Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
erstickte ihre Worte.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Nach dem Angriff im Reservat hat Cartier ihn verhört und gefoltert. Er hat Drogen eingesetzt … und andere Methoden. Er wollte alles wissen, was Carlo über …« Sie schaute mich an.
»Über uns weiß«, beendete ich den Satz für sie. »Die Atlanter.«
Dr. Maria nickte traurig. »Es tut mir leid, Owen, dass ich dir nicht mehr erzählt habe. Es war nicht möglich … Ich meine, erst war ich mir nicht sicher, ob du überhaupt der Richtige bist, doch sobald mir das klar war, tat ich, was ich konnte, um dich hier rauszubringen. Es hätte dir auch nicht viel genützt, die Hintergründe zu kennen, ehe du nicht verstehst, was du eigentlich bist. Ich dachte, meine Leute könnten dich in Sicherheit bringen, und den Schädel …«
»Ist schon okay«, sagte ich. »Ich weiß jetzt Bescheid. Ich war im Tempel. Ich habe ihn gefunden.«
»Ich habe es gehört. Paul ist schon ausgeflippt, als du im Reservat verschwunden warst. Als Cartier dann durchgab, dass er zwar die Kammer mit dem Schädel gefunden, euch beide aber verloren hat, war mir klar, dass er völlig durchdrehen würde. Ich wusste auch, dass sie dort deine Blutprobe gefunden hatten und daraus schließen würden, dass ich diejenige war, die den Nomaden half. Während also alle nach dir suchten, bin ich mit Carlo geflohen. Marco und Aliah haben mir erzählt, dass ihr euch hier treffen wolltet …«
»Sie haben sie gesehen?«, fragte Lilly.
»Sie wollten gestern Evan im Krankenhaus besuchen. Und da haben sie mir erzählt, dass sie hier auf euch gewartet haben, ihr aber nicht gekommen seid.«
»Wissen Sie, wo wir sie finden können?«
»Nein. Kurz darauf bin ich mit Carlo geflohen. Ich dachte, ich könnte ihm helfen …« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »Die kompliziertesten Dinge habe ich schon hingekriegt, aber sein Leben konnte ich nicht retten …« Tränen füllten ihre Augen.
Ich hatte noch tausend Fragen an sie, versuchte aber, mich aus Rücksicht auf ihre Trauer zu beherrschen.
»Ich wollte ihn begraben, so wie er’s gewollt hätte«, sagte sie da. »Damit er im Tod zum Terra zurückkehrt.«
»Sie wissen davon?«, fragte ich.
»Ja. Viele von uns bei den Nomaden sind Anhänger des Heliad-7-Kults, wie er von den Alten überliefert wurde. Na ja, streng genommen vielleicht nicht ganz; ich meine, Dr. Keller ist auf ihre Art genauso verrückt wie Paul, bloß dass sie der atlantischen Lehre folgt.«
»Pyra hat gesagt, es gäbe einen weiteren Schädel, im Süden. Vielleicht ist es ja deiner«, fügte ich mit Blick auf Lilly hinzu.
»Vielleicht«, sagte Lilly.
»Pyra«, klagte Dr. Maria. Anscheinend hatte sie auch sie gekannt. Dann blickte sie auf. »Moment mal, wie meinst du das …« Sie beendete den Satz nicht.
Denn in diesem Moment hörten wir die Hunde, die sich uns kläffend näherten.
Die Ärztin stieß einen tiefen, resignierten Seufzer aus. »Adios, Carlo.« Sie richtete sich vorsichtig auf und bettete seinen Kopf sanft auf den Felsen.
Dann fasste sie meine Hand. »Owen, ich möchte, dass du das hier nimmst.« Sie griff in ihre Jackentasche und drückte mir eine kleine, orangefarbene Plastikdose in die Hand. Auf der Oberseite standen mit schwarzem Stift ein paar Zahlen geschrieben, und im Inneren klapperte es. Ich öffnete die Dose und fand darin eine kleine, transparente Plastikscheibe. »Das ist ein Daumenabdruck«, erklärte Dr. Maria. »Der Code auf dem Deckel bringt dich ins Labor, und der Abdruck verschafft dir Zugang zu meinen Dateien. Du musst erfahren, worum es beim Projekt Elysion geht.«
»Aber …«
Sie schob sich an mir vorbei. »Aaron, im Adlerauge, ist ein Freund. Er macht vielleicht nicht den Eindruck, aber er hat mir geholfen, die Nomaden reinzubringen. Er kann euch auch helfen, von hier zu entkommen, okay? Zuerst aber musst du ins Labor, hinter der roten Tür. Versprich mir das.«
»Okay. Aber was ist mit Ihnen?«
»Ich muss jetzt gehen.«
Die Hunde kamen näher. Wir konnten schon ihre Krallen auf dem Fels hören, ihr Hecheln zwischen dem Gebell. Dazu gesellte sich der Klang von Stiefeln.
»Und Owen …« Ihre Augen waren groß und traurig. »Es tut mir leid.« Mit einem letzten Blick auf Carlo eilte sie hinaus.
»Was tut Ihnen leid?«, flüsterte ich und folgte ihr nach draußen ins Sonnenlicht.
Sie drehte sich noch einmal um, den Finger an den Lippen, und lächelte flüchtig. »Alles … bei dem ich mitgeholfen habe … was du bald
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