen, der als Geschäftspartner durchgeht, vielleicht als Onkel, schlimmstenfalls als älterer Liebhaber. Den Eindruck wollte sie aber nicht erwecken, es musste beruflich bleiben. Er sah sie fragend an, bemerkte, dass sie zögerte. Während sie darüber nachdachte, vielleicht als Model Fotoshootings zu haben oder im Controlling einer Hotelkette zu arbeiten oder vielleicht als Hoteltester oder Location-Scout oder… „Yachtmakler“, sagte sie, und fügte hinzu, „mir ist nur aufgefallen, dass du hier sehr viel Elektronik hast, aber keinen Fernseher.“
„Fernseher?“, fragte Daniel mit einem völlig verständnislosen Gesichtsau sdruck. „Was für Boote makelst du denn, nur Motorboote?“
Elena verstand zwar die Rationale hinter diesem Schluss nicht, aber Daniel sagte es so überzeugt, dass es Sinn machen musste. „Ja“, sagte sie, „nur Motor yachten“. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, irgendwann rauszufinden, was es damit auf sich hatte. Die Lektüre vieler Internetforen würde ihr verraten, dass Segler gegenüber Motorbootfahrern das Vorurteil pflegen, diese hätten nur schwimmende Ferienwohnungen, und Fernsehempfang außerhalb einer Marina war kaum machbar, oder enorm teuer und mit einem sehr großen, teuren und – nach Meinung vieler – sehr hässlichen Antennendom verbunden. Sie fände auch Segler mit Fernsehern, aber die bekamen tendenziell eher abfällige Kommentare.
„Fest, hier auf St. Lucia?“, fragte er als nächstes.
Sie wusste, dass sie ihren Plan nicht verraten dürfte, wollte aber auch nicht lügen. Zudem würde es sonst eher auffallen. „Nein, ich springe von Insel zu Insel und suche Verkäufer, jetzt kurz vor der Hurrikan-Saison.“ Ihr fiel auf, dass es wahrscheinlich keine gute Idee ist, während der Hurrikan-Saison hier zu sein, und fragte nach: „Und du, wieso bist du hier, so kurz vor der Saison?“
„Kurz? Hab ich da was im Wetterbericht verpasst?“
Wetterbericht , wiederholte sie in Gedanken. Es war entsetzlich, sie hatte von Booten keine Ahnung, aber wer hätte gedacht, dass alle mit einem Boot derart viel haben?
Sie stellte schnell fest, dass dies eine dumme Frage war. Dafür fiel ihr eine Au srede ein, schließlich stand im CIA-Report, dass August Hurrikan-Saison wäre.
„Ich meine nur, es ist recht spät dieses Jahr“, versuchte sie sich zu begründen, hoffend, dass das stimmt.
„Da hast du natürlich Recht, aber ist doch schön, wenn man ein bisschen länger Zeit hat. Aber deswegen bin ich ja hier, um schön gemütlich Inselhopping nach Florida zu machen, bis die Stürme kommen. Und im Notfall kann ich ja noch nach unten, nach Venezuela.“
Elena hatte den Eindruck, dass das alles ein wenig weiter weg wäre, als es klang, wenn er das sagte, versuchte aber, das Thema wieder auf etwas zu bringen, von dem sie mehr Ahnung hatte. „Du bleibst also nicht hier?“
„Planmäßig würde ich morgen nach Martinique aufbrechen.“
Elene hüpfte vor Freude. Innerlich. Ihr nächstes Ziel war die Marin Yacht Harbour Marina auf Martinique. „Das ist aber schön, vielleicht sehen wir uns da wieder!“
„Du musst auch nach Martinique?“
„Ja, nach Le Marin, und dann die anderen acht Marinas auf Martinique durch. Wollen wir uns da irgendwo verabreden, wenn du dort bist?“
Daniel zögerte einen Moment, weil er sich nicht sicher war, ob das eine gute Idee wäre. Er fragte trotzdem: „Wieso kommst du nicht einfach mit mir mit?“
Elenas Herz schrie sehr laut „JA“, aber ihr Verstand erklärte ihr, dass das nicht ginge. Sie versuchte, eine Begründung zu finden: „Ich muss Samstagmittag in Le Marin einen potenziellen Kunden treffen, das dauert zu lang, wenn ich mit dir mitkomme, mein Flug geht Samstag früh.“
„Hä?“
Elena blickte ihn völlig verständnislos an.
Daniel sie ebenfalls. Aber nachdem sie nichts sagte, erklärte er seine Frage: „Wir sind doch in vier, maximal fünf Stunden in Martinique. Was für Boote verkaufst du nochmal?“
Elena überlegte kurz, ob Segelboote vielleicht schneller seien als Motoryachten, hielt das aber intuitiv für Schwachsinn. Offenbar war Martinique sehr nah, und Daniel wusste das. Überhaupt wusste er sehr viel. Ihr fiel nichts passendes ein, also hörte sie auf ihre Emotionen: „Gut, ich komme mit. Aber erst am Sam stag.“
„Ist doch super, morgen Abend ist der Rodney Bay Jump-up, den wollte ich ohnehin mitbekommen. Aber lass mich mal nach dem Lamm sehen, das sollte langsam fertig sein.“
Der
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